Herzerwärmend und herzzerreißend: „Die Karte meiner Träume“

Magazin

Herzerwärmend und herzzerreißend: „Die Karte meiner Träume“

Die "Die Karte meiner Träume" ist der neue Film von Jean-Pierre Jeunet. Spätestens seit "Die fabelhafte Welt der Amélie", lieben die Kinozuschauer die besondere Stimmung und die detailreichen Bilder des französischen Regisseurs. "Die Karte meiner Träume" nimmt den Zuschauer mit auf eine atemberaubende Reise durch Montana und zu der schrägen Familie des kleinen T.S. Spivet.

„Die Karte meiner Träume“ ist die Geschichte des jungen T.S. Spivet (Kyle Catlett), der in Montana auf einer Farm lebt. Als hochbegabter kleiner Wissenschaftler hat er es in seiner Familie nicht immer leicht. Eines Tages begibt er sich auf eine Reise in die große Stadt Washington. Seine Begleiter dabei sind die Schuld und ein schlechtes Gewissen, denn T.S. hat ein tragisches Geheimnis.

Seine Mutter (Helena Bonham Carter): Eine verschlossene Insektenforscherin. Sein Vater (Callum Keith Rennie): Ein Cowboy, der hundert Jahre zu spät geboren wurde. Seine Schwester (Niamh Wilson): Ein typischer Teenie. Sein Bruder (Jakob Davies): Tot. Inmitten dieser verrückten Familie lebt der 10-Jährige T.S. Spivet auf einer Farm irgendwo in Montana. Was ihm keiner so richtig zu glauben scheint ist, dass er ein Genie ist. Eines Tages bekommt T.S. plötzlich einen Anruf. Aufgrund seiner Erfindung eines Perpetuum Mobile soll er vom berühmten Smithsonian Museum in Washington mit dem renommierten Baird-Preis ausgezeichnet werden.

Die Kuratorin, Miss Jibsen (Judy Davis), weiß natürlich nicht, dass T.S. Spivet kein Professor, sondern ein kleines Kind ist. T.S. hingegen ist sich sicher, dass seine Eltern ihn niemals gehen lassen würden, geschweige denn ihm überhaupt glauben. Doch er ist fest entschlossen, seinen Preis entgegenzunehmen, und macht sich kurzerhand des Nachts auf den Weg in die US-Hauptstadt. Seiner Familie lässt er lediglich eine kurze Notiz zurück, in der steht, dass sie sich keine Sorgen machen sollen.

Als blinder Passagier fährt er auf einem Güterzug durch die atemberaubend schöne Landschaft von Montana. Unterwegs trifft der kleine Ausreißer so manchen wohlgesinnten Helfer, aber auch hier und da die Polizei, der er stets geschickt entkommt.

In Washington angekommen, staunt die Kuratorin des Smithsonian nicht schlecht über ihren unerwartet kleinen Super-Wissenschaftler. Die Sensation ist perfekt, als T.S. bei der Verleihung seines Preises unvermittelt und höchst emotional allen Anwesenden von seinem Geheimnis und der Last, die ihn seit dem Tod seines Zwillingsbruders quält, erzählt. Die Menge ist gerührt und liebt ihn umso mehr.

Fortan wird T.S. von einem Presse-Termin zum nächsten geschleppt. Doch keiner scheint sich für seine Erfindungen zu interessieren, lediglich für seine Familientragödie. In der Zwischenzeit merkt T.S. immer deutlicher, wie sehr er seine Familie vermisst. Auch die Spivets wachen aus ihrem Dornröschen-Schlaf auf und erkennen das besondere Talent von T.S.

Mit atemberaubender Szenerie und typisch Detail-verliebter Kulisse schafft Jean-Pierre Jeunet ein Universum, in das man am liebsten sofort mit eintauchen möchte. Typisch Jeunet eben. Doch bei aller Romantik und Nostalgie kommt in „Die Karte meiner Träume“ noch die tragische Note des Todes von T.S.‘ Zwillingsbruder Layton (Jakob Davies) hinzu. Dieser scheint so gar nicht in die Puppenhauswelt zu passen und steht gleichwohl symbolisch dafür, dass auch die Familie Spivet so tut als wäre nichts geschehen.

Und so ist es zunächst nicht eindeutig, welche Geschichte Jeunet genau erzählt. Die des kleinen Genies T.S., das auszog und eine Abenteuerreise erlebte, oder die der Familie Spivet, die sich nach dem Verlust eines Bruders und Sohnes in den Alltag und sich selbst flüchtete. Letztendlich bleibt es dem Zuschauer überlassen welche Geschichte er gerne sehen möchte.

Fazit: „Die Karte meiner Träume“ ist eine echte Augenweide. Am liebsten möchte man als Zuschauer auf der Farm mit dem roten Holzhaus und den weißen Sprossenfenstern wohnen oder in der vollgestopften Küche mit Kräutern und Blümchentellern kochen. Nur Jeunet schafft es, dass man sich nichts schöneres vorstellen kann, als mit Helena Bonham Carter Insekten in ihrem Arbeitszimmer zu sortieren. Die phantastisch- traurig und zugleich liebevoll erzählte Geschichte und die schrullige Familie Spivet sorgen für einen Kinobesuch, den man garantiert mit einem verträumten Lächeln auf dem Gesicht beendet.