„I Origins“: Liebes-Drama im SciFi-Gewand

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„I Origins“: Liebes-Drama im SciFi-Gewand

Nicht jede Sciene-Fiction-Produktion muss immer gleich Unsummen verschlingen. Mike Cahills neuer Film "I Origins" zeigt, wie es kostengünstiger geht. spot on news traf den Regisseur und Hauptdarsteller Michael Pitt zum Interview in München.

„I Origins“ ist die zweite Arbeit von Drehbuchautor und Regisseur Mike Cahill (35), der 2011 mit „Another Earth“ bereits ein bildintensives, philosophisches Science-Fiction-Drama auf die Leinwand brachte. Mit seinem neuesten Film, der 2014 beim Sundance Film Festival seine Premiere feierte und als Abschlussfilm beim diesjährigen Münchner Filmfest gezeigt wurde, bleibt er auf dem eingeschlagenen Weg. Im Zentrum steht diesmal der ewige Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion.

„I Origins“ erzählt die Geschichte von Dr. Ian Gray (Michael Pitt), einem Molekularbiologen, der die Evolution des Auges untersucht. Nach einer flüchtigen Begegnung mit der exotischen Sofi (Astrid Bergès-Frisbey) und einem tragischen Ende der Romanze, vermischt sich seine Arbeit zusehends mit seinem Privatleben. Als Ian seine Forschungen Jahre später mit seiner neuen Partnerin Karen (Brit Marling) fortsetzt, machen sie eine erstaunliche Entdeckung, die Reinkarnation plötzlich möglich erscheinen lässt. Ian macht sich auf eine Reise um die halbe Welt, um seine Theorie zu bestätigen.

„Es geht nicht darum, Wissenschaft und Spiritualität gegeneinander wetteifern zu lassen“, erklärt Cahill bei einem Pressetermin in München. Vielmehr wollte er eine „gute Debatte“ zwischen beiden Lagern anregen. Tatsächlich erliegt der US-Regisseur nicht dem Fehler, sich im Laufe der etwas langatmigen 107 Minuten auf eine Seite zu schlagen. „Der Film stellt viele Fragen“, gibt er zu. Sogar deutlich mehr, als er beantwortet, was nicht jedem Zuschauer schmecken dürfte. Viele Aspekte wirken zudem zwanghaft aufgeladen, etwa, wenn Ian um 11.11 Uhr einen 7-Eleven-Supermarkt betritt, beim Bezahlen 11,11 Dollar Wechselgeld bekommt und ihn der Bus Nummer 11 an sein Ziel bringt. Ja, wir haben’s verstanden.

Hauptdarsteller Michael Pitt (33, „Funny Games U.S.“) kann mit alle dem Hokuspokus in der Realität wenig anfangen. „Leute, die zu spirituell sind, machen mich wahnsinnig“, gibt er zu. Gleiches gelte allerdings auch für Menschen, die zu sachlich an das Leben herangehen. „Irgendwo dazwischen ist mein Platz.“ Obwohl er beteuert, nichts mit Ian Gray gemein zu haben, passt der immer etwas verplant und müde dreinschauende Pitt gut in die Rolle des zweifelnden Wissenschaftlers mit gebrochenem Herzen. Für den 33-Jährigen war „I Origins“ die Chance, sich nach langen Serienengagements in „Boardwalk Empire“ und „Hannibal“ wieder auf der Leinwand zu zeigen. Pitts Kollege im Film ist übrigens „The Walking Dead“-Urgestein Steven Yeun.

„Um einen Science-Fiction-Film zu drehen, muss man nicht unbedingt ein Budget von 50 oder 60 Millionen zur Verfügung haben“, sagt Cahill und er hat Recht. „I Origins“ ist ein Liebes-Drama im SciFi-Gewand, das trotz einiger Unzulänglichkeiten zum Nachdenken einlädt und beweist, dass es in diesem Genre nicht immer Bombast-Action à la „Transformers“ sein muss. Ab 25. September können auch deutsche Filmfans der Frage nachgehen, ob das Auge wirklich das Fenster zur Seele ist.