Hélène Grimaud: Alles begann mit Selbstverstümmelungen

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Hélène Grimaud: Alles begann mit Selbstverstümmelungen

In der Klassik ist die Französin Hélène Grimaud ein Weltstar. Die schöne Frau mit feinen ausdrucksvollen Gesichtszügen hat jetzt aber Einblick gewährt in ihre Kindheit, eine Zeit in der sie sich selbst Schmerzen zufügte.

Sie ist eine der brillantesten Musikerinnen der Welt. Eine schöne Frau mit feinen ausdrucksvollen Gesichtszügen. Die Welt der klassischen Musik feiert die französische Pianistin Hélène Grimaud (44, „Wolfssonate“) überschwänglich, doch ihr geht es am besten, wenn sie sich „wie ein Staubkorn im Universum“ fühlt.

In einem Interview mit dem „Magazin der Süddeutschen Zeitung“ beschreibt die zierliche Französin, die sich in der Nähe von New York ein Wolfsrudel hielt und darüber das Buch „Wolfssonate“ schrieb, „die düstere Seite“ des Lebens, die sie „immer angezogen“ habe. Als Kind hat sich Hélène selbst Verletzungen zugefügt.

„Ich fühle mich lebendiger, wenn ich mir wehtat. Es fing damit an, dass ich meinen Fuß an einer Glasscherbe geschnitten habe. Als der Arzt die Wunde nähte, geschah das ohne Betäubung, denn so etwas gab es zu der Zeit auf Korsika gar nicht. Ich merkte, wie scharf meine Sinne plötzlich waren. Ich war zweihundertprozentig da. Das fand ich faszinierend.“

Später habe sie sich absichtlich das andere Knie verletzt, wenn sie hingefallen war und sich ein Knie aufgeschlagen hatte. „Ich hatte einfach ein Bedürfnis nach Ordnung, nach Symmetrie… Heute weiß ich, man muss Schmerzen gefühlt haben, um, zu wissen, wie es ist Schmerzen zu haben. Und um zu wissen, wie es ist, keine Schmerzen zu haben. Darin liegt der Unterschied zwischen Sympathie und Empathie: Man kann jemandem zugewandt sein und Anteil nehmen. Aber nur wenn man sich körperlich, mit jeder einzelnen Zelle, vorstellen kann, wie er leidet, fühlt man mit.“

Schließlich haben „die richtigen Leute“ ihren Eltern geraten, das Kind Klavier spielen zu lassen, weil damit beide Hände gleichzeitig beschäftigt sind. So wurde die kleine Hélène von ihrem Drang nach Selbstverstümmlung geheilt – und eine Weltkarriere eingeleitet.