Frei.Wild: So erfolgreich wie umstritten

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Frei.Wild: So erfolgreich wie umstritten

Frei.Wild gehört zu den kommerziell erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands. Die Musiker waren schon mehrmals für den Echo nominiert. Doch jedes Mal regte sich erheblicher Widerstand gegen die Band und deren politischer Gesinnung.

Die Rockband Frei.Wild sorgt regelmäßig für Kontroversen. Allein die Echo-Verleihung hielten die Südtiroler in den vergangenen beiden Jahren auf Trab. 2013 war die Band nominiert, andere Musiker wie Kraftklub („Mit K“) und MIA („Tacheles“) drohten aber mit einer Absage. Deshalb wurde die Nominierung zurückgezogen. In diesem Jahr forderte die Band eine Entschuldigung der Jury. Als diese ausblieb, sagte Frei.Wild die Teilnahme am Echo ab.

Nun ist die Band mit gleich zwei Alben in die Top Fünf der deutschen Album-Charts eingestiegen. Doch was macht den Erfolg aus und warum wird immer wieder heftig über die politische Ausrichtung der Band diskutiert?

Erfolgreich dürfte die Band vor allem sein, da sie genau die Lücke füllt, die die Band Böhse Onkelz nach ihrer Auflösung hinterlassen hat. Diese hatte sich von ihren Neonazi-Wurzeln der 80er Jahre distanziert und konnte dann kommerzielle Erfolge vorweisen. Dennoch finden vor allem die frühen Werke der Band in der Neonazi-Szene noch hohen Anklang. Nach der Auflösung 2005 gab es einen Boom an Cover-Bands, denen auch Frei.Wild angehörte. Frei.Wild werden von vielen als die legitimen Erben der späten, „moderaten“ Böhsen Onkelz gesehen, da auch ihre Texte in dieselbe Kerbe schlagen.

Die Band hat es geschafft, sich auf großen Rock-Festivals wie Wacken zu etablieren und schafft es auch, Hallen mit über 10.000 Menschen zu füllen. Dabei scheinen die Texte bei vielen Menschen großen Anklang zu finden. Die Band hat schon mehrere Goldene Schallplatten für ihre Alben erhalten. Dies setzt einen Verkauf von mindestens 100.000 Tonträgern voraus.

Doch warum ist die Band so umstritten? Frei.Wild sagen sich von jeglicher politischen Orientierung los und bezeichnen sich selbst als heimatverbundene Patrioten. In ihren Texten dreht sich auch vieles um ihre Heimat Südtirol. Im Stück „Herzstück dieser Welt“ heißt es: „Kurz gesagt, ich dulde keine Kritik, an diesem heiligen Land, das unsere Heimat ist.“ In „Land der Vollidioten“ werden dagegen schon politischere Inhalte angesprochen, die auch in der rechten Szene Anklang finden: „Kreuze werden aus Schulen entfernt, aus Respekt vor den andersgläubigen Kindern.“ Im gleichen Lied heißt es im Refrain: „Das ist das Land der Vollidioten, die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat. Wir sind keine Neonazis und keine Anarchisten, wir sind einfach gleich wie Ihr, von hier.“

Offene Fremdenfeindlichkeit umgeht die Band geschickt und beschreitet den schmalen Grad zwischen Heimatliebe und rechtem Gedankengut. Der Journalist mit dem Pseudonym Thomas Kuban hat sich in die Rechts-Rock-Szene eingearbeitet und ordnet die Band klar dem rechten Milieu zu: „Sie arbeiten subtil mit Anspielungen und Andeutungen, wie es auch einige Neonazibands tun, die sich nicht strafbar machen wollen“, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“. Kuban ordnet die Band dem Identitätsrock zu, der der rechten Szene nahe steht.

Auch die Vergangenheit von Frontmann Philipp Burger (34) trägt zum rechten Image der Band bei. Er war Mitglied der Band Kaiserjäger, die mit rechtsradikalen Texten von sich reden machte. Mittlerweile distanziert sich Burger vehement von seiner Vergangenheit. So sagte er im Interview mit den „Ruhr Nachrichten“: „Ja, ich hatte diese Zeit, in der ich dieses rechtsextremistische Gedankengut in mir hatte. Mit der Pubertät hat sich das in Luft aufgelöst.“

Öffentlich distanzieren sich Frei.Wild also von der rechten Szene, lassen „Nazis raus“ auf Konzerten skandieren und betonen, wie sehr sie Nazis hassen. Auf der anderen Seite spricht die Band die Szene mit ihren Texten an und hält immer nur den nötigsten Abstand. In Nazi-Foren wird diese Strategie geschätzt. „Normale“ Leute könnten so leichter ihre Vorbehalte gegen Nationalstolz und Patriotismus verlieren und von der Szene besser erreicht werden als durch plumpe, extremistische Texte, heißt es dort unter anderem.