„Fack ju Göhte 2“: Einmal Thailand und zurück

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„Fack ju Göhte 2“: Einmal Thailand und zurück

Lust auf ein bisschen Remmidemmi? Regisseur Bora Dagtekin und Schauspieler Elyas M'Barek bringen Anti-Lehrer Zeki Müller und seine 10b in "Fack ju Göhte 2" auf die Leinwand zurück - und sorgen damit für alles andere, als einen entspannten Kinobesuch.

Eines vorneweg: Wer den zweiten Teil von „Fack ju Göhte“ im Kino sehen will, kennt den Vorgänger bereits und weiß, worauf er sich einlässt. Dialoge wie „Schnauze jetzt, oder wir fahren nach Föhr! – Spanien…, auch geil“ lassen Fans von überzogenen Komödien voll auf ihre Kosten kommen. Die ernsteren Momente verleihen dem Film obendrauf noch eine „tiefsinnige“ Botschaft, die Regisseur Bora Dagtekin („Türkisch für Anfänger“) mit Hilfe seines Hauptdarstellers Elyas M’Barek (33, „Who Am I – Kein System ist sicher“) recht unangestrengt und annähernd kitschfrei transportiert. Ein dichter Dschungel an vorhersehbaren Pointen und albernen Klischees versperrt aber die Sicht auf das Wesentliche.

Die Handlung

Der Plot – wenn auch eher nebensächlich – verschlägt „Lehrer“ Zeki Müller (M’Barek) inklusive seiner Chaoten-Schüler der Goethe-Gesamtschule ins ferne Thailand. Direktorin Gerster (herrlich: Katja Riemann) möchte der Konkurrenz die südostasiatische Partnerschule abluchsen, Herr Müller hat aber nur eins im Kopf: Seine irrtümlich in einem Stoff-Maskottchen nach Thailand verschickten Diamanten zurückzuholen, um endlich wieder ein Leben fernab des irren Schulalltags führen zu können. Da passt es ihm gar nicht in den Kram, dass Freundin und Kollegin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) wegen Terrorverdachts in Deutschland bleiben muss. Vor Ort gibt es dann erwartungsgemäß auch kein urlaubsähnliches Strandidyll für den Ex-Knacki und seine eigenwilligen Schüler, sondern jede Menge Intrigen, Ping-Pong-Bälle und eine Bande an verwaisten Straßenkindern…

Beste Szene?

Fehlanzeige. So viel sei gesagt: In „Fack ju Göhte 2“ wird eine „krasse“ Szene nach der anderen rausgeballert: Explosionen, Wildwasserfahrten, Elefantenritte und Stripclub-Besuche gehören zur Tagesordnung. Zugegeben, kurz vor Ende kommt es doch noch einmal zu einer unerwarteten Wendung, in der Marihuana eine ausschlaggebende Rolle spielt. Schlussendlich werden sich die meisten Kinobesucher aber wohl an die nicht zu knapp bemessenen, oberkörperfreien Szenen M’Bareks erinnern.

Beste Rolle

Leider kommt ihre Figur auf höchstens 20 Minuten Spielzeit, Katja Riemann („Das wahre Leben“) brilliert aber einmal mehr als unkonventionelle, kleberschnüffelnde Direktorin Gudrun Gerster. Als Schlagfertigkeit in Person weist sie Streber und Kollegen in ihre Schranken und sagt langweiligen und naiven Pädagogen den Kampf an.

Eine Botschaft…

…darf der perfekten Komödie am Ende natürlich auch nicht fehlen. Die ist durchaus nett verpackt, ohne viel Kitsch und immer noch humorvoll transportiert – nimmt leider aber nur fünf Minuten im Film ein. M’Barek bekommt auch die „ernsten“ Töne ganz ordentlich gebacken, fällt dabei aber nicht aus der Rolle des ewigwährenden schlechtgelaunten, dennoch irgendwie charmanten Proleten. Wie viel Schauspieltalent der Hauptdarsteller am Ende in die Rolle des Anti-Pädagogen legt, ist fraglich. So bekommt man als Zuschauer doch immer wieder den Eindruck, ein nicht unbeachtliches Stückchen von M’Barek selbst auf der Leinwand zu sehen – dem Spaß tut das keinen Abbruch.

Die gute alte Fortsetzung

Dagtekin ist mit dem zweiten Film um Zeki Müller, Chantal und Co. eine passable Fortsetzung für eingefleischte Fans gelungen, für den Rest der Welt eine überzogene Remmidemmi-Fahrt ins Nirgendwo. Zudem bleibt „Fack ju Göhte 2“ schlicht „Fack ju Göhte“: dieselben Probleme, dasselbe Chaos, derselbe innere Konflikt des Protagonisten – das Ganze nur eben in Thailand, wo auch die zarte Grenze zwischen Lehrer und Schülern zunehmend verschwimmt. Der Film hat von allem etwas, im Vergleich zum ersten Teil aber eben leider etwas zu viel.

Warum das Ganze?

Wer schon bei Dagtekins Kino-Version von „Türkisch für Anfänger“ mehr als Schmunzeln musste, hat sein Geld auch mit einer Kinokarte für „Fack ju Göhte 2“ richtig investiert. Knapp zwei Stunden gibt es für den Zuschauer Rambazamba, Action und halbnackte Körper – quasi am laufenden Band. Vorsicht, Klischee, möchte man da laut rufen – und an denen bedient sich Regisseur Dagtekin sicherlich nicht zu knapp. Am Ende sind es seine gewohnte Ironie, eine geballte Ladung an Infantilität, Oberstufen-Humor und reichlich politischer Inkorrektheit, die ihr Ziel auch diesmal nicht verfehlen: Remmidemmi, Unterhaltung und unerträglicher Stress und Anspannung bis zum Schluss lassen bei „Fack ju Göhte 2“ sicherlich erneut die Kinokassen klingeln.