Matze Knop: „Fußball ist eine ernste Angelegenheit“

Magazin

Matze Knop: „Fußball ist eine ernste Angelegenheit“

Fußball ist für Matze Knop nicht nur eine Comedy-Masche, er ist Fan mit Leib und Seele. Worauf der Entertainer sich während der WM freut, auf welche Spieler er seine Hoffnungen setzt und wem er außer Deutschland den Titel gönnen würde, verrät er im Interview.

Fußball ist eines der großen Themen von Comedian Matze Knop (39, „Operation Testosteron“), seine liebevollen Parodien von Spielern und Trainern sind beim Publikum enorm populär. Sein neuer WM-Song „Goldene Generation“ kommt dennoch weitgehend ohne Geblödel aus, sondern präsentiert sich als rockige Hymne mit hohem Mitsingfaktor. Die Nachrichtenagentur spot on news hat sich mit Knop über seine Projekte zur WM, Emotionen auf der Fanmeile und die Vereinbarkeit von Amateurfußball- und Comedy-Karriere unterhalten.

„Goldene Generation“ geht ein bisschen in die Britpop-Richtung und hebt sich wohltuend von dem üblichen Ballermann-Schlagersound vieler WM-Songs ab. Wessen Idee war das?

Matze Knop: Den Song hat sich der Produzent Erich Öxler ausgedacht. Ich fand ihn gut, weil er jetzt eben nicht „Utzutzutz“ macht. Man muss sich immer entscheiden: Macht man Comedy oder macht man einen musikalisch wertigen Titel? Es ist auch nicht ganz so platt anbiedernd wie „Jetzt holen wir den Titel“ oder „Jetzt werden wir Weltmeister“, sondern es geht einfach um die „Goldene Generation“. Das können unsere Fußballer sein, das können aber auch wir anderen sein. Der Song kann theoretisch auch im Altersheim laufen oder im Kindergarten, und das fand ich ganz charmant.

Ist darum auch der Comedy-Faktor des Stücks so niedrig?

Knop: Ja, man muss immer gucken, wenn man jetzt zu viel auf einmal in alles reinpackt, dann hat man so einen Bauchladen, und das ist nicht gut. Fußball und gerade die WM ist Emotion pur, da sitzen wir alle vor dem Fernseher oder vor der Leinwand auf der Fanmeile, und es ist eine ernste Angelegenheit. Natürlich wird auch mal gelacht, aber im Endeffekt geht es darum, zu feiern, mit den Jungs mitzufiebern, und deswegen habe ich bewusst auch bei der Musik versucht, die Comedy etwas zu reduzieren. Deswegen ist es erst mal einfach nur ein Song, und so soll es auch sein.

Dann gibt es wohl auch keine Verlierer-Version, wie damals „Pokal is weg“ zu „Pokal Again“?

Knop: Die fand ich ja sensationell, eigentlich besser als die Hauptversion. Das Problem ist nur, dass sie dann keiner mehr hören will. Es ist ja immer so, wenn die Mannschaft ausgeschieden ist, ist in dem Moment eigentlich auch die WM vorbei, und deswegen haben wir jetzt erst mal darauf verzichtet.

Wie sieht ansonsten Ihr Programm zur WM aus?

Knop: Ich bin sicherlich mal auf Sky zu sehen, auch bei Sport 1. Im ZDF mache ich ein paar Sachen, und ich mache auch online relativ viel. Ich habe ja mittlerweile einen eigenen Youtube-Kanal, der immer größer wird. Ich fahre auch für eine Firma nach Brasilien und werde von dort ebenfalls einiges machen. Ich habe also auf jeden Fall eine Menge zu tun und freue mich sehr darauf, gerade auf Brasilien. Ich war noch nie da, und bin superdankbar, dass ich als Fan in Brasilien sein darf. Da werde ich mir auch das Spiel Deutschland-Ghana anschauen können.

Sie haben keine Angst vor Krawallen?

