Gerhard Polt überzeugt mit seinem neuen Kinofilm „Und Äktschn!“

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Gerhard Polt überzeugt mit seinem neuen Kinofilm „Und Äktschn!“

Kabarettist und Schauspieler Gerhard Polt zielt mit seinem neuen Film "Und Äktschn!" wieder auf die Schwachstellen unserer Gesellschaft: NS-Verklärung, alte Grantler, junge Medienfreaks und Fluglärm. Als Polt alias Hobbyfilmer Pospiech einen Film über den privaten Hitler drehen möchte, nimmt die Komödie ihren Lauf.

Gerhard Polt (71, „Man spricht Deutsh“) ist nach zehn Jahren zurück auf der Kinoleinwand. Mit „Und Äktschn!“ hat er einen Film gedreht, der den Zuschauer über die volle Länge herrlich unterhält, nie dem Klamauk verfällt und in dem jeder Satz eine Pointe ist, die sitzt.

Polt, der zusammen mit Regisseur Frederick Baker das Drehbuch geschrieben hat, nimmt sich wieder die Spießbürger und kleinen Leute vor, um deren Unzulänglichkeiten unter die Lupe zu nehmen. Mit beißendem und trockenem Humor entsteht eine wunderbare Realsatire über Pleitegeier, kleine Leute ohne Selbstzweifel und große Visionen. „Ich wollte einen Film über die Macht des Mittelmaßes machen – eine Dilettantenorgie sozusagen. Diese Mittelmäßigkeit spiele ich mit Begeisterung“, sagt Polt über seine Rolle.

Polt mimt in der Provinz-Posse den Amateurfilmer Hans A. Pospiech, der aufgrund seiner klammen finanziellen Lage vom Sparbank-Filialleiter Faltermeier (Michael Ostrowski) dazu ermutigt wird, sich für den Kulturförderpreis „Goldene Klappe“ mit einem Film zu bewerben – ein abgekartetes Spiel, um den maroden Kunden zu sanieren. Doch Pospiech sieht endlich seine Chance gekommen, mit der Filmerei Geld zu verdienen und macht sich sofort an sein Herzensprojekt: einen Film über den privaten Hitler.

In seinem kleinen, von Fluglärm geplagten, bayerischen Ort Neufurth castet er sich seine Schauspieler zusammen. Die Wirtin Grete (Gisela Schneeberger) soll die Eva Braun geben, der Musikhändler Günther Fleischbauer (Robert Meyer) den Hitler. Abgesehen davon, dass letzterer überhaupt keine Lust hat, den „Oasch aus Braunau“ zu spielen, gibt es noch das eine oder andere Hindernis zu überwinden: Goebbels wird von einem indischen Koch verkörpert, Gauamtsleiter Wagner hat einen Schweizer Akzent und Hitler selbst kann sich seinen Text nicht merken.

Pospiech bleibt cool und zieht das Projekt durch, auch wenn sein Kontrahent aus dem ortsansässigen Filmclub, Nagy (Nikolaus Paryla), versucht, ihm Steine in den Weg zu legen. Mit Hilfe seines Neffen Alfons (Maximilian Brückner) dreht Pospiech den Film in seiner Garage und dem örtlichen Café, in dem Hitler vehement für sein Recht auf die Prinzregententorte kämpft.

Die deutsch-österreichische Co-Produktion zeigt nicht nur auf humorvolle Weise, wie die verschiedenen Generationen mit der NS-Vergangenheit umgehen, sondern hält der Gesellschaft auch einen Spiegel vor, wenn Sätze wie „Es war nicht alles schlecht“ aufs Korn genommen werden. Warum das Thema kein Tabu für eine Komödie ist, erklärt Regisseur Baker so: „Ich finde man sollte Hitler nicht nur kaputt reden, sondern auch spielen und recherchieren. Humor ist eine wahre Wunderwaffe. Das wusste Hitler auch, denn auf Hitler-Witze stand die Todesstrafe. Auch im Namen aller, die für ihre Hitler-Witze starben, ist es wichtig, dass wir diese ‚wehrkraftzersetzende‘ Tradition fortsetzen.“