Heinz Strunk: „Würde gerne der FDP auf die Beine helfen“

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Heinz Strunk: „Würde gerne der FDP auf die Beine helfen“

Nach dem späten Musik-Debüt "Sie nannten ihn Dreirad" hat Allround-Entertainer Heinz Strunk Großes vor. Das nächste Projekt: Die Liberalen "wieder in die Mitte der Gesellschaft" bringen, wie Strunk gegenüber spot on news verrät.

Schon in seinem ersten Buch, dem Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse“, schilderte Multitalent Heinz Strunk (bürgerlich Mathias Halfpape, 52) seine beruflichen Anfänge als Musiker in einer Tanzband. Nochmal über zehn Jahre dauerte es, bis er nun mit „Sie nannten ihn Dreirad“ sein erstes Musik-Soloalbum veröffentlichte. Anders als in seinen Büchern zeigt sich das Mitglied von Studio Braun und Fraktus auch hier vor allem als Entertainer und Humorist. Die Songs sind ungeniert poppig, in den bissigen Texten nimmt Strunk unter anderem Fernsehköche, lüsterne Greise und Lebensratgeber-Autoren aufs Korn. Warum Jürgen Höller eigentlich verboten gehört und die meisten Deutschen Songtexte schlecht sind, erklärt der Entertainer der Nachrichtenagentur spot on news im Interview.

Das ist Ihr erstes reines Musik-Album als Solokünstler. Warum haben Sie so lange damit gewartet?

Heinz Strunk: Einfache, wenngleich etwas, eigentlich auch für mich, unbefriedigende Antwort: Es hat sich nicht eher ergeben.

Wollten Sie mit dem Plattenvertrag bei einem subversiven Indie-Label wie Audiolith in Zeiten, in denen Sie mit Fraktus im ARD-Krimi aufgetreten sind und für den Grimme-Preis nominiert wurden, verhindern, zu tief ins Establishment abzurutschen?

Strunk: Meine Berührungspunkte mit Mainstream und Kommerz sind doch recht überschaubar. Es gab nur bei „Fleisch ist mein Gemüse“ eine größere Schnittmenge zwischen Massenerfolg und Feuilleton. Wobei ich das überhaupt nicht verwerflich finde, es sei denn, der Preis wäre, abzurutschen ins Segment „deutsche Komödie“, mit den beiden Namen, die ich nicht nennen mag. Eine Firma wie Audiolith stand mir da inhaltlich schon immer näher, obgleich ich dafür eigentlich schon etwas zu alt bin. Aber drauf geschissen, den Spagat zwischen einem so renommierten Verlag wie Rowohlt, der Herausgabe einer Botho-Strauß-Anthologie und einem Album bei einer Firma wie Audiolith muss man erstmal hinbekommen.

Die „Sie nannten ihn Dreirad“-Tour verbinden Sie mit der „Das Strunk-Prinzip“-Lesereise. Was erwartet uns bei Ihren Performances?

Strunk: Eben eine Performance, Show, was fürs Auge, das ganz große Rad, 360-Grad-Entertainment. Sportliche Herausforderung nach vier reinen Lesetouren.

In dem Song „Aufnehmen bewerten handeln“ geht es erneut um die Lebensratgeber-Kultur. Warum beschäftigt Sie das so?

Strunk: Weil es immer noch so unfassbar viele arme Irre gibt, die darauf reinfallen. Jürgen Höller ist und bleibt für mich ein ewiges Mysterium, bis heute weiß ich nicht, ob er den Schwachsinn eigentlich ernst meint, oder ob es reiner Zynismus ist. Weitgehend straffrei bleibende Volksverhetzung und Gehirnwäsche. Gehört eigentlich verboten.

Aus „Fernsehkoch“ spricht ein gewisser Hass auf diese Zunft. Woher kommt der?

Strunk: Es gibt keinerlei Hass gegen irgendwen, sondern eine humoristische Reaktion auf das inflationäre, immer nach dem gleichen Strickmuster geschusterte Auftauchen dieser Nervensägen. Die sich leider auch ein wenig zu ernst nehmen und damit einen Song wie „Fernsehkoch“ geradezu provozieren. Das Verrückte ist: Es stimmt nahezu alles, was in dem Text gesagt wird. Hat mir sogar der Kollege Mälzer bestätigt. Und der ist bekanntlich vom Fach.

Warum haben Sie sich beim Fotoshooting für das Album für diesen androgynen Look entschieden? Werden Sie so auch auftreten?

Strunk: Selbstverständlich nicht. Die Fotos sind nur sehr gelungen und sollen ein dezenter Hinweis darauf sein, dass den geneigten Hörer etwas grundsätzlich anderes als in meinen Büchern erwartet.

Sie finden fast alle Deutschen Songtexte schrecklich – woran liegt das?

Strunk: Mangelndes Handwerk, keine Materialbeherrschung, kein Interesse und Gefühl für Sprache, entsetzliche Banalität. Zu beklagen wäre zum Beispiel der gerade in letzter Zeit massenhafte Gebrauch von pathosgeschwängerten Vokabeln wie „Ewigkeit“, „Unendlichkeit“, „Unsterblichkeit“ und so weiter. Von Helene Fischer über Andreas Bourani bis zu den Toten Hosen. Und natürlich der furchtbare Graf. Zeilen wie „Flash mich nochmal, als wär’s das erste Mal“ von Mark Forster sind entweder vollkommener sprachlicher Unfähigkeit geschuldet oder schlicht und ergreifend eine Frechheit. Von diesen Beispielen ließen sich Dutzende, Hunderte, Abermillionen aufzählen.

Welche Ausnahmen gibt es da für Sie?

Strunk: Die besten Texte sind noch im Bereich Hip-Hop zu finden. Auch mal der Mut zu etwas gewagteren Metaphern. Da Namen aufzuzählen, würde jetzt den Rahmen sprengen. Und tatsächlich hat Grönemeyer, als nahezu einziger der wirklich Erfolgreichen, ein paar schöne Texte geschrieben. Wenn man mal von „Kinder an die Macht“ absieht.

Den Clip zu „Geht ja gar nicht“ haben Sie mit dem Künstlerkollektiv HGich.T gedreht. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Strunk: Das war tatsächlich meine Idee. Wir haben die dann kontaktiert, und die kannten mich und finden mich soweit auch gut, deshalb war das kein Problem. das Ergebnis ist dann auch genauso geworden, wie ich es mir erhofft hatte.

Verfolgen Sie noch Ihre politischen Ambitionen mit der PARTEI?

Strunk: Zurzeit nicht. Ich würde aber sehr gerne der FDP wieder auf die Beine helfen. Die Liberalen sollen mit meiner Hilfe bis Anfang 2016 endlich wieder in der Mitte der Gesellschaft ankommen.