Lavinia Wilson: „Sex-Szenen sind nicht das Normalste der Welt“

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Lavinia Wilson: „Sex-Szenen sind nicht das Normalste der Welt“

"Diese Rolle war sicherlich die bisher schwierigste in meiner Karriere", fasst Schauspielerin Lavinia Wilson im Interview ihre Figur der Elizabeth Kehl in dem Kinofilm "Schoßgebete" zusammen. Die 34-Jährige ist ab dem 18. September in der Bestseller-Verfilmung von Charlotte Roches Skandal-Roman zu sehen.

Bislang galt Schauspielerin Lavinia Wilson (34) eher als Geheim-Tipp, aber mit ihrer Rolle der Elizabeth Kehl in der Bestseller-Verfilmung „Schoßgebete“ dürfte sich das bald ändern. Das Buch der Skandalautorin Charlotte Roche (37) stürmte 2008 auf Anhieb die Bestseller-Listen und löste wie auch schon bei ihrem Debüt-Roman eine deutschlandweite Sex-Debatte aus. Darüber hinaus verarbeitet Roche darin auch den tragischen Unfall ihrer Familie, bei dem drei Brüder starben. Warum Wilson diese Figur unbedingt verkörpern wollte und wie schwer ihr die Sexszenen mit Filmpartner Jürgen Vogel fielen, erklärt sie im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Mit ihrem Buch „Schoßgebete“ hat Skandalautorin Charlotte Roche für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Hatten Sie Angst davor, die Rolle zu übernehmen?

Lavinia Wilson: Die Gelegenheit, eine so facettenreiche Figur verkörpern zu dürfen, bekommt man nicht oft. Die Rolle der Elizabeth ist zwar extrem, aber darüber hinaus ist sie noch so vieles mehr. Sie ist schlau, witzig und selbstironisch, mutig und gleichzeitig auch ängstlich. Als ich den Zuschlag für die Rolle bekommen habe, habe ich erst mal laut gejubelt. Als der erste Drehtag dann näher rückte, gab es schon Momente, in denen ich gezweifelt habe. Aber letztlich suche ich ja in meinem Job nach Herausforderungen.

Haben Sie sich in der Vorbereitung mit Charlotte Roche ausgetauscht?

Wilson: Wir haben uns einmal zum Abendessen getroffen. Über den Unfall haben wir allerdings nicht geredet. Ich denke, alles was sie dazu sagen will, hat sie uns in ihrem Buch mitgeteilt. Für mich war aber auch schon früh klar, dass es nicht meine Aufgabe sein kann, Charlotte im Film zu imitieren. Das kann ja nur ein langweiliger, blöder Abklatsch werden. Zudem gibt es ja Unterschiede zwischen Charlotte und der Romanfigur Elizabeth, auch wenn sie nahe beieinanderliegen.

Wie groß waren Ihre Hemmungen vor den Sexszenen?

Wilson: Ich hatte ja genug Zeit, mich darauf vorzubereiten. Viele Schauspieler erzählen immer gerne, dass es das Normalste der Welt ist. Aber das ist es natürlich nicht. Ich bin vorher schon nervös. Es ist einfach seltsam sich vor mehr oder weniger wildfremden Menschen nackt auszuziehen und Sex vorzuspielen. Die Gefahr und die Angst, die ich dabei habe, ist aber nicht, dass da irgendeine Form von Erotik aufkommen könnte, das ist mir noch nie passiert, sondern dass eine verklemmte, krampfige Situation entsteht. Glücklicherweise hatten wir am Set aber immer etwas zu lachen, Jürgen Vogel schafft es einfach, jede Situation mit einem guten Witz aufzulockern. Ich schäme mich mehr dafür, wenn ich merke, dass ich etwas schlecht spiele als wenn Leute meinen Hintern sehen.

Sie sind mit Ihrem Schauspiel-Kollegen Barnaby Metschurat liiert – hatte er wegen den Sexszenen Bedenken?

Wilson: Nein, dafür sind wir schon viel zu lange genug zusammen. Und außerdem weiß er als Schauspieler ja aus eigener Erfahrung, wie das ist.

Hat er Sie darin bestärkt, die Rolle in „Schoßgebete“ zu übernehmen?

Wilson: Ja, er meinte nur, ich wäre saublöd, wenn ich das nicht machen würde.

Sind Sie denn über Ihrer Leistung im Film jetzt zufrieden?

Wilson: Das ist ganz schwer zu beurteilen. Ich habe den Film jetzt dreimal gesehen. Beim ersten Mal war ich regelrecht überwältigt und wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. Erst beim zweiten Mal konnte ich mich wirklich darauf einlassen. Der Film hat es tatsächlich geschafft, mich in den Bann zu ziehen und als der Abspann lief, war ich einfach nur stolz. Die Rolle war sicherlich die bisher schwierigste in meiner Karriere.

Sie sind im Film mehrmals komplett nackt zu sehen, haben Sie vorher trainiert, um auf der Leinwand besonders gut auszusehen?

Wilson: Nein, ich gehe regelmäßig zum Sport, vor allem Yoga. Gerade vor den Szenen im Badezimmer hatte ich eine Woche lang Schnupfen und konnte gar nichts machen. Aber ich fand das auch nicht schlimm. Natürlich soll nicht alles total hässlich sein, aber es geht auch nicht darum Plastikfrauen zu zeigen. Plastik ist langweilig, genauso wie das Perfekte. Diese perfekten Frauen will ich auch gar nicht sehen. Jede Frau hat ein bisschen Cellulitis. Und ich finde das überhaupt nicht schlimm, wenn man das auch sieht.

Sie gelten immer noch als Geheim-Tipp, erhoffen Sie sich mit der Rolle in „Schoßgebete“ den großen Durchbruch?

Wilson: Ich hoffe, dass ich vielen Menschen diese neue Seite von mir zeigen kann. Mir geht es nicht darum, berühmt zu sein, sondern darum, dass ich weiterhin so tolle Rollen spielen kann. Ich erhoffe mir von dieser Rolle, weitere tolle Rollen zu bekommen und ein neugieriges und interessiertes Publikum zu erreichen