Guter Sex – was ist das?

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Guter Sex – was ist das?

Ein eigener Tag für die "schönste Nebensache der Welt". Damit aus Sex aber wirklich guter Sex wird, ist Hingabe gefragt. Guten Sex kann man lernen. Laut Sexualtherapeutin Dr. Beatrice Wagner muss man das sogar, wie sie im Interview erklärt.

24 Stunden, um der Zweisamkeit zu frönen: Am 28. Juli ist Internationaler Sextag. Der sollte sich allerdings im besten Fall nicht auf einen Tag beschränken. Jeder – egal, ob in einer Beziehung oder Single – will guten Sex, aber wie bekommt man den? Ob Blümchensex oder wilde Fantasien, in erster Linie kommt es auf Hingabe an, erklärt Sexualtherapeutin Dr. Beatrice Wagner („Kein guter Sex ohne Unlust“) aus München, im Interview mit spot on news.

Frau Wagner, gibt es ein richtiges Geheimnis für guten Sex?

Dr. Beatrice Wagner: Sie meinen, wenn ich nur den richtigen Knopf finde, habe ich guten Sex? Manche Paare kommen mit genau diesen Vorstellungen zu mir in die Praxis, doch ich muss sie enttäuschen. Beim guten Sex geht es immer um die persönliche Bewertung dessen, was geschieht. Und das ist von Person zu Person unterschiedlich. Manche Paare sind glücklich, wenn sie innigen und liebevollen Blümchensex haben, und andere wiederum sind erst dann zufrieden, wenn sie wilde Fantasien ausleben.

Gibt es allgemeine Richtlinien oder Parameter, anhand derer guter Sex bestimmt werden kann?

Dr. Wagner: Für mich ist das Wichtigste, dass sich beide einander hingeben können, ohne Vorbehalte. Denn diese Hingabe macht es aus, ob man den Sex als erfüllend empfindet. Und da ist die verwendete Technik tatsächlich zweitrangig. Im Prinzip geht es doch darum, Leidenschaft zu erleben und dabei auch noch seine Zuneigung und Liebe auszudrücken.

Dr. Beatrice Wagner hat als Sexualtherapeutin täglich mit den Bettproblemen und Sexwünschen ihrer Patienten zu tun

Welche Dinge können den Sex verbessern?

Dr. Wagner: Ganz wichtig: Im Bett herrschen andere Regeln als in der Beziehung. Hier dürfen Frauen auch mal die Schlampe spielen und die Männer den Macho raushängen lassen. Wichtig ist nur, nach dem Sex wieder gleiche Augenhöhe einzunehmen.

Das hört sich nach einem Klischee an…

Dr. Wagner: In meiner Praxis ist das tatsächlich einer der Hauptkritikpunkte. Frauen beklagen, die Männer im Bett seien zu weiblich, zu zärtlich, zu rücksichtsvoll. Den Männern fehlt oft das Ausufernde, Frivole und Fordernde bei ihren Partnerinnen. Dahinter stecken Spielregeln, die im Alltag zwar sinnvoll sind. Im Bett scheinen mir aber immer noch manche „Steinzeitregeln“ zu gelten. Attraktivität hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun. Frauen wollen meist durchsetzungsfähige Männer, und die wünschen sich ein verführerisches Gegenüber. Das geht aber nur, wenn man den Schalter zwischen „normalem“ und Sexleben jederzeit umschalten kann. Natürlich gibt es die Rollenverteilung auch genau umgekehrt, zum Beispiel bei Dominas.

Kann man guten Sex mit den Jahren lernen?

Dr. Wagner: Natürlich, das muss man sogar. In anderen Kulturen gibt es zum Beispiel das Kamasutra oder Tantra. Es geht darum, sich Wissen anzueignen: Welche Vielfalt an Spielregeln gibt es im Bett, wo sind die erogenen Zonen des Partners, wie spreche ich im Bett? Wichtig ist, den Sex als etwas Gemeinsames und Dynamisches anzusehen. Und das muss man lernen: Seine eigenen Bedürfnisse zwar zu befriedigen, aber dabei auch zu merken und darauf einzugehen, was der Partner möchte.

Guter Sex setzt also eine Beziehung voraus?

Dr. Wagner: Ein Single, der aber einen festen Sexualpartner hat, kann guten Sex durchaus lernen. Wer nur One-Night-Stands hat, fängt immer wieder von vorne an, es findet keine gemeinsame Weiterentwicklung statt. Natürlich ist es aber auch aufregend, jemand neuen zu verführen. Hier gelten andere Spielregeln. Auf jeden Fall – und das auch als Frau – muss man jemanden nicht lieben, um guten Sex zu haben.

Daraus könnte man schließen, dass beste Freunde durchaus guten Sex miteinander haben könnten. Wie gut funktioniert das in der Praxis?

Dr. Wagner: Freundschaft ist kein Hinderungsgrund für guten Sex. Beide müssen aber dasselbe wollen: Es geht nicht, dass der eine heiß verliebt ist, der andere aber nur freundschaftliche Gefühle hat. Offenheit und Klarheit sind hier die Grundvoraussetzung.

Ist das dann nicht ein bisschen mehr als Freundschaft?

Dr. Wagner: Freundschaft mit sexueller Komponente könnte man es nennen. Und zwischen Freundschaft und Liebe und Beziehung besteht dann doch ein Unterschied. So funktionieren meist auch entsprechende Kontaktbörsen im Internet: Zwei Menschen, die sich beim ersten Treffen gut verstehen, verabreden sich monatlich zum Sex. Sie haben vielleicht einen lustlosen Partner daheim, mit dem sie diesen Kompromiss vereinbart haben. Sex in einer richtig engen Sandkastenfreundschaft stelle ich mir hingegen schwierig vor.