Matthias Schweighöfer: Warum Kino inspirieren sollte

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Matthias Schweighöfer: Warum Kino inspirieren sollte

Matthias Schweighöfer findet, Kino darf ruhig gut ausgehen. Warum ein Happy End Mut machen kann und wie viel Ernsthaftigkeit in seinen Filmen steckt, erklärt der Schauspieler im Interview.

Früher Friedrich Schiller oder Marcel Reich-Ranicki, jetzt der viel beschäftigte Business-Mann oder sympathisch verplante Typ von Nebenan: Matthias Schweighöfer (34) spielt heute vorzugsweise Komödie. Auch sein neuer Film „Der Nanny“, für den er erneut musikalisch aktiv wurde, kommt aus dieser Ecke. „Nur komödiantisch“ stimmt aber nicht ganz, wie er spot on news erklärt. Außerdem erzählt der Schauspieler, weshalb ein Happy End dem Zuschauer gut tut und warum deutsches Kino eine Herausforderung bleibt.

Ganz schön viel Arbeit: Schauspielern, Produzieren, Schreiben – jetzt auch noch Singen. Bleibt denn manchmal zu wenig Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens?

Matthias Schweighöfer: Wie das Leben? Es bleibt nicht viel davon, aber man muss sich die Zeit einfach nehmen. Ich versuche das und es klappt eigentlich auch ganz gut.

In „Der Nanny“ sind Ihre Filmkinder sauer, weil der Vater so wenig Zeit hat. Geht es Ihnen mit dem eigenen Nachwuchs manchmal genauso?

Schweighöfer: Ja, ich bekomme immer Stress – aber nicht von meinen Kindern. Ich mache mir den Stress, wenn die Zeit zu knapp ist. Ich versuche, soviel Zeit wie möglich zu investieren. Die letzten sechs Jahre sind so schnell vorbei gegangen, meine Tochter kommt jetzt schon in die Schule. Man muss sich einfach entscheiden: Liege ich jetzt eine Stunde im Park oder geh ich lieber ein bisschen malen?

Könnten Sie sich denn vorstellen, so wie der Kollege Til Schweiger gemeinsam mit ihren Kindern vor der Kamera zu stehen?

Schweighöfer: Bei Til Schweiger hatte das ja seine Tochter Emma initiiert. Meine macht bisher keine Anstalten. Es wäre jetzt nicht unbedingt mein Wunsch, aber wenn sie es selbst wollen, dann würde ich es wohl machen. Ich will sie einfach zu nichts pushen.

Wie oft hören Sie den Vergleich zwischen Til Schweiger und Ihnen selbst?

Schweighöfer: Die ganze Zeit. Wir werden oft miteinander verglichen, obwohl unsere Filme eigentlich sehr unterschiedlich sind.

Ihre Filme haben sich im Laufe der Zeit schon recht stark verändert. In „Schiller“ oder „Kammerflimmern“ haben Sie zum Beispiel noch ernstere Rollen gespielt. Warum machen Sie heute nur noch Komödien?

Schweighöfer: Die Filme sind gar nicht nur komödiantisch, sie haben alle auch einen ernsten Ton. Kino ist in Deutschland relativ schwierig, gerade was deutsche Filme angeht. Du musst dein Publikum einfach auch mitnehmen. Umso ernster es wird, desto mehr müssen die Zuschauer auch zum Thema hingeführt werden. Sodass sie dir vertrauen und auch in einen ernsten Film mit dir gehen würden. Dann schauen vielleicht auch eine Million Menschen den Film und nicht nur 100.000. Das braucht eben Zeit und Arbeit. Deshalb fängt man am besten mit einem kommerziellen Produkt an.

Sind Komödien also die Zukunft des deutschen Kinos?

Schweighöfer: Es wäre schade, wenn das die Zukunft des deutschen Kinos wäre. Genre zu machen ist wichtig, aber es ist schwer, gegen die Amerikaner anzukommen. Die Wucht ist sehr krass, was Action, Thriller und die großen Science-Fiction-Produktionen angeht – das kann man ja in Deutschland gar nicht generieren. Das heißt für uns Schauspieler – zum Beispiel Til Schweiger oder auch Elyas M’Barek – dass man die Zuschauer vom Lachen auch mal wieder zu den ernsteren Themen führen muss.

Was sind also die Komponenten einer erfolgreichen Komödie?

Schweighöfer: Eine ernsthafte Geschichte als Basis. Mit einem ernsthaften Problem dockt man bei Leuten an, die sich und ihr Leben in so einem Film sehen wollen. Dann können Sie darüber auch lachen.

Schlussendlich haben aber auch die deutschen Komödien immer ein Happy End. Ist diese Herangehensweise nicht oft zu sehr schwarz-weiß gedacht?

Schweighöfer: Klar, das darf aber auch so sein. Wenn ich ins Kino gehe, wünsche ich mir auch das Märchen, das am Ende immer gut endet, selbst wenn es traurig oder schwierig ist.

Aber im Leben geht es auch nicht immer nur um Wünsche…

Schweighöfer: Das ist richtig, aber das Leben lebe ich sowieso: mit Höhen und Tiefen und Niederschlägen. Wenn ich ins Kino gehe, will ich alles erleben, was es in der Realität nicht gibt. Dort kann ich zum Beispiel auch mit dem Raumschiff durchs Weltall fliegen. Der Gedanke als Boxer zehn Runden zu gewinnen ist doch schön – auch wenn es unüberwindbar scheint. Das ist für mich Kino: ein Märchen, das mit der Realität nichts zu tun hat, obwohl es Fragmente beinhaltet, die dein Leben auf gewisse Weise widerspiegeln.

Ihnen gefällt also das Unmögliche am Kino?

Schweighöfer: Genau, ich möchte am Ende den Saal verlassen und wissen: Die haben das doch auch geschafft. Das Ende ist doch gut. Also möchte ich im richtigen Leben auch ein gutes Ende haben. Und dafür kämpft man dann, denn das Leben an sich ist eh schon schwierig genug.

Welche Filme schauen Sie denn selber gerne?

Schweighöfer: Ich bin ein großer Fan von Science Fiction, wie zum Beispiel „Interstellar“ und anderen Filmen von Christopher Nolan. Ich liebe auch Horror-Filme und Thriller – alles Genres, die man hier in Deutschland nur so schwierig bespielen kann.

Gibt es eine Rolle – zum Beispiel eine berühmte Persönlichkeit – die Sie unbedingt noch spielen wollen?

Schweighöfer: Wenn, dann wäre es wohl die Biografie von Johnny Depp.