Madsen: Lust auf Meer

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Madsen: Lust auf Meer

Die Band Madsen gehört zur deutschen Indie-Rock-Szene wie das Salz in der Suppe. Jetzt erscheint das neue Album "Kompass". Warum die Songs alle Lust auf Meer machen, wieso Küsse besser sind als Worte und warum es jetzt ein Madsen-Kochbuch gibt, hat Sänger Sebastian Madsen im Interview verraten.

Die Band Madsen gehört zur deutschen Indie-Rock-Szene wie das Salz in der Suppe. Gut zehn Jahre nach ihrem Debütalbum veröffentlichen die vier Jungs aus Norddeutschland in diesen Tagen ihr sechstes Studioalbum. Es hört auf den schönen Namen „Kompass“. Warum sich die Sehnsucht nach Meeresluft wie ein blauer, maritimer Faden durch die neuen Songs zieht und man manchmal einfach drauflos küssen sollte, hat Sänger Sebastian Madsen (34) der Nachrichtenagentur spot on news im Interview verraten.

Das neue Album „Kompass“ klingt sehr maritim. Was verbindet Sebastian Madsen und das Meer?

Sebastian Madsen: In den letzten drei Jahren hatte ich immer wieder eine Reisesehnsucht, die ich aber nicht angehen wollte. Seit Jahren möchte ich einfach für ein paar Monate verschwinden, aber ich traue mich nicht. Aber diese Sehnsucht nach Weite, Ferne und Meer ist schon immer da und ist jetzt einfach so mal wieder aus mir herausgepurzelt. „Kompass“ ist ein Album, das man sehr gut mit in den Urlaub oder auf eine Reise nehmen kann.

An welches Meer würden Sie denn gerne fahren?

Madsen: Das Mittelmeer habe ich bestimmt schon seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen. Ich bin immer so schnell zufriedenzustellen und fahre immer nur an die Ostsee oder Nordsee. Für mich wäre es schon ein Fortschritt, wenn ich das Land mal wieder verlassen würde. Das letzte Mal war ich vor fünf Jahren auf Ibiza.

Statt mal wieder in den Urlaub zu fahren, ist Madsen ständig unterwegs. Ihr habt zum Beispiel ganz spontan auf den Festivals Southside und Hurricane gespielt. In welchem Zustand hat Sie diese Nachricht erreicht?

Madsen: Dummerweise war ich schwer verkatert. Ich habe mich am Abend zuvor mit einem alten Kumpel getroffen und es wurde ziemlich spät – wie das eben ist, wenn sich zwei Kumpels nach langer Zeit wiedersehen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mich am nächsten Morgen das Telefon wach brummt. Wir sind dann 24 Stunden komplett am Rotieren gewesen, am nächsten Morgen in aller Früh von Norddeutschland in den Süden aufs Southside gefahren. Nervlich ging ich da ganz schön an meine Grenzen. Der Auftritt war ein Riesending für uns. Um 21.15 Uhr auf der Hauptbühne eines so großen Festivals spielen zu dürfen, das gab es in der Bandgeschichte noch nicht.

Madsen durfte nicht nur auf der Hauptbühne zur besten Zeit spielen, sondern auch noch im Tourbus der Foo Fighters übernachten, richtig?

Madsen: Wir sahen uns schon mit dem Sprinter herumfahren. Eigentlich war es unmöglich für dieses Wochenende einen Bus zu bekommen. Es waren europaweit viele Festivals und so kurzfristig lässt sich normalerweise nichts machen. Den Bus der Foo Fighters haben wir nur bekommen, weil sich Dave Grohl das Bein gebrochen hat. Der Tourbus war eigentlich nicht für unsere Preisklasse und ein ziemliches Luxusteil. Wir haben uns ein Wochenende gefühlt wie die ganz Großen und mussten danach erstmal runterkommen und uns daran erinnern, dass wir eher die Halbgroßen sind.

Einer der neuen Songs trägt den Titel „Küss mich“. Warum ist küssen manchmal besser als viele Worte zu machen?

Madsen: Küsse sind ehrlicher. Wenn es wirklich knistert und nur die Angst im Wege steht, muss man die Worte beiseiteschieben und handeln! Ich bin in sowas gar nicht gut. Ich wäre gerne der Typ, der auf ein Mädchen zugeht und sie einfach küsst, wenn er will. Aber erstens habe ich sowieso eine Freundin und zweitens habe ich das Stück für einen Freund geschrieben, der in ein Mädchen verschossen war. Sie war offensichtlich auch in ihn verknallt, aber die Angst stand dazwischen. Ich wollte ihr das Stück als Ermutigung schicken, aber dann hat sich das mit den beiden leider erledigt.

Wie war das bei Ihnen und Ihrer Freundin?

Madsen: Wir haben uns erstmal ordentlich lange vollgetextet, bevor wir uns getraut haben. Da wurde nicht sofort geküsst, sondern es gab eine lange Annäherungsphase. Es ist es ja in den seltensten Fällen so, dass es gleich knallt. Man hört zwar häufiger von Liebe auf den ersten Blick, aber es ist gesünder, wenn sich die Beziehung über einen längeren Zeitraum entwickelt. Aber trotzdem: Irgendwann muss man küssen, sonst findet man den Anfang nicht.

Der Premiumbox zu eurem neuen Album liegt ein Kochbuch bei. Wie wichtig ist euch gutes Essen?

Madsen: Wir verbringen alle wahnsinnig gerne viel Zeit in der Küche. Für mich ist Kochen wie Meditation. Außerdem finden wir, dass gutes Essen Lebensqualität ausmacht. An dem Satz „Du bist, was du isst“ ist wirklich etwas dran. Wenn man sich nur von eingeschweißten Würstchen ernährt, in denen irgendwelche ekligen Sachen vom Schwein verarbeitet wurden, dann wird man irgendwann selbst zum Schwein. Es kann so Spaß machen, sich mit Ernährung und Lebensmitteln auseinanderzusetzen. Deswegen war es für uns an der Zeit, mit unseren Rezepten an die Öffentlichkeit zu gehen und unsere Begeisterung für gutes Essen zu teilen.

Haben Sie ein persönliches Lieblingsgericht?

Madsen: Saschas Lasagne aus unserem Kochbuch ist der Oberknaller. Die Lasagne auf diese Art zuzubereiten, dauert zwei bis drei Stunden, weil sie sehr speziell ist. Wovon ich selber überrascht war, ist das Walnuss-Pesto mit Mascarpone. Es ist relativ schnell zuzubereiten und hat ein paar Kniffe, die das Pesto außergewöhnlich machen. Obwohl keiner von uns Vegetarier ist, habe ich darauf geachtet, nur vegetarische Gerichte beizusteuern. Ich finde es bewundernswert, wenn man das durchzieht. Ich achte sehr genau darauf, wo das Fleisch herkommt, das ich esse – aber mir schmeckt es einfach so gut, dass ich es nicht sein lassen kann. Trotzdem muss es nicht immer Fleisch sein.