Hubert von Goisern: So geht Musik-Karriere ohne Üben

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Hubert von Goisern: So geht Musik-Karriere ohne Üben

Wer schon mal auf dem Münchner Oktoberfest war, hat zumindest zwei seiner Hits im Ohr: "Koa Hiatamadl" und "Brenna tuat's guat". Eingefleischte Fans Hubert von Goiserns kennen natürlich mehr - und für alle, die es noch werden wollen, hat Marcus H. Rosenmüller nun eine Doku über den Österreicher gemacht. Wie er zur Musik kam, erklärt von Goisern im Interview.

Was ist zwischen „Koa Hiatamadl“ (1992) und „Brenna tuat’s guat“ (2011), den beiden Hits von Hubert von Goisern (62), dem „Alpine Grunge“-Star, wie er in den USA bezeichnet worden ist, so alles passiert? Eine gute Frage. Die der bayerische Regisseur Marcus H. Rosenmüller (41, „Wer früher stirbt, ist länger tot“) in einer Doku über den österreichischen Wegbereiter für heutige Crossover-Größen wie Andreas Gabalier (30, „Amoi seg‘ ma uns wieder“) beantwortet. „Brenna tuat’s schon lang“ startet am 23. April in den Kinos. Im Interview mit spot on news erklärt der in Goisern, Oberösterreich, geborene Hubert Achleitner seine ganz eigene Philosophie der Musik.

Warum die Doku, was gibt’s zu feiern?

Hubert von Goisern: Die Doku war zu meinem 60. Geburtstag vor zwei Jahren geplant. Dass sie jetzt erst fertig geworden ist, liegt an der komplexen Fragestellung. Mein Manager und langjähriger Freund Hage Hein wollte den Film machen, weil die Leute die vielen Sachen, die ich gemacht habe, nicht miteinander in Verbindung bringen. Mein Anliegen war es nicht. Mitgemacht habe ich auch nicht, weil ich befangen gewesen wäre. Da brauchte es eine Außensicht.

Die lieferte Marcus H. Rosenmüller. Wie sind Sie auf ihn gekommen?

von Goisern: Wir haben ihn einfach gefragt. Ich mag Marcus H. Rosenmüller, sowohl seine Filme als auch ihn als Typ. Als er zugesagt hat, konnte ich gar nicht glauben, welches Glück wir haben.

Spielte es eine Rolle, dass er Bayer und damit etwas näher an Österreich ist?

von Goisern: Nicht unbedingt. Es wäre auch spannend gewesen, wenn jemand aus Amerika den Film gemacht hätte. Aber es ist natürlich auch toll, jemanden zu haben, der im selben kulturellen Biotop aufgewachsen ist, und auch weiß, was ich meine, wenn ich von Heimat und Tradition spreche.

Im Film geht es um die Zeit zwischen „Koa Hiatamadl“ (1992) und „Brenna tuat’s guat“ (2011). Was war Ihr Highlight?

von Goisern: Ganz klar, die „Linz Europa Tour 2007 – 2009“ auf dem zur Bühne umgebauten Lastschiff. Von Linz aus ging es die Donau stromabwärts bis zum Schwarzen Meer und danach gen Westen bis zur Nordsee. Wir haben an vielen Orten angelegt, um mit lokal bekannten Künstlern Konzerte an Bord zu spielen. Der Eintritt für das Publikum an Land war frei. Die Tour endete im Juli 2009 wieder in Linz. Dass ich das auf die Reihe gebracht habe, war für mich bisher das Erfüllendste – und ein echtes Mammut-Projekt.

Auch in der aktuellen Doku spielen viele Szenen auf dem Wasser. Zufall?

von Goisern: Als Metapher das Wasser zu nehmen – die Reflexionen und die Tiefe, bei der man nicht weiß, was darunter ist, und, dass Wasser jede Form annehmen kann… – das passt für mich als Bild schon sehr gut.

In der Doku erfährt man auch, wie Sie zur Musik gekommen sind. Es war nicht einfach…

von Goisern: Anfangs habe ich mit meinem geduldigen Lehrer wochenlang das gleiche Stück gespielt, weil ich dazwischen einfach nicht geübt hatte. Gespielt habe ich aber immer gern – nur üben mochte ich nie. Ich finde, es verblödet, und ist dann mehr Arbeit als Musik. Und schade um die Zeit ist es auch.

Wie verspielt man sich dann nicht?

von Goisern: Du musst die Stücke einfach in die kleinstmöglichen Einheiten zerlegen. Ich spiele einfach, ganz egal, welches Instrument es ist. Irgendwann hörst du plötzlich etwas. Da musst du dann mühsam wieder zusammensuchen, was die Finger zuerst von alleine gemacht haben. Aber du weißt ja, dass es schon einmal gekommen ist, also muss es gehen. Und weil du diese tolle Melodie unbedingt noch einmal hören willst, merkst du gar nicht, dass du diese Passage schon seit zwei Stunden probierst. So zumindest geht es mir.

Inwiefern haben Sie Crossover-Künstlern wie Andreas Gabalier den Boden bereitet?

von Goisern: Er selbst hat sich in Interviews darauf berufen, also habe ich das wohl. Ich glaube schon, dass ich für viele, und vielleicht auch für ihn, der Mutmacher war. In der Hinsicht, dass man Dinge auf persönlich andere Art und Weise machen kann und somit kreativ mit der Tradition umgehen kann.

Sie und der verstorbene Politiker Jörg Haider teilen den Geburtsort. Kannten Sie sich?

von Goisern: Nein, wir hatten einen Altersunterschied von zwei Jahren. In der Jugendzeit war das eine Welt. Mit 18 Jahren ist er dann ja nach Kärnten gegangen. Eigentlich wollte er in die USA auswandern, sein Vater wollte das aber nicht und hat ihm dann diesen Job in der Partei verschafft, damit er nur ja hier bleibt. Schade, dass er nicht weggegangen ist, dann wäre uns viel erspart geblieben.

„Koa Hiatamadl“ und „Brenna tuat’s guat“ sind absolute Wiesn-Hits. Was halten Sie davon?

von Goisern: Ich freue mich darüber, dass meine Lieder dort gespielt werden und damit zum Volksgut geworden sind. Selbst war ich aber noch nie auf der Wiesn und werde wohl auch nie hingehen. Ich mag es nicht so gern, wenn zu viele Leute da sind – es sei denn, ich steh‘ auf der Bühne…