Kino-Tipp: Der Hobbit – Smaugs Einöde

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Kino-Tipp: Der Hobbit – Smaugs Einöde

In "Der Hobbit: Smaugs Einöde" setzt Titelheld Bilbo Beutlin das Abenteuer seiner epischen Mission fort: Gemeinsam mit Zauberer Gandalf und 13 Zwergen unter der Führung von Thorin Eichenschild versucht er das verlorene Zwergenreich Erebor zu befreien.

13 Zwerge rasen in offenen Fässern einen Fluss hinunter, links und rechts von ihnen sprinten grimmige Orks das Ufer entlang – zumindest so lange, bis sie von den beiden Elben, die hinter Zwergen und Orks herjagen, auf kreative Art und Weise niedergemetzelt werden. Die Gischt spritzt, Pfeile surren durch die Gegend, Gegner fallen zu Boden. Das alles wird derart schnell inszeniert und geschnitten, dass man sich als Zuschauer mit 3D-Brille auf der Nase bisweilen wie in einer Wildwasserbahn vorkommt. Und kaum hat man sich von dem wilden Ritt erholt, muss man sich in Flussstadt schon wieder mit Orks prügeln. Und dann wartet da ja auch noch der gewaltige, feuerspeiende Drache. Und haben wir schon die Riesenspinnen erwähnt?

„Der Hobbit: Smaugs Einöde“ ist eine 160 Minuten lange Freakshow, eine großartig und kurzweilig von Regisseur Peter Jackson inszenierte CGI-Schlacht mit 48 Einzelbildern pro Sekunde. Das einzige Problem des Films: Man muss sich zwischendurch daran erinnen, dass es sich um den mittleren Teil der „Hobbit“-Trilogie dreht und nicht um der „Der Herr der Ringe 5“. Denn vor lauter Special-Effects bleiben Charakterzeichnung und Handlung gelegentlich auf der Strecke.

Damit steht der Film auch in direktem Gegensatz zu seinem Vorgänger. Die „unerwartete Reise“ startete ungewohnt behäbig, beim neuesten Abenteuer hat man das Gefühl, Jackson wolle die verloren gegangene Zeit aufholen. Zu diesem Zweck weicht der Film stellenweise deutlich von J.R.R. Tolkiens Romanvorlage ab.

Das eingangs beschriebenes Wildwasser-Rennen gibt es im Buch nicht, dort treiben die Fässer einfach gemächlich ihrem Ziel entgegen – ohne Orks und Elben im Schlepptau. Die Begegnung der Reisenden mit dem „Hautwechsler“ Beorn wird im Original sehr ausführlich beschrieben, in Jacksons Film dauert das Treffen nur wenige Minuten. Dafür wird die Storyline um den bereits im ersten Teil eingeführten Nekromanten weiter vertieft – eine Figur, die bei Tolkiens „Hobbit“ so gar nicht erst auftaucht. Jackson spielt mit Zeiten und Figuren, kürzt an manchen Stellen und knüpft anderswo neue, sinnvolle Handlungsstränge.

Im Grunde freilich bleibt auch Jackson bei der Ur-Geschichte: Zusammen mit Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und 13 Zwergen unter der Führung von Thorin Eichenschild (Richard Armitage) versucht Titelheld Bilbo Beutlin (Martin Freeman) das verlorene Zwergenreich Erebor zu befreien. Auf ihrem Weg begegnen sie Beorn und im trügerischen Düsterwald einem Schwarm gigantischer Spinnen. Sie werden von den gefährlichen Waldelben gefangen genommen, können entkommen, erreichen schließlich den Einsamen Berg, wo sie sich dem Drachen Smaug stellen müssen. Während sich die Begegnung mit Letzterem für alle Beteiligten höchst unangenehm gestaltet, gehört das Treffen zwischen Bilbo und dem geschuppten Bergbewohner inmitten eines riesigen Goldschatzes zu den visuell beeindruckendsten Szenen, die man bisher aus Mittelerde zu sehen bekam. Auch Smaugs minutenlanger Monolog ist höchst unterhaltsam, ist er doch kein dummes Monster, sondern ein filigraner, eloquenter und intelligenter Bösewicht.

So sehr man sich als Zuschauer über die Special-Effects freut, können sie doch nicht ganz darüber hinwegtrösten, dass die Story stellenweise etwas aufgeblasen wirkt und vielen Charakteren ein klares Profil fehlt. Bis auf Bilbo Beutlin, Gandalf und Thorin Eichenschild bleiben die meisten Figuren blass. Zwar ging auch Tolkien in seinem Buch nur auf eine handvoll Zwerge näher ein, im Film bleiben sie aber nahezu komplett austauschbar. Eine Entwicklung ist lediglich beim kleinen Hobbit auszumachen, dessen Besetzung mit Freeman aber ein toller Griff von Jackson war.

Fazit: Vor allem „HdR“-Fans, denen der erste Teil zu unspektakulär war, kommen mit dem neuen Film auf ihre Kosten. Denn trotz kleinerer Schwächen stellt „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ den direkten Vorgänger deutlich in den Schatten. Das Tempo ist hoch, die Handlung kann über weite Strecken überzeugen und die Bilder sind gewaltig – übrigens im wahrsten Sinne des Wortes, denn im Gegensatz zur Romanvorlage und trotz einer Altersfreigabe von 12 Jahren werden viele Orks um ihre Extremitäten erleichtert. Zum Finale hin dreht Jackson dann richtig auf, und alleine die visuell überwältigende Schlacht im Einsamen Berg wäre das Eintrittsgeld wert.