Knop: Nein, das ist ja alles organisiert, es ist quasi so, als würden meine Eltern mitfahren. Ne, dem Matze passiert nix! Ich war ja letztes Jahr in Afghanistan und habe da einen Auftritt gemacht vor den Bundeswehr-Soldaten, und da muss ich ganz ehrlich sagen, hatte ich viel mehr Bammel und war viel skeptischer. Und als ich dann da war, war ich doch sehr beruhigt. Es war ein interessantes Erlebnis, es waren beeindruckende Sachen, die man mitbekommen hat, und ich würde auch jederzeit wieder dorthin fahren.

Wie schauen Sie sich die Spiele privat am liebsten an, wenn Sie nicht gerade in Brasilien sind?

Knop: Am liebsten schaut man sowas immer einfach mit den Menschen, die man mag, mit den Freunden und Freundinnen, meinem Bruder, mit dem ich auch viel zusammenarbeite. Am besten mit einem schönen Grill im Garten, das finde ich eigentlich am coolsten. Fanmeile ist auch super, in Berlin, wenn da eine Million steht und auf den Bildschirm starrt. Ich glaube, ich bin so wie alle anderen auch.

Wer sind Ihre Hoffnungsträger im deutschen Kader?

Knop: Ich bin großer Fan von Klose. Müller macht eine gute Figur, der spielt immer so unorthodox. Ich hoffe, dass Götze noch ein bisschen kommt, Reus hat ja einen guten Lauf. Khedira kann hoffentlich nochmal eine Schippe drauflegen nach dem CL-Finale. Die Abwehr wäre gut, wenn sich die Jungs da hinten im Verbund einig sind. Und Özil halte ich für einen tollen Spieler. Wir haben eigentlich genug gute Leute, es ist nur wichtig, dass der Jogi sie alle fit bekommt, und dass die auch Luft kriegen da hinten, weil es soll sehr warm sein in Brasilien. Also Männer: Trinken, trinken, trinken!

Jetzt mal ganz realistisch gesehen: Wie weit kommt Deutschland?

Knop: Halbfinale traue ich unserer Mannschaft immer zu. Wir haben ja in Südkorea gesehen, selbst wenn sie nicht berauschend spielen, schaffen sie es ins Halbfinale. Und mit ein bisschen Glück, wenn der Ballack nicht gesperrt gewesen und Olli Kahn nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden wäre, dann hätten sie vielleicht auch den Titel holen können. Deswegen muss man Deutschland immer auf dem Zettel haben, auch in Brasilien. Wenn ich gar nicht daran glauben würde, hätte ich den Song nicht gemacht.

Und wem drücken Sie die Daumen, wenn es nicht klappt?

Knop: Ja, dann fände ich Brasilien schon ganz cool. Die müssen auch weit kommen, ich glaube, wir werden ein Fußballfest erleben wie lange nicht. Außerdem mag ich Dante persönlich sehr, ein sehr sympathischer, lustiger Vogel und guter Fußballer. Auch wenn sie den Titel schon so oft gewonnen haben, jetzt ist die WM in Brasilien, jetzt sollen sie ihn auch holen. Aber nur, wenn wir ihn nicht holen! Oder so ein Außenseiter, Honduras vielleicht, das wär auch klasse. So wie Griechenland damals bei der EM 2004, das fand ich schon gut.

Sie spielen auch selbst bei RW Horn in der Kreisliga. Ist es schwierig, den Sport mit Ihrer Arbeit als Comedian zeitlich unter einen Hut zu bekommen?

Knop: Auf jeden Fall – gerade ist Training. Wir trainieren immer Mittwoch und Freitag. Freitag ist natürlich so ein klassischer Auftrittstag, da ist es immer schwierig. Mittwochs versuche ich dann immer hinzugehen, aber ich mache auch so manchmal ein bisschen Fitness, das bringt dann auch ein bisschen was. Mein Vorteil ist, auf der Bühne muss ich zwei Stunden voll konzentriert, daher kann ich mich auch gut 90 Minuten auf das Spiel konzentrieren, selbst wenn die Luft nach dem zweiten Sprint dünn wird.