„Heul leiser“: Viermal nominiert, aber nur Trostpreis für „Fack ju Göhte“

Magazin

„Heul leiser“: Viermal nominiert, aber nur Trostpreis für „Fack ju Göhte“

Der erfolgreichste deutsche Film des letzten Jahres muss sich leider nur mit einem Trostpreis zufrieden geben: Obwohl die Schulkomödie "Fack ju Göhte" für vier "Lolas" nominiert war, reichte es schließlich nur für den undotierten Preis in der Kategorie "Besucherstärkster Film" Hat die Deutsche Filmakademie eine Abneigung gegen Komödien?

Die Mitglieder der Deutschen Filmakademie haben offenbar eine Allergie gegen kommerziell erfolgreiche deutsche Kinokomödien, zumindest machen sie bei der Preisvergabe in der Regel einen großen Bogen um die Kassenknüller. Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2014 kamen sie allerdings nicht ganz drum herum, dem Publikumserfolg „Fack ju Göhte“ wenigstens den undotierten Sonderpreis für den „Besucherstärksten Film“ zu überreichen.

Hätte einer der künstlerisch wertvolleren Filme auch nur annähernd an die Sieben-Millionen-Marke an Besuchern herangereicht, wäre „Fack ju Göhte“ wohl auch in dieser Kategorie leer ausgegangen. Insgesamt war der Film mit Frauenschwarm Elyas M’Barek (31, „Türkisch für Anfänger“) viermal nominiert. Den Preis für den besten Film räumte stattdessen das Historien-Epos „Die andere Heimat“ ab. Die Besucherzahl des Schwarz-Weiß-Heimatfilms lag lediglich bei 122.000 Zuschauern.

Der alte Dialekt Hunsrücker Platt gewinnt also nach Meinung der Deutschen Filmakademie deutlich gegenüber dem gegenwärtigen Schüler-Slang. Doch gerade durch den Einsatz der schlechten und derben Sprache ist der Schulkomödie eigentlich ein Kunststück gelungen. Der Film ist anders als viele Kassenschlager ein überspitztes Abbild der Realität an so mancher Schule in einer deutschen Großstadt und – was noch viel wichtiger ist – er bildet die fortschreitende Veränderung der deutschen Sprache ab.

Denn für viele Jugendliche sind Ausdrücke und Satzfragmente wie „Ich schwör“, „Heul leiser“ oder „Das ist Pimkie, Mann!“ längst Alltag. Alles wird vereinfacht und mit Anglizismen angereichert: „Gib zwei Euro. Ich muss Guthaben kaufen“ oder „Ganz ehrlich, Herr Müller, sind Sie geborderlinert oder was, Müller, ey, Sie Geisterkranker!“ sind nur zwei Zitate der Schülerin Chantal, gespielt von Schauspielerin Jella Haase (21, „Männerherzen“).

Unter den drei Nominierungen für den Preis der „Besten Nebendarstellerin“ stand neben der 21-Jährigen auch „Fack ju Göhte“-Direktorin Katja Riemann (50, „Bergkristall“) auf der Liste. Gewonnen hat jedoch Sandra Hüller – für ihre Rolle im künstlerischen und sehr ungewöhnlichen Film „Finsterworld“. Die surreale Tragikomödie wurde von 75.000 Menschen im Kino besucht.

Dieter Hallervorden (78), der die „Lola“ in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ für seine Rolle im Film „Sein letztes Rennen“ abräumte, nutzte seine Dankesrede, um ein klein wenig Kritik an der deutschen Film-Kritiker-Szene zu äußern: „Für mich bedeutet der Preis eine große Genugtuung.“ Die Auszeichnung sei eine saftige Ohrfeige für Möchtegern-Kritiker, die ihn als Komödianten lange abgewatscht hätten.

Im Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ gab sich „Fack ju Göhte“-Regisseur Bora Dagtekin (35) im Vorfeld bereits bescheiden: Die Nominierungen seien „unnötig“ und er rechne sich keine Gewinnchancen auf eine „Lola“ aus. Die anderen nominierten Filme seien allesamt schwerere oder intellektuellere Stoffe. „Einige finden auch nicht so einfach ein großes Publikum, da hat so ein Filmpreis vielleicht noch eine wichtigere Bedeutung. Ich bin deshalb nicht böse, wenn am Ende alle anderen gewinnen, nur wir nicht.“ Ganz nach dem Motto „Fack ju Lola“, denn ein Erfolg war die Schulkomödie sowieso.

Der Preis für den „Beste Spielfilm in Silber“ ging an „Das finstere Tal“ mit Sam Riley und dem Gewinner des Preises für die „Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle“ Tobias Moretti. „Bester Spielfilm in Bronze“ ist „Zwei Leben“ mit Juliane Köhler und Ken Duken. Die „Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle“ lieferte laut Jury Jördis Triebel in „Westen“ ab. Der Ehrenpreis ging an Filmemacher Helmut Dietl, der 2013 seine schwere Lungenkrebserkrankung selbst öffentlich machte.