John Carpenter: „Wir werden mit der Furcht geboren“

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John Carpenter: „Wir werden mit der Furcht geboren“

Horror-Altmeister John Carpenter geht neue Wege: Er veröffentlicht sein erstes Musik-Album. Wovor der Filmemacher selbst Angst hat, verrät er spot on news.

Die makabren Klassiker von John Carpenter (67) haben nicht zuletzt wegen seiner Soundtracks Kultstatus. Nun hat der Filmemacher und Komponist sein erstes reines Musik-Album veröffentlicht. Fans seiner Filmmusik dürften auch von „Lost Themes“ nicht enttäuscht sein, die instrumentalen Stücke beschwören dieselbe bedrohliche Atmosphäre herauf. Mit der Nachrichtenagentur spot on news über die befreiende Arbeit an „Lost Themes“ und die Furcht an sich unterhalten.

Sie komponieren seit Jahren Film-Soundtracks. Wie kam es dazu, dass Sie jetzt ein reines Musik-Album aufgenommen haben?

John Carpenter: Das war reiner Zufall. Vor ein paar Jahren habe ich mit meinem Sohn Cody zwei Stunden lang Videospiele gespielt. Dann sind wir runter in mein Studio gegangen und haben Musik improvisiert. Das ging immer so weiter, und am Ende hatten wir 60 Minuten Musik beisammen. Und viel davon war Soundtrack-artige Musik. Etwa zur selben Zeit habe ich eine neue Agentin bekommen, und sie hat mich gefragt, ob ich etwas Neues habe. Ich sagte, nun, da wäre diese Musik, die mein Sohn und ich gemacht haben. Ich habe sie ihr geschickt, und zwei Monate später hatte ich einen Plattenvertrag.

Sie hätte ja auch mit Ihrem Sohn gleich eine Band gründen und sie „The Carpenters“ nennen können…

Carpenter: (lacht) Oh nein, das gab es ja schon!

Bei dem Titel „Lost Themes“ könnte man meinen, das wären nicht verwendete Stücke aus Filmen, was ja so nicht stimmt. Warum heißt das Album so?

Carpenter: Den Titel hat die Plattenfirma ausgewählt. Aber ich mag den Gedanken, dass das der Soundtrack zu den Filmen ist, die beim Hörer im Kopf ablaufen.

Inwiefern hat sich die Arbeit an dem Album vom Schreiben eines Soundtracks unterschieden?

Carpenter: Das war super, es gab keine Deadline, keinen Druck, es war das reinste Vergnügen. Alles war instinktiv, improvisiert. Wenn man Musik für einen Film komponiert, geht es darum, die Bilder auf der Leinwand zu unterstützen. Das hier ist nur zum Vergnügen da, und das gefällt mir.

Was sind Ihre musikalischen Einflüsse?

Carpenter: Mein wichtigster Einfluss war mein Vater. Er war Musikprofessor und ich wuchs mit viel klassischer Musik auf. Ich habe mit der Zeit verschiedene Instrumente gelernt, manche konnte ich gut spielen, manche nicht. Aber Musik war immer sehr wichtig in meiner Familie.

War das Album eine einmalige Sache oder machen Sie mit dem Projekt weiter?

Carpenter: Das werden wir noch sehen.

Würden Sie Ihre Musik auch live aufführen?

Carpenter: Wenn mir jemand genug bezahlt, dann ja!

Sie sind großer Videospiele-Fan – was spielen Sie gerade?

Carpenter: Ich bin gerade mit „Far Cry 4“ fertig geworden, jetzt spiele ich „Assassins Creed Unity“.

Würden Sie auch einen Soundtrack für ein Spiel komponiert?

Carpenter: Natürlich, wenn mich jemand darum bitten würde, würde ich das tun! Ich habe einmal in den 90ern einen Game-Soundtrack geschrieben, aber in letzter Zeit hat sich nichts ergeben.

Können wir auch bald wieder mit einem neuen Film von Ihnen rechnen?

Carpenter: Vielleicht, einige Sachen sind gerade in der Entwicklungsphase. Aber das müssen wir abwarten.

Welche anderen Soundtrack-Komponisten schätzen Sie?

Carpenter: Ich mag die Arbeit von Hans Zimmer sehr gerne, die ist immer großartig.

Wovor hat ein Horror-Großmeister wie Sie persönlich Angst?

Carpenter: Ich fürchte mich vor denselben Sachen wie Sie, wie so ziemlich alle Menschen. Wir werden mit der Furcht geboren und leben mit ihr.

Und was treibt Sie an, mit dieser Emotion zu arbeiten?

Carpenter: Weil das ein sehr mächtiges Gefühl ist. Horrorfilme gibt es seit den Anfängen des Kinos. Sie sind eines der ältesten Genres und sie funktionieren auf der ganzen Welt.

Was halten Sie von Remakes Ihrer alten Filme? Aktuell ist ja „Die Klapperschlange“ im Gespräch…

Carpenter: Ich mag sie, wenn ich dafür bezahlt werde!

Sie hatten schwerwiegende Probleme mit Ihren Augen. Wie geht es Ihnen heute?

Carpenter: Viel besser. Ich hatte in den letzten Jahren viele Operationen an meinen Augen, aber nun sieht es viel besser damit aus. Es geht mir ziemlich gut.

Freut mich, das zu hören! Gerade für einen Filmemacher muss der Gedanke schlimm sein, nichts mehr sehen zu können…

Carpenter: Ja, das ist absolut furchteinflößend!