Josef Hader: Nie wieder Brenner?

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Josef Hader: Nie wieder Brenner?

Jetzt ist schon wieder was passiert - und natürlich hat auch diesmal wieder Josef Hader seine Finger im Spiel. Zum vierten Mal ist der Österreicher auf der Leinwand als Simon Brenner zu sehen. Möglicherweise erweist sich ausgerechnet "Das ewige Leben" als Schlusspunkt für Hader in seiner Rolle als lakonischer Ermittler aus den Bestsellern von Wolf Haas.

„Der Josef Hader, der ist das Böseste überhaupt“, sagte der mittlerweile verstorbene Dieter Hildebrandt einmal über den österreichischen Schauspieler und Kabarettisten. In „Das ewige Leben“ glänzt Hader bereits zum vierten Mal als Kult-Ermittler Simon Brenner in einer anderen Paradedisziplin: keiner scheitert so tragisch-komisch-schön wie der Ex-Polizist/Ex-Sanitäter/Ex-Detektiv. Ein Gespräch über den Brenner, den „Tatort“ und Terror.

Herr Hader, kennen Sie „Fifty Shades of Grey“?

Josef Hader: Nein. Also doch. Natürlich kenne ich den Titel, aber ich habe es bisher noch nicht geschafft, ihn mir anzuschauen. Aber ich bin ein eifriger Kinogänger. Zuletzt habe ich mir „Birdman“ angeschaut.

Und?

Hader: Sehr gut, vor allem in der ersten Hälfte. In der zweiten war es mir aber etwas zu bombastisch, und alle Konflikte zwischen den Menschen waren dann plötzlich nicht mehr wichtig. Alles in allem trotzdem hinreißend. Vor allem die Art und Weise der Kameraführung hat mich fasziniert.

Da ist Ihr neuer Brenner-Film „Das ewige Leben“ deutlich bodenständiger. Trotzdem hat es gereicht, den mit monatelangem Brimborium angekündigten SM-Film „Fifty Shades of Grey“ von Platz eins der österreichischen Kino-Charts zu verdrängen. Was sagt uns das?

Hader: Zum einen, dass „Fifty Shades of Grey“ jetzt schon seit drei Wochen läuft. Unser Film ist gerade erst gestartet. Aber natürlich sind wir in Österreich mittlerweile eine kleine Marke geworden und genießen ein großes Vorschussvertrauen. Das ist schön, erhöht aber auch den Druck.

Autor Wolf Haas wollte nach dem Roman zu „Das ewige Leben“ eigentlich die Buch-Reihe beenden, hat dann aber doch weitergemacht. Wie geht’s mit den Filmen weiter?

Hader: Das lässt sich schwer voraussagen. Wir haben den Film aber mit dem Bewusstsein gemacht, dass er der letzte gewesen sein könnte.

Dann könnten Sie ja mal mit dem ORF sprechen. Vielleicht wollen die den Brenner im „Tatort“ haben.

Hader: Das würde aber nicht passen, er ist ja kein Polizist mehr. Aber insgesamt finde ich den „Tatort“ sehr bemerkenswert, manchmal sogar großartig. Es gibt kaum eine vergleichbare Reihe zur Primetime, wo so viel Filmkunst freigesetzt wird, wie im „Tatort“.

Klingt fast wie eine Bewerbung. Könnte Josef Hader im „Tatort“ funktionieren?

Hader: Nein, ich würde zu lange an den Drehbüchern herumschreiben und alle aufhalten.

Stehen Sie sich im Hinblick auf Ihre Schauspieler-Karriere oft selber im Weg, weil Sie dauernd mitreden wollen?

Hader: Nein. Ich bin einfach für viele Rollen ungeeignet. Ich bin ja kein richtiger Schauspieler, der von diesem Beruf lebt. Ich bin hauptsächlich Kabarettist. Und Filme mach ich am liebsten als Autor und Schauspieler.

Sie haben im Hinblick auf ihr Kabarett-Programm mal gesagt, „dass das Dargebotene für den Zuschauer bis zu einem gewissen Grad eine Zumutung“ sein soll. Macht es Ihnen Spaß, zu provozieren?

Hader: Provokation ist etwas ganz tolles, aber wenn der Rest des Programms langweilig ist, dann hilft das auch nichts. Im Grunde versuche ich, in den Programmen eher zu irritieren, weniger zu provozieren.

Sind Sie angesichts von „Charlie Hebdo“ ins Grübeln gekommen, wie gefährlich ihr Leben als Kabarettist und Satiriker sein kann?

Hader: Nein. Die Angst vor islamistischem Terror sollte nicht zu einer Hysterie werden. Zurzeit wird da auf dem Rücken von ermordeten Menschen ein Medienhype veranstaltet. Das finde ich geschmacklos. Es wird so getan, als sei der Terror erst durch die Islamisten in die Welt gekommen. Aber davor waren RAF und NSU. In Österreich wurden Integrationsbefürwortern Briefbomben geschickt. Wir Kabarettisten sollten da nicht mitmachen, sondern gelassen bleiben. Wir dürfen nicht die Islamische Religion mit Terrorismus gleichsetzen. Genauso wenig muss man aber auch dem Islam dadurch entgegenkommen, dass man die eigene Meinungsfreiheit beschneidet. Die gilt es zu verteidigen, da darf man keinen Zentimeter zurückweichen.