Fünf Horror-Klassiker, die Sie das Fürchten lehren

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Fünf Horror-Klassiker, die Sie das Fürchten lehren

Das Schönste an Halloween? Nein, nicht die verunglückten Kürbis-Schnitzereien vor dem Fenster oder quäkende Kinder an der Haustüre. Sondern, dass man sich mal wieder so richtig schön vor dem Fernseher gruseln kann.

Warum gruseln wir uns so gerne? „Angstlust“ nennen es die Psychologen: Wer einen Horrorfilm in seinen Player legt, weiß in der Regel, dass das Monster oder der Killer auf der anderen Seite des Bildschirms bleibt – trotzdem verängstigt einen das Gesehene zwischenzeitlich. Wir empfinden also Furcht im sicheren Wissen, dass wir die Situation überstehen werden – was wiederum Glücksgefühle freisetzt. So gesehen könnte die folgende Aufzählung auch heißen: Fünf Filme, die Sie glücklich machen…

„Der Exorzist“ (1973)

Auch über 40 Jahre nach Erscheinen hat dieser Film nichts von seiner abstoßenden und provokanten Faszination verloren. „Der Exorzist“ war und ist deutlich mehr als „nur“ ein Horrorfilm. Ganze Abhandlungen wurden über seine kuriose Entstehung und seine filmhistorische Bedeutung verfasst, wobei man kein ausgemachter Experte sein muss, um das Offensichtliche zu sehen und sich davon schockieren zu lassen.

Die extrem hässliche Fratze des absoluten Bösen tritt hier in Gestalt eines unschuldigen, 12-Jährigen Mädchens (Linda Blair/Eileen Dietz) auf, die sich, vom Teufel besessen, in ein entstelltes und obszönes Wesen verwandelt. Noch heute sind viele Szenen kaum mitanzusehen: Sie stößt sich ein umgedrehtes Kreuz zwischen die Beine, übergibt sich in einem riesigen Schwall, schreit „Fick mich“ und bringt Priester um. Schwer vorstellbar, wie derartiges vor über 40 Jahren auf ein Publikum gewirkt haben muss, für das explizite Gewalt noch nicht zum Standardrepertoire eines jeden Horrorfilms gehörte.

Ein nervenzerfetzender Soundtrack, den der französische Regisseur Francois Truffaut als den besten der Kinogeschichte bezeichnete, verstärkt die verstörenden Bilder. Autor William Peter Blatty stellte mit seinem Roman – und später mit dem dazugehörigen Drehbuch – dem blinden Glauben an Fortschritt und Wissenschaft eine völlig überhöhte Religiosität und Obszönität gegenüber.

„Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978)

Wenig originell, aber zwingend notwendig: „Halloween“ darf in dieser Aufzählung natürlich nicht fehlen. Der Streifen beweist, dass es nicht unbedingt Unmengen an Kunstblut oder explizit gezeigter Gewalt braucht, um blanken Horror entstehen zu lassen. Zumindest der erste Teil ist deutlich von Hitchcocks „Psycho“ beeinflusst. Was neben stilistischen Ähnlichkeiten auch damit zu belegen wäre, dass die weibliche Hauptrolle von Jamie Lee Curtis gespielt wird – der Tochter von Janet Leigh, die als schreiendes Opfer unter der Dusche in „Psycho“ Filmgeschichte schrieb.

Mit Michael Myers schuf Carpenter den Prototypen des Serienkillers – er trägt stets eine weiße Maske, spricht kein einziges Wort und vor allem: Er agiert ohne Motiv. Er ist ein Mensch, dem alle Menschlichkeit (deshalb auch die weiße Maske) fehlt. Im weiteren Verlauf der Filmreihe, insgesamt gibt es mittlerweile zehn Teile (wobei Carpenter nur für den ersten verantwortlich war) stellt sich zudem heraus, dass Myers so gut wie unsterblich ist. Und das obwohl er unter anderem bereits erschossen, verbrannt, geköpft, erschlagen und erhängt wurde…

Der erste „Halloween“-Film ist fraglos der beste, nicht nur, weil hier ein völlig neuer Bösewicht platziert wurde. Auch die Inszenierung ist bemerkenswert: oft mit dem charakteristischen Halloween-Musikthema unterlegt, blickt man als Zuschauer immer wieder durch die Augen des Killers. Mit einfachen aber wirkungsvollen Einstellungen wird aus einer beschaulichen Wohngegend ein Ort voller tödlicher Gefahren.

„Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982)

Eine amerikanische Forschungsstation in der Antarktis, zwölf Wissenschaftler – und ein grausames Alien. Nachdem Regisseur John Carpenter zuvor mit „Halloween“ und „Die Klapperschlange“ zwei große Erfolge gefeiert hatte, erwies sich ausgerechnet „Das Ding aus einer anderen Welt“ an der Kinokasse als Flop. Das Problem: Die Spezialeffekte waren für die damalige Zeit fast zu gut. Das „Lexikon des internationalen Films“ urteilte, dass man die „verblüffende Tricktechnik […] angesichts der damit produzierten Ekelszenen, Blutorgien und Leichensezierereien“ kaum würdigen könne. Kein Wunder also, dass die ungekürzte Fassung 1984 auf den Index wanderte und erst 2009 wieder davon gestrichen wurde.

Im Nachhinein fand der Film dann doch sein Publikum und gilt mittlerweile zurecht als Klassiker – alleine schon wegen Kurt Russel in der Hauptrolle. Carpenter selbst bezeichnete „Das Ding aus einer anderen Welt“ als einen seiner Lieblingsfilme. Dabei ist der Streifen eigentlich ein Remake, beruht er doch auf der Erzählung „Who Goes There?“ von John W. Campbell Jr., die im Jahr 1951 bereits verfilmt wurde. 2011 erschien mit „The Thing“ dann sogar eine gelungene und größtenteils schlüssige Vorgeschichte zu den Ereignissen des 82er-Films.

„Re-Animator“ (1985)

Wie großartig Horror und Humor zusammenpassen, bewies lange vor „Shaun Of The Dead“ die filmische Geburtsstunde von Dr. Herbert West, besser bekannt als der „Re-Animator“. Umso kurioser, dass der Film in Deutschland bis 2013 indiziert war. Aus heutiger Sicht wirkt das angesichts von TV-Serien wie „The Walking Dead“ geradezu albern, doch Ende der 80er stieß die Gewaltdarstellung, obwohl eindeutig in einem schwarzhumorigen Kontext, auf wenig Gegenliebe bei den deutschen Sittenwächtern. Vor wenigen Monaten erschien dieser Genre-Klassiker dann endlich in einem schönen Mediabook auf Blu-ray.

Basierend auf einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft bereitete Regisseur Stuart Gordon mit „Re-Animator“ den zahlreichen Horror-Komödien der Neuzeit den Boden. Der junge Medizinstudent Herbert West (Jeffrey Combs) hat ein neuartiges Serum geschaffen, welches totes Gewebe wieder zum Leben erwecken kann. Natürlich gibt sich der ehrgeizige Wissenschaftler nicht mit der Katze seines Mitbewohners zufrieden, sondern fängt schon bald an, an Leichen zu experimentieren. Die toten Körper erwachen tatsächlich wieder zum Leben – werden aber blöderweise zu rasenden Bestien. Düster, morbide, blutig – und komisch. Selbst die beiden Fortsetzung „Bride of the Re-Animator“ und „Beyond Re-Animator“ können noch unterhalten, wenngleich sie nicht mehr ganz das Niveau des Vorgängers erreichen.

„From Beyond“ (1986)

Und noch eine Lovecraft-Verfilmung von Regisseur Stuart Gordon: „From Beyond – Alien des Grauens“ – erneut mit Jeffrey Combs in der Hauptrolle. Diesmal spielt er den Physikstudenten Crawford Tillinghast, der gemeinsam mit Dr. Edward Pretorius mit einem sogenannten Resonator experimentiert, welcher die Zirbeldrüse im Gehirn anregen soll, um verborgene psychische Kräfte zu fördern. Dabei entsteht jedoch eine Art Riss in ein anderes Universum, aus dem fremde Wesen in unseres eindringen.

Der Film treibt den Wahnsinn aus „Re-Animator“ auf die Spitze: verrückte Wissenschaftler, schleimige Kreaturen und eine hanebüchene, sexuell aufgeladene Geschichte treffen auf einen psychedelischen Orgel-Soundtrack – ein im besten Sinne grauenhafter aber auch augenzwinkernder LSD-Trip. Auch dieser Film war in Deutschland übrigens bis Dezember 2013 indiziert, nach Ablauf der 25-Jahresfrist wurde er jedoch ungeschnitten ab 16 Jahren freigegeben.