„Fantastic Four“: Fantastischer Flop

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„Fantastic Four“: Fantastischer Flop

Rund 120 Millionen Dollar soll das Reboot zu "Fantastic Four" verschlungen haben. Schlimmer als das finanzielle Desaster dürfte allerdings der Imageschaden für Marvel sein. Denn der neueste Blockbuster ist eine einzige Enttäuschung.

Diese ganze unschöne Geschichte hat auch etwas Gutes: Sie zeigt, dass wir alle nicht völlig blind sind. Zuletzt ist man ja davon ausgegangen, dass alles, was der Comic-Gigant Marvel beziehungsweise seine lizensierten Filmstudios anpacken, zu Gold wird. Selbst die inhaltlich enttäuschende „Avengers“-Fortsetzung war optisch ein Augenschmaus und knackte die Milliarden-Dollar-Grenze noch bevor der lukrative Heimkino-Verkauf begonnen hat. Und das jüngst eingestampfte „Spider-Man“-Franchise verabschiedete sich mit soliden Kritiken und ordentlichem Einspielergebnis, alleine der zweite Teil „Rise of Electro“ spielte weltweit rund 700 Millionen Dollar ein, in die ewigen Jagdgründe.

Man konnte den Eindruck gewinnen, dass ein Film nur den typischen Marvel-Vorspann und ein paar knallige Spezial-Effekte braucht, um zumindest finanziell erfolgreich zu sein. Dieses Vorurteil wurde nun offiziell widerlegt. Den „Fantastic Four“ sei Dank.

Schon Bernd Eichinger scheiterte

Man hatte ja vorher schon kein gutes Gefühl. Denn obwohl die fantastischen Vier innerhalb der ehrwürdigen Marvel-Historie eine exponierte Stellung einnehmen – erdacht und erschaffen von den Comic-Legenden Stan Lee und Jack Kirby Anfang der 60er und Wegbereiter für Figuren wie Spider-Man, Hulk und die X-Men – scheiterten alle Versuche, das Superheldenteam im Kino zu etablieren. 1992 arbeitete Bernd Eichinger gemeinsam mit B-Movie-Ikone Roger Corman an einer Verfilmung, doch das fertige Ergebnis schaffte es nie ins Kino. Die genauen Gründe dafür wurden nie genannt. Kopien kursieren im Netz und ein paar Fans sammeln Geld für eine eigene Dokumentation über das gescheiterte Projekt.

2005 und 2007 versuchte sich dann Regisseur Tim Story im Auftrag von 20th Century Fox an dem Stoff. Beide Filme kamen weder bei Fans noch bei Kritikern an, spielten aber immerhin ihre Produktionskosten wieder ein. Die Messlatte für den jungen Regisseur Josh Trank (31) und sein Team, es im Jahr 2015 besser zu machen, lag eigentlich nicht besonders hoch. Und doch schafften sie es, ihre Vorgänger zu unterbieten. „Fantastic Four“ ist nichts weniger als ein kompletter Reinfall. Es ist tatsächlich erstaunlich, dass der Film nicht im selben Hollywood-Giftschrank landete, in dem auch Eichingers 92er-Werk zu finden ist.

Langatmige Einführung

Die Grundstory ist so bekannt wie ausgetreten, ist dabei aber noch das geringste Problem. Denn ein Großteil der 100 Minuten wird damit verschwendet, die Figuren vorzustellen. Dabei kommt der Film aber nicht über die erzählerische Tiefe einer Vorabend-Soap („Zusammen könnt ihr den Lauf der Geschichte verändern!“) hinaus. Reed Richards (Miles Teller) ist der geniale Kopf, Ben Grimm (Jamie Bell) sein Kumpel, der anpackt. Susan Storm (Kate Mara) ist die kühle Blonde und Johnny Storm (Michael B. Jordan) der furchtlose Draufgänger. Dann wäre da noch Victor von Doom (Toby Kebbell), dessen Hass auf die Welt und Menschheit ziemlich unerklärt bleibt. Kurz: Keine Figur ist irgendwie interessant, Stereotype soweit das Auge reicht und auch den Dialogen fehlt jeglicher Esprit und Humor.

Reed, Ben, Johnny und Victor teleportieren sich mit Hilfe einer Maschine in ein Paralleluniversum. Es gibt einen Zwischenfall, Victor bleibt in der fernen Galaxie zurück und bei der Rückkehr auf die Erde wird auch noch Susan, die gar nicht bei der Expedition dabei war, verletzt.

Für etwa 10 bis 15 Minuten scheint es, als würde der Film an dieser Stelle die Kurve bekommen. Denn die Superkräfte, über die die jungen Forscher nach ihrer Rückkehr verfügen, sorgen bei diesen für existentielle Ängste. Johnny, die „menschliche Fackel“, hat tatsächlich das Gefühl, zu verbrennen. Ben muss sein restliches Leben als Steinmonster verbringen, Reed scheint ebenfalls nicht besonders glücklich über seinen völlig flexiblen Körper zu sein und Sue kann ihre Unsichtbarkeit nicht kontrollieren. Und natürlich werden die vier sofort vom Militär in Beschlag genommen, das schamlos von den Fähigkeiten profitieren möchte. Das alles wird in wenigen Minuten abgehandelt, doch der Film erreicht dabei einen sehr eigenen, finsteren Erzählton. Diese Atmosphäre wäre eine Chance gewesen, das Ruder herumzureißen.

Katastrophales Finale

Dann aber – wie aus dem Nichts – scheinen sich die vier plötzlich mir ihren neuen Fähigkeiten arrangiert zu haben. Gerade rechtzeitig, um ihren ehemaligen Kumpel Victor (jetzt: Doctor Doom) in Empfang zu nehmen, der – wie sollte es anders sein – die Erde vernichten möchte.

Das Finale knüpft dann nahtlos an den miesen Gesamteindruck an und ist ein inhaltliches wie inszenatorisches CGI-Desaster. Blaue Blitze, grüne Blitze, ein Tornado im Universum – würde man das Kino in diesem Moment betreten, man wähnte sich in einem B-Movie-Film, der bei Tele 5 problemlos in der Reihe „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ laufen könnte.

Fazit:

Dass der Film in die Hose gegangen ist, bestreitet mittlerweile nicht mal mehr Regisseur Josh Trank. Auf Twitter gibt er dem Filmstudio die Schuld. „Vor einem Jahr hatte ich eine fantastische Version von dieses Film. Und er hätte tolle Kritiken bekommen. Leider wird ihn nie jemand sehen.“ Wer es wirklich verbockt hat, ist aktuell nicht nachzuvollziehen. Berichten zufolge habe es schon während der Dreharbeiten zwischen Studio und Regisseur gekracht. Kurzfristig einbestellte neue Autoren hätten angeblich die schlimmsten Patzer ausbügeln sollen. Geklappt hat es nicht.