„Fack ju Äverest“: Die Kino-Highlights im September

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„Fack ju Äverest“: Die Kino-Highlights im September

Muster-Schüler, Gipfelstürmer, einsame Seelen: Der September zeigt sich hinsichtlich der Kinostarts so vielfältig wie kaum ein Monat zuvor in diesem Jahr.

Der Kino-September ist gleich in doppelter Hinsicht etwas Besonderes. Denn weder gibt es eine Comic-Verfilmung, noch ein Remake in diesem Monat zu bestaunen. Stattdessen wartet in den kommenden vier Wochen eine bunte Mischung an vielversprechenden Filmen auf die Cineasten, wie es sie schon lange nicht mehr gab.

„Königin der Wüste“, 03. September

Bei den meisten Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt das Hauptaugenmerk dem Haushalt und der Familie, ob ihnen das nun gefiel, oder nicht. Die gebildete Engländerin Gertrude Bell (Nicole Kidman) spielte diese klassische Rollenverteilung aber nicht mit. Nach ihrem Oxford-Studium zog es die abenteuerlustige Frau nach Teheran. Was als Passion begann, wurde zu ihrem Leben: Bell machte sich als Forscherin und Archäologin einen Namen, stieg später als Diplomatin des britischen Königreichs gar zu einer der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit auf. Aber wie so oft hat der Erfolg einen hohen Preis…

Einschätzung:

Kidman in einer biografischen Rolle muss nicht zwangsläufig einen guten Film ergeben, das durften Kinogänger in „Grace of Monaco“ auf schmerzhaft-kitschige Art erfahren. Beim Streifen von Olivier Dahan haperte es aber weniger an Kidmans Performance, als an der fehlerhaften Story. Für „Königin der Wüste“ zeichnet sich hingegen kein Geringerer als Werner Herzog verantwortlich, dem man in seiner langen Karriere wohl noch nie eine zu fade Inszenierung vorwerfen konnte. Mit Kidman, James Franco, Robert Pattinson und Damian Lewis versammelte er zudem einen beachtlichen Cast, um das Leben einer beeindruckenden Frau zu schildern, von der wohl viel zu wenige Menschen bislang etwas gehört haben.

„Fack ju Göhte 2“, 10. September

Hefte weg, Klassenfahrt! Aber aus dem Traumurlaub in Thailand wird für Aggro-Lehrer Zeki Müller (Elyas M’Barek) und seine Muster-Schüler in „Fack ju Göhte 2“ ein Alptraum: Sie finden sich in einem „asozialen Dorf“ wieder, das den hohen Ansprüchen der Malle-Stammgäste nicht genügt. Dort holen den Lehrer schnell Selbstzweifel ein – immerhin muss er sich unter anderem mit einem „Tischtennisball in der Mumu“ einer Schülerin herumschlagen. Doch egal wie ausfallend er auch wird, seine Schützlinge halten ihn trotz allem für den besten Lehrer der Welt. Dass er ihnen Chili in die Kondome packt, scheint ihnen dabei nichts auszumachen.

Einschätzung:

Bei Überraschungshits folgt, meist weniger überraschend, natürlich eine Fortsetzung. Von Lehramt-Studenten und Referendaren beinahe als Dokumentation gefeiert, traf „Fack ju Göhte“ auch den Geschmack einer breiten Masse – an die herrlich chaotische, ungeliebte und im Nachhinein meist doch schöne Zeit in der Schule kann sich schließlich jeder erinnern. Die Idee, den zweiten Teil während der Klassenfahrt spielen zu lassen, verspricht viel frischen Wind, auch wenn der Trailer vermuten lässt, dass die Macher nach der alten Strategie „derber ist besser“ verfahren. Den Schulabschluss hebt man sich wohl noch für Teil drei auf.

„Knight of Cups“, 10. September

Rick (Christian Bale) ist ein Sklave des Hollywood-Systems. Einerseits ist er süchtig nach Erfolg und Anerkennung, aalt sich darin, andererseits deprimiert ihn die vermeintliche Bedeutungslosigkeit seines Lebens. Wie die Tarot-Karte, die dem Film seinen Titel verleiht, ist Rick permanent gelangweilt und auf der Suche nach Stimulierung. Aber „Der Ritter der Kelche“ ist eben auch ein Romantiker, Künstler und Abenteurer.

Einschätzung:

Romantische Komödien tauchen fast in jedem Kino-Monat auf, ein Liebes-Drama wie „Knight of Cups“ dagegen ist seltener. Vor allem mit einem derart beeindruckenden Cast: Neben Bale spielen Natalie Portman, Cate Blanchett, Antonio Banderas, Jason Clarke und Sir Ben Kingsley mit. Ein gewöhnliches Drama darf von Regisseur Terrence Malick aber nicht erwartet werden, der Regisseur („The Tree of Life“) ist für seine bildgewaltigen und erzählerisch anstrengenden Filme bekannt.

„Everest“, 17. September

Den Mount Everest zu besteigen, ist schon bei optimalen Wetter eine Aufgabe, an der gut trainierte Bergsteiger scheiterten. Doch was passiert, wenn während einer Expedition auf dem Gipfel des höchsten Berges der Welt eines der schlimmsten Unwetter hereinbricht, dass dort je verzeichnet wurde? Für die Gruppe von Abenteurern in „Everest“ wird der Kampf gegen die Natur zum Kampf ums Überleben.

Einschätzung:

Action-Filme sind im September rar gesät, mit „Everest“ von Baltasar Kormakur scheint die Devise „Qualität statt Quantität“ zu lauten. Basierend auf der wahren Geschichte zweier Expeditionen, verspricht der Film mit Jake Gyllenhaal, Josh Brolin, Jason Clarke und Michael Kelly nervenaufreibende Action und viel Drama. Wer auf das Thema „Mensch gegen Natur“ à la „Der Sturm“ steht und schwindelfrei ist, für den sollte „Everest“ ein Pflichttermin darstellen.

Geheimtipp: „The Visit“, 24. September

Auch ohne abstruser Regeln ist der Familienbesuch bei den Großeltern schon anstrengend genug. Aber warum dürfen die Geschwister Tyler und Rebecca eigentlich nach 21:30 Uhr ihr Zimmer auf der abgeschiedenen Farm ihres Opas nicht mehr verlassen? Gemeinsam machen sich die beiden auf, um das Mysterium zu ergründen – und stoßen dabei auf ein verstörendes Geheimnis.

Einschätzung:

„Der neue Film von M. Night Shyamalan“, mit diesem Satz lockte man zuletzt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, im Gegenteil. Nach Katastrophen wie „The Last Airbender“ ist es eher ein Wunder, dass Herr Shyamalan überhaupt noch Finanzen für einen neuen Film wie „The Visit“ auftreiben kann. Aber man darf auch nicht vergessen: Mit seinem Film „The Sixth Sense“ krempelte er einst die Kino-Landschaft gehörig um und erschuf ein Meisterwerk. So ganz will man die Hoffnung auf einen ähnlichen Genie-Streich also nicht aufgeben, auch wenn der Trend zuletzt etwas anderes andeutete.