Jella Haase: „Chantal hat das Herz am richtigen Fleck“

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Jella Haase: „Chantal hat das Herz am richtigen Fleck“

"Fack ju Göhte 2"-Darstellerin Jella Haase erklärt im Interview mit spot on news, was sie mit ihrer Rolle Chantal trotz aller Gegensätze gemeinsam hat - warum sie Nacktszenen mit Elyas M'Barek aber so gar nicht nervös machen.

„Fack ju Göhte“ ist mit einer Fortsetzung zurück in den Kinos. Dass auch dieser Teil von überzogenen Klischees lebt, ist keine Überraschung – die tatsächliche Diskrepanz zwischen manchen Schauspielern und ihren Rollen aber schon. Im Film die geltungsbedürftige, slang-redende Oberstufenschülerin Chantal, in echt ein zurückhaltendes Mädel, das auf dem Boden geblieben zu sein scheint: Nicht jeder „Fack ju Göhte“-Fan würde Jella Haase („Kriegerin“) so dezent geschminkt und vor allem Hochdeutsch redend erkennen, wie sie zum Interview erscheint. Darin erklärt die Schauspielerin, was sie trotz aller Unterschiede mit ihrer Filmfigur gemeinsam hat.

Vermissen Sie Ihren blauen Lidschatten?

Jella Haase: Nein, wirklich nicht. Ich war immer froh, als ich ihn wieder abschminken konnte. Beim Dreh in Thailand hatte ich eine Schicht Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 im Gesicht, eine weitere mit Make-up und dann noch den Lidschatten – es war so heiß, ich bin zerflossen.

Apropos heiß: Dem Zuschauer bietet sich die tolle Kulisse Thailands, wie anstrengend war das Ganze aber vor der Kamera?

Haase: Sehr. Ich war noch nie davor in Asien, kannte also auch die klimatischen Bedingungen überhaupt nicht. Im Film machen wir sehr viele verrückte Dinge, jeden Tag haben wir mindestens eine krasse Szene gedreht. Wir haben zum Teil 12 bis 14 Stunden am Tag gedreht – bei 40 Grad. Insgesamt waren wir sieben Wochen dort, so lange war ich noch nie von zuhause weg. Unser Cast ist sehr zusammen gewachsen in Thailand, wir haben uns alle großen Halt gegeben.

Im Film erfährt man mehr über Chantals familiären Background. Hätten Sie sich den so vorgestellt?

Haase: Ich habe mir dazu schon im ersten Teil Gedanken gemacht. Ich finde es gut, dass ihr Rollenprofil jetzt vertieft wurde. Vor allem habe ich mich aber gefreut, dass man merkt: Chantal hat das Herz am richtigen Fleck. Ihr Verhältnis zu Etienne, der ja Autist ist, verändert sich zum Beispiel: Am Anfang ärgert sie ihn noch, später freundet sie sich mit ihm an, springt über ihren Schatten.

Chantal ist ein klassisches Hau-Drauf-Mädchen. Welche Gemeinsamkeiten haben Sie beide?

Haase: Sie nimmt sich selbst nicht zu ernst, da bin ich ihr ähnlich. Obwohl die Rolle so angelegt ist, dass man eher mit ihr als über sie lacht. Ich bin auf keinen Fall so frech wie Chantal. Ich finde es aber auch gut, wenn man einfach mutig ist – und das ist sie.

Mutig ist es auch, eine Nacktszene zu spielen. Wie war es, die mit Elyas M’Barek zu drehen?

Haase: Welche von den vielen?

Die am Ende des Films, im Automaten.

Haase: Elyas ist zum Glück überhaupt nicht mein Typ, ich bin nicht schwach geworden. Es war sehr witzig, aber mit so vielen Komparsen drum herum auch anstrengend. Generell gehen wir aber sehr professionell an solche Szenen heran.

Wie schwer ist es, Chantal am Ende eines Drehtages wieder abzulegen?

Haase: Man freut sich schon, am Ende eines Drehtages die Schminke abzuwischen, eine Jogginghose anzuziehen, normal zu sprechen und einfach wieder Jella zu sein. Ich nehme die Rolle nicht mit nach Hause und träume auch nachts nicht davon, Chantal zu sein.

Werden Sie denn auf der Straße mittlerweile erkannt?

Haase: In Jogginghose in der U-Bahn weniger, zur Rush-Hour auf dem Kudamm schon eher. Teenager schauen sehr genau hin und merken es schnell, Erwachsene weniger. Teenies haben für so etwas einen Blick. Die Fans kommen auf einen zu, freuen sich und sind aufgeregt, das ist sehr positiv, sie geben mir etwas zurück.

Chantal will YouTuberin werden. Können Sie sich das selbst auch vorstellen?

Haase: Nein, überhaupt nicht. Es ist ein Unterschied, vor der Kamera eine Rolle zu spielen oder man selbst zu sein. Rollen spiele ich gerne, fühle mich aber nicht sonderlich wohl dabei, vor der Kamera ich selbst zu sein. Ich habe auch nicht das Bedürfnis, mein ganzes Leben zu teilen. Ich schaue mir aber gerne stundenlang lustige Tiervideos auf YouTube an.

Was soll man am Ende – abgesehen vom Spaß – mit nach Hause nehmen?

Haase: Es geht darum, sich um andere Menschen zu kümmern und ihnen Halt zu geben. Im Film ist Zeki Müller das für die Schüler, was er selbst in seiner Kindheit nie hatte.

Sie engagieren sich ja auch für Flüchtlinge. Was genau machen Sie?

Haase: Ich habe bei der Aktion „Über den Tellerrand kochen“ mal an einem Kochkurs mit Flüchtlingen teilgenommen, ab und zu habe ich Fußball mit Flüchtlingen gespielt oder bei den Deutsch-Hausaufgaben geholfen. Alles kleine Dinge, aber wichtig. Uns in Deutschland geht es gut, wir sollten helfen. Natürlich gibt es auch hier Armut, das ist furchtbar, auch das muss man bekämpfen. Mich erschreckt aber dieser Fremdenhass. Ich finde es so wichtig, dass man Menschen hilft, denen es schlecht geht, dass man Solidarität zeigt. Das unreflektierte Gerede mancher Menschen, die Beleidigungen gegenüber Flüchtlingen finde ich schrecklich, das geht mir nahe.