Mainstream statt Indie-Look: „Normcore“ auf dem Vormarsch

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Mainstream statt Indie-Look: „Normcore“ auf dem Vormarsch

"Normcore" ist der neue Mode-Trend - ein Phänomen, dass es völlig an den Haaren herbeigezogen wirkt. Dahinter steckt jedoch ein striktes Prinzip: je normaler, desto besser. Das Auftreten in Jeans und Shirt gilt als der Mode-Hype der Saison.

Man könnte meinen, dass es heutzutage einfach keine interessanten Mode-Trends mehr gibt: Jeder Look und jedes „It-Piece“ war schon mal. Dank Retro-Style kehrt ständig wieder, was als vergessen galt. Bei dieser Überdosis verwundert es nicht, dass der Street-Style jetzt stagniert: Normalität hervorgerufen durch gewöhnliche Outfits oder „unmodische“ Stücke ist „in“. Was anfangs sicher keine Absicht war und Nicht-Auffallen bewirken sollte, ist jetzt ins Gegenteil umgeschlagen: Der neue Trend der Durchschnittlichkeit ist geboren!

Das Wort „Normcore“ beschreibt die neue Bewegung sehr treffend. Der Begriff wurde ursprünglich von der New Yorker Trendagentur „K-Hole“ im Bericht „Youth-Mode: A Report of Freedom“ als gesellschaftliches Phänomen geprägt. Es ginge nicht mehr um Individualität, sondern darum, sich anzupassen – an die Masse und den Mainstream. „Normcore“ beschreibt ein ganzes Lebensgefühl. Mode-Blogger und Lifestyle-Zeitschriften haben sich den Begriff jetzt zu Eigen gemacht, auch in der Mode gilt nun: Normal gefällt.

Wie für jeden Trend lassen sich auch für „Normcore“ prominente Vorbilder finden. In Sachen Mode sind das laut „Huffington Post“ zum Beispiel Steve Jobs (1955-2012) oder Adam Sandler (47, „Bedtime-Stories“). Der „Apple“-Gründer trug so gut wie immer schlichte, schwarze Rollkragen-Pullover. Schauspieler Sandler steht auf einfache Sweater oder Shirts zu Jogging- oder Cord-Hose und Turnschuhen.

Altbekannte Öko-Treter haben es den „Normalos“ angetan. Zusammen kombiniert ergeben auch Jeans und grauer Sweater ein richtig „normales“ Outfit. Extrem durchschnittlich kommen Teile, die eher im Fitness-Studio und weniger auf einer Filmpremiere erwartet werden. Jogging-Hose und Turnschuhe sind die neuen Alleskönner in Sachen „Normcore“. Womit man sich früher schämte, kann man heute sogar auf Partys gehen.

Ob der einfache und angenehme Trend länger bleibt als seine Vorgänger, ist fraglich. Einen Gegen-Trend gibt es jedenfalls schon: „Glamcore“! Angepriesen wurde die Anti-Bewegung natürlich – wie könnte es anders sein – von der US-amerikanischen „Vogue“. Von einem anhaltenden „Normcore“- Trend hätte die Mode-Bibel wohl auch wenig. „Glamcore“ ist mittlerweile alles, was auffällt: ausgefallene Frisuren, pompöse Kleider, ungewöhnliche Schnitte und Prints. Mitmachen muss man bei keinem der Trends, aber Vorsicht: Zu-wider-Handeln könnte eine neue Bewegung auslösen!