Lorde: Jung, unüberhörbar – und Grammy-Gewinnerin

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Lorde: Jung, unüberhörbar – und Grammy-Gewinnerin

Die junge Dame ist ein Phänomen: Lorde ist 17 Jahre alt und trotzdem nicht nur die erste Neuseeländerin, die die Spitze der US-Charts erklomm - sondern nun auch Grammy-Gewinnerin. Abseits der Bühne ist die Sängerin meist mit ihrer Mama unterwegs. Und gibt sich sehr bescheiden. Meistens! Denn manchmal teilt sie auch kräftig aus.

Manchmal geht es im Musikbusiness so unfassbar schnell: Wer hatte vor einem Jahr schon von Lorde gehört? Damals hatte die Sängerin gerade einmal ihre erste EP herausgebracht. Jetzt ist die 17-Jährige schon fast auf dem Gipfel des Pop-Olymp: Die Grammy-Verleihungen am Sonntagabend haben ihr den Preis für den besten Song und die „Beste Pop Performance“ beschert. Der Track „Royals“ reichte auch bei den Grammys für den königlichen Triumph. Er hatte es 2013 fast überall in die Top 5 geschafft – nur die Deutschen hievten Lorde „nur“ auf Rang acht der Single-Charts.

So ganz aus dem Blauen kam der Erfolg dennoch nicht, wie Lorde im Dezember der Nachrichtenagentur spot on news verriet. Bereits seit ihrem zwölften Lebensjahr arbeitet sie mit ihren Entdeckern zusammen. Die Karriere sei langfristig und sorgsam geplant, berichtete Ella Yelich-O’Connor, wie Lorde mit bürgerlichem Namen heißt: „Ich habe mir die Zeit genommen. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich auch im Alter von 12 Jahren mein Album rausbringen können. Aber ich wollte solange warten, bis die richtige Zeit gekommen war. Das habe ich getan, und darauf bin ich stolz.“

Trotzdem: Ein Teenager ist ein Teenager – das gilt auch für Wunderkinder wie Lorde. Und so reist die Sängerin meist mit ihrer Mutter um die Welt, wie sie in dem Gespräch ebenfalls erzählte. Wenn sich die 17-Jährige öffentlicht äußert, scheint es bisweilen, als würde sie ihre Rolle im Popbusiness noch suchen. Irgendwo zwischen der Provokanz einer Lady Gaga und der Zurückgezogenheit von Künstlern wie Daft Punk, die am Sonntag zusammen mit Lorde zu den großen Abräumern der Grammys zählten.

So sagt Lorde einerseits ganz bescheiden, sie sei „keine selbstbewusste Person und ein wenig reserviert“ und führt ihren Erfolg auf „viel Glück“ zurück. Nur um dann und wann den verbalen Holzhammer auszupacken und Pop-Größen wie David Guetta („Nothing But The Beat“), Justin Bieber, Taylor Swift und Selena Gomez kräftig einen mitzugeben.

Besonders spektakulär fiel im November ihr Diss für Mainstream-Elektro-Star Guetta aus. „Nein. Verdammt, nein! Er ist so ekelhaft!“ antwortete die Sängerin der Website „FasterLouder“ damals recht deutlich auf die Frage, ob sie mit dem Franzosen zusammenarbeiten würde. Swift und Gomez warf Lorde hingegen vor, mit ihren Songs reichlich untaugliche Messages an junge Mädchen zu vermitteln. Unter anderem Gomez‘ Single „Come And Get It“ brachte sie auf die Palme: „Ich bin eine Feministin und das Thema ihres Songs ist ‚Wenn du bereit bist, komm und hol’s dir von mir‘. Ich bin es leid, dass Frauen auf die Art dargestellt werden.“

Wo sich Lorde letztlich einordnen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Der Star hat nicht nur in der Stimme, sondern auch im Köpfchen die nötige Stärke, um sich im Popbusiness zu etablieren. Denn ihre klaren Ansagen hatte sie zuvor wohl durchdacht, wie Lorde „MTV News“ vergangenes Jahr erklärte: „Ich habe ziemlich starke Vorstellungen und Standpunkte was die Popmusik betrifft, die spreche ich auch aus und ich denke, die Leute schätzen das“, sagte sie. „Ich meine, ich sage nichts, was nicht abgesichert ist.“

Musikalisch hatte Lorde bereits Ende Dezember mit dem neuen Track „No Better“ nachgelegt. Und mit ein bisschen Glück wird die Sängerin nicht zum letzten Mal bei den Grammys aufgetaucht sein. Das wäre fast zu hoffen: Denn Musiker mit Stimme und Hirn – das ist derzeit fast eine Marktlücke im ganz großen Popbusiness.