Leonardo DiCaprio: Der böseste Wolf aller Zeiten

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Leonardo DiCaprio: Der böseste Wolf aller Zeiten

Tausende Menschen wurden von Jordan Belfort um ihr Erspartes gebracht. Der "Wolf der Wall Street" ergaunerte sich in den 1990er Jahren ein Vermögen, die Zeche mussten fast nur Andere zahlen. Nun hat Martin Scorsese die unglaubliche Geschichte mit Leonardo DiCaprio in der Rolle des Gauners auf die Leinwand gebracht.

Geld, Frauen, Macht. Anfang der 1990er Jahre lebt der New Yorker Aktienhändler Jordan Belfort (heute 51) den Traum von Millionen von Männern. Seine Gier ist grenzenlos. Wie im Rausch scheffelt er Hunderte von Millionen – bis zum Absturz. Kultregisseur Martin Scorsese (71, „Shutter Island“) verfilmte die Geschichte. Mit seinem dreistündigen Epos „The Wolf of Wall Street“ kommt ein Film in die deutschen Kinos, der die Gemüter erhitzt. Gewinnt das Böse von der Börse immer und überall?

Es ist die Story von Aufstieg und Fall, von Jetset und Korruption, Gier und Rückbesinnung. Und die Geschichte ist wahr. Doch wer genau ist der Gauner Belfort eigentlich, den Leonardo DiCaprio (39, „Der große Gatsby“) so eindringlich wie Oscar-verdächtig in „The Wolf of Wall Street“ verkörpert?

Jordan Belfort ist zu Beginn seiner Karriere als Börsenmakler ebenso motiviert wie unerfahren. Er kann sich zwar schon früh seine ersten Sporen in dem hart umkämpften Geschäft verdienen, ein bestimmter Tag reißt ihn jedoch jäh aus seinem Alltag: Es ist der 19. Oktober 1987, und an der New Yorker Börse brechen wie aus heiterem Himmel die Aktienkurse ein, Milliarden von Dollar lösen sich in Sekunden in Luft auf. Dieser „Schwarze Montag“ kostet unzähligen Aktienhändler den Job – auch Jordan Belfort.

Mit seinem Freund Danny Porush, in Scorseses Film verkörpert von Jonah Hill, gründet Belfort das Maklerunternehmen Stratton Oakmont. Zunächst ausschließlich mit fast wertlosen Aktien handelnd – sogenannten Penny Stocks – zählen zur Kundschaft vor allem Privatleute, die mit Börsengeschäften zu schnellem Geld kommen wollen. Binnen kürzester Zeit und hart an der Grenze des Legalen operierend betreut das Unternehmen bald schon die Börsengänge von über 35 Firmen und verwaltet Investitionen in Milliarden-Höhe. Der Erfolg zahlt sich aus: Mit 26 Jahren ist Belfort Multimillionär.

Es ist wie der berühmte American Dream: Ein Mann kommt aus dem Nichts und katapultiert sich selbst nach ganz oben. Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt: „Belfort war ein Vorstadt-Strizzi aus Queens, der wahllos angerufenen Leuten wertlose Aktien aufzuschwatzen verstand und sich an den dadurch von ihm selber hochgejubelten Kursen gütlich tat, bevor sie wieder in ihr Nirwana zurück sackten.“

Sein exzessiver Lebensstil mit ausschweifenden Sex- und Drogeneskapaden, denen sich die Verfilmung zum größten Teil widmet, wird fortan nur noch von seiner Gier nach mehr übertroffen. Man fühlt sich an den legendären Gordon Gecko erinnert, den der brillante Michael Douglas 1987 in „Wall Street“ verkörperte, doch gegen „den Typen, den DiCaprio hier gibt, ist selbst Gecko einen biederer Sparkassenwicht“, meint Peter Richter in der „SZ“.

Doch eben dieser unbändige Geltungsdrang bricht Belfort letztendlich das Genick. Mit Wertpapier-Betrügereien und Geldwäsche häuft er schier unglaubliche Geldsummen an, schnell werden die Behörden auf ihn aufmerksam. Nur wegen seiner Kooperation mit der Staatanwaltschaft, der er in einem Deal zahlreiche Kollegen ans Messer liefert, kann er seine Gefängnisstrafe auf 22 Monate drücken. Während seiner Inhaftierung entsteht auch die Idee, seine Lebensgeschichte in Buchform zu verfassen. Das Werk wird ein Bestseller, erneut verdient Belfort Millionen.

Nach seiner Entlassung startet der „Wolf der Wall Street“ eine Karriere als Motivationstrainer, mit den Honoraren stottert er seine Schulden in Höhe von 110 Millionen Dollar ab. Für die Filmrechte, die auf seiner Autobiografie basieren, bekommt er über eine Million Dollar.

Warum der Streifen für großes Aufsehen sorgt, liegt auf der Hand. DiCaprios Antiheld sei eine Glorifizierung der Korruption und vermittle eine gefährliche Botschaft, mahnen einige US-Kritiker an. Die Gegenseite sieht in „The Wolf of Wall Street“ eine Satire auf den American Way of Life, die Hauptcharaktere könnten gar nicht in ein positives Licht gerückt werden. Wer sich selbst ein Bild von dem Streifen machen will, kann dies ab dem 16. Januar tun – dann erscheint „The Wolf of Wall Street“ in den deutschen Kinos.