„Macbeth“: Pflichtprogramm für jede Englisch-Klasse
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DJ mischt Musik
Opulentes Mittelalter gefällig? Wer Michael Fassbender in einem wunderschön gedrehten Film sehen will und auf altertümliche Sprache steht, dem ist "Macbeth" dringend zu empfehlen.
Über welchen unserer Schriftsteller wird man auch in 400 Jahren noch sprechen? Während die J. K. Rowlings und Stephen Kings dieser Welt den Beweis für zeitlose Literatur noch erbringen müssen, ist William Shakespeare auch heute noch den meisten Menschen ein Begriff. Eines seiner berühmtesten Werke, „Macbeth“, wurde nun opulent mit Michael Fassbender in der Hauptrolle verfilmt. So viel sei gesagt: Sprach-Fetischisten und Shakespeare-Fans kommen dank der Originaltreue voll auf ihre Kosten.
Öfter mal auf die Frau hören
Die Karriereplanung im Mittelalter war herrlich simpel. Statt jahrelangem Speichellecken beim Vorgesetzten ersticht man ihn einfach im Schlaf, bezichtigt jemand anderen des Mordes und fertig – Beförderung! Auf Anraten seiner Frau (Marion Cotillard) und wegen der Prophezeiung mysteriöser Hexen meuchelt sich der einst aufrechte Heerführer Macbeth (Michael Fassbender) so bis ins Amt des Königs von Schottland. Doch bekanntlich kann man nicht wild durch die Lande intrigieren, ohne sich den ein oder anderen Feind zu machen. Und so kommt es, dass der stetig wahnsinniger werdende Macbeth ein ganzes Volk gegen sich aufbringt.
Für Sprach-Fetischisten
„Und das Glück, dem scheußlichen Gemetzel lächelnd, schien des Rebellen Hure; doch umsonst, denn Held Macbeth – wohl ziemt ihm dieser Name – das Glück verachtend mit geschwungnem Stahl, der heiß von Blut und Niederlage dampfte, er, wie des Krieges Liebling, haut sich Bahn, bis er dem Schurken gegenübersteht.“ Wem die altertümliche Sprache allein nach diesem Satz schon auf den Geist geht, sollte besser einen weiten Bogen um „Macbeth“ machen. Denn der Film von Justin Kurzel („Die Morde von Snowtown“) ist nicht etwa eine Neu-Interpretation der weltberühmten Vorlage und ins Action-Format zurechtgebogen. Vielmehr ist es ein textlich weitestgehend originalgetreues Theaterstück – nur eben im Kino.
Bleibt der Film den Zitaten treu, verändert er vor allem optisch das Original um einige Nuancen. So ist eine der Hexen etwa ein kleines Mädchen. Außerdem benutzt Lady Macbeth explizit Sex, um ihren Gemahl von der Ermordung des Königs zu überzeugen – denn Sex sells bekanntlich, sogar Mord-Phantasien.
Perfekte Optik
Der Look von „Macbeth“ ist schlichtweg perfekt, selten sah man das Mittelalter dreckiger und düsterer. Nach dem Film verspürt man den Drang, sich ein heißes Bad einzulassen und wie Lady Macbeth das eingebildete Blut und den Schmutz vom Körper zu waschen. Auch die Kostümbildner müssen ihre wahre Freude während der Arbeit gehabt haben. Die Outfits der Charaktere versetzen einen von Anfang bis Ende glaubhaft in eine Epoche voll Aberglaube und Hinterlist.
Natürlich lebt der Film in erster Linie von seinen Darstellern. Stellenweise minutenlang blicken Fassbender, Cotillard und Co. direkt in die Kamera und sagen ihren komplizierten Text auf. Das sind die Momente, in denen „Macbeth“ dem Theater am meisten Tribut zollt. Verständlich, dass derartige Rollen Vollblut-Schauspieler reizen, verlangen sie doch größtmögliches Talent ab. Neben den überragenden Fassbender und Cotillard stechen dabei speziell Paddy Considine als Banquo und Sean Harris als Macduff aus dem illustren Ensemble heraus.
Fazit
Rein oder nicht rein ins Kino, das ist hier die Frage. Klassische Verfilmungen von „Macbeth“ gibt es zwar eigentlich schon zur Genüge, selten wurde der Stoff aber optisch derart eindrucksvoll und mit einem vergleichbaren Star-Ensemble auf die Leinwand gebracht. Statt sich Roman Polanskis inzwischen doch deutlich in die Jahre gekommene (und von Playboy produzierte) Verfilmung von 1971 anzusehen, sieht man definitiv lieber Fassbender beim Verrücktwerden zu. Nur darf man eben nicht dem Irrglauben verfallen, „Macbeth“ würde dem alten Stoff in irgendeiner Weise etwas bahnbrechend Neues verleihen oder daraus gar einen Actionfilm machen.