Jeanette Biedermann: „Es geht doch immer irgendwie um Musik.“

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Jeanette Biedermann: „Es geht doch immer irgendwie um Musik.“

Wenn der Ehepartner zugleich auch noch Kollege ist, geht das nicht immer gut. Jeanette Biedermann hat trotzdem zusammen mit ihrem Ehemann Jörg Weißelberg die Band gegründet. Wie das gut geht, verrät sie im Interview.

Von der Solokünstlerin zur Frontfrau: Jeanette Biedermann (34) und ihre Band Ewig haben mit „Indianerehrenwort“ (seit 23.1. im Handel) nun schon das zweite Album auf den Markt gebracht. Nachdem sie jahrelang alleine die Massen unterhalten hat, hat sie sich nun mit Jörg Weißelberg (46) und Christian Bömkes (34) zwei Jungs an die Seite geholt. Mit einem davon ist sie zudem noch verheiratet.

Nach mehreren Jahren Beziehung schlossen Biedermann und Weißelberg 2012 den Bund der Ehe. Im gleichen Jahr gründeten sie mit Bömkes die Band Ewig und teilen damit nicht nur Tisch und Bett, sondern auch Studio und Bühne. Als Ehepaar derart eng zusammen zu arbeiten – funktioniert das denn? Bei dem Musikerpaar jedenfalls schon, wie Biedermann der Nachrichtenagentur spot on news im Interview erzählt.

Ihr seid gerade bei einem Benefiz-Konzert unter dem Motto „Offen und bunt“ in Dresden aufgetreten – ein klares Bekenntnis gegen Pegida?

Jeanette Biedermann: Nein, dabei geht es nicht darum, gegen etwas zu sein, sondern für etwas. Es geht um ein weltoffenes, buntes Deutschland. Dafür stehen wir immer.

Finden Sie die Pegida-Bewegung besorgniserregend?

Biedermann: Im Moment weiß niemand, wer wirklich hinter Pegida steckt. Es gibt sicherlich Radikale, die dahinterstehen, aber auch viele besorgte und vielleicht auch wütende Menschen, die einfach nur ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck bringen wollen. In den nächsten Wochen wird man sehen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Der intolerante religiöse Ansatz dieser Bewegung ist in jedem Fall völlig falsch und wird den vielen friedlichen Menschen islamischen Glaubens in keiner Weise gerecht.

Die Songs auf dem neuen Ewig-Album „Indianerehrenwort“ klingen optimistisch und sonnig. Was haben Sie mit den Liedern aus verregneten Tagen gemacht?

Biedermann: Die gibt es auch. Lieder wie „So laut ich kann“ oder „Wie weit noch“ sind durchaus nachdenkliche Songs für einen verregneten Tag.

Zum Großteil ist die Stimmung doch optimistisch.

Biedermann: Bei dem letzten Album haben wir etwas düstere Töne angeschlagen. Da wollten wir über ernsthafte Dinge sprechen – auch über Dinge, die wehtun. Uns ist in unseren Texten aber wichtig, dass es immer eine positive Perspektive gibt. Das entspricht unserer Natur.

Wie positiv ist denn die Stimmung im Studio? Kracht es nicht auch mal?

Biedermann: Wir sind ja nun nicht bei einem Casting zusammengewürfelt worden. Keiner hat gesagt, wir müssen jetzt eine Band sein und uns gefälligst super verstehen. Unsere Band ist aus der Musik heraus entstanden. Jörg hat Christian kennengelernt und sich mit ihm zusammengetan, um deutsche Lieder zu schreiben. Dann habe ich mich dazugesellt, und aus uns Dreien ist etwas ganz Besonderes entstanden. Am Ende wollten wir uns von den Liedern, die wir zusammen geschrieben hatten, gar nicht mehr trennen. Also haben wir eine Band gegründet. Wir sind also zusammengekommen, weil es wahnsinnig gut funktioniert hat. Und das ist tatsächlich bis heute der Fall. Wir sind immer wieder überrascht, was für wunderbare Sachen entstehen, wenn wir zusammen schreiben. Es herrscht eine große Harmonie zwischen uns.

Sie haben das Songschreiben einmal mit einer Art Seelenstriptease verglichen. Gibt es Dinge, die Sie voreinander nicht preisgeben wollen?

Biedermann: Eigentlich nicht. Beim Schreiben ist der ganze Herzladen offen. Ich habe schon auf der ganzen Welt mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen Songs geschrieben. Wenn ich jemanden nicht so gut kenne, sind da Barrieren. Manche Idee behalte ich dann lieber für mich. Bei uns ist das nicht so. Bei uns landet alles auf dem Tisch, weil wir so vertraut miteinander sind. Wir wissen, dass wir alles sagen können.

Kommt dann vielleicht mal etwas dabei raus, das Sie der Öffentlichkeit nicht zeigen wollen?

Biedermann: Nein. Ich glaube, dass man alles sagen und singen darf, was man fühlt und was einen bewegt. Da gibt es keine Grenzen. Es sei denn, es sind unangebrachte oder beleidigende Aussagen – das versteht sich von selbst. Das kommt bei uns aber nicht vor, da wir uns in einem normalen und ehrlichen Bereich bewegen.

Sie und Jörg sind als Ehepaar im Studio. Nimmt man da Streitereien aus dem Alltag manchmal mit zur Arbeit?

Biedermann: Nein. Da gehört es nicht hin. Wenn wir mit Christian zusammen im Studio arbeiten, sind wir als drei Freunde dort. Alles andere bleibt draußen.

Also klare Trennung von Privatem und Job?

Biedermann: Ich will das, was wir machen, nicht als Job an sich bezeichnen. Musik ist unser Leben. Das ist nichts, was sich gnadenlos trennen lässt. Alles, was in unserer Musik vorkommt, lebt von unseren Erfahrungen und den Gedanken, die wir gemeinsam haben. Deswegen muss man das nicht strikt trennen – kann man auch gar nicht. Es geht doch immer irgendwie um Musik.

Sie haben gesagt, dass Sie sich auch Kinder wünschen. Würden Sie in dem Fall den Nachwuchs mit ins Studio nehmen oder die Arbeit vorübergehend an den Nagel hängen?

Biedermann: Wieso muss man denn die Arbeit an den Nagel hängen, wenn man Mutter wird? Ich kenne viele Frauen, die ein Baby haben und trotzdem irgendwie die Miete bezahlen müssen. Gerade Leute, die selbstständig sind, können sich nicht einfach für eine Weile verabschieden. Das muss man auch gar nicht. Das Leben hört nicht auf, nur weil man ein Kind bekommt. Man muss sich da locker machen. Natürlich konzentriert man sich auf das Baby, aber man darf sich mit dem Kind nicht einschließen.

Sie würden also das Kind mit ins Studio nehmen?

Biedermann: Ja, klar. Ich würde auf mein Gefühl hören und danach entscheiden, wie ich damit umgehe. Meine Eltern haben mich zum Beispiel immer überall hin mitgenommen – egal, wohin. Ich finde, das hat mir gut getan. Ich war auf jeden Fall kein weltfremdes Kind.