Elle King: Große Stimme mit Rocker-Seele

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Elle King: Große Stimme mit Rocker-Seele

Einen Rock- und Blues-lastigen Retro-Sound fahren gerade viele. Elle King sorgt mit ihrem Debüt-Album "Love Stuff" trotzdem für frischen Wind in diesem Genre.

In Deutschland noch weitgehend unbekannt, wird Newcomerin Elle King, Jahrgang 1989, in den USA bereits hoch gehandelt. Unter anderem trat sie schon bei Letterman und in der „Today Show“ auf, und auch Promi-Blogger Perez Hilton zählt zu ihren Fans: „Ihre Stimme ist so besonders und so ungeschliffen! Sie ist die Janis Joplin der heutigen Zeit“, schwärmt Hilton, und nimmt uns den so zwingenden wie ausgelutschten Vergleich ab. Denn natürlich erinnert die rauchige Stimme Kings hier und da ein wenig an die tragische Woodstock-Heldin, und ebenso natürlich sollte man derlei Ähnlichkeiten nicht überbewerten. Hippies kommen dem Hörer von Kings Debüt-Album „Love Stuff“ zum Beispiel nicht wirklich in den Sinn.

Der wuchtige Sound der jungen Musikerin, die mit so unterschiedlichen Künstlern wie The Donnas, Otis Redding und AC/DC sozialisiert wurde, lässt sich irgendwo zwischen Rock, Blues und Folk verorten – ein ähnlicher Mix also, mit dem etwa auch ein Andreas Kümmert seine Erfolge feiert. Allerdings lässt King schon mit dem kämpferischen Opener „Where The Devil Don’t Go“ nicht den Eindruck zu, als würde sie vor irgendeinem Musikerwettbewerb – oder sonst irgendetwas – den Schwanz einziehen. Damit sind ihre Facetten aber längst nicht ausgereizt, auf „I Told You I Was Mean“ klingt sie so zuckersüß wie sarkastisch, und mit dem morbiden „Ain’t Gonna Drown“ jagt sie dem Hörer unweigerlich die eine oder andere Gänsehaut den Rücken hinunter.

Kings Stimme trägt jedes Thema mit Bravour, die Heerschaar namhafter Produzenten, die „Love Stuff“ veredelt haben, hätte sie vermutlich gar nicht nötig. Den glasklaren, dennoch genügend rohen Sound des Albums nimmt man natürlich trotzdem gerne mit. Vor allem überzeugt das „Love Stuff“ immer wieder mit schrägen Brüchen und frischen Ideen, die Elle King aus dem Meer der Retro-Acts deutlich herausragen lassen.