Dominik-Graf-Film feiert Premiere: „Der Kini wird im See gefunden…“

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Dominik-Graf-Film feiert Premiere: „Der Kini wird im See gefunden…“

Wie ist König Ludwig II. wirklich gestorben? Diese Frage muss im BR-Heimatkrimi "Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi" geklärt werden. Wie relevant ist diese Frage eigentlich heute noch? spot on news hat bei den Premierengästen von Dominik Grafs neuem Streifen nachgefragt.

„Ganz toll“, findet Schauspieler Hannes Jaenicke (54) den neuen Film von Dominik Graf (61, „Tatort: Frau Bu lacht“) und das nicht etwa, weil er in „Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi“ (BR) mitspielt, sondern „weil es nie konventionell ist, was er [Graf] macht, er überrascht dich einfach immer“. Und so wurde der Regisseur nach der Premiere beim Filmfest München denn auch gebührend gefeiert für „den Starnbergfilm, den ich schon immer machen wollte“, wie Graf nach der Premiere auf der Bühne erklärte. „Diese großartige Betonpromenade musste einfach einmal in einem Film vorkommen; die ist seit meiner Kindheit nicht zu überbieten.“

Zentrum einer skurrilen Mordreihe ist der Tod von König Ludwig II., auch Kini genannt, den Polizeichef Lu Reinhold (erstklassig besetzt mit Andreas Giebel) und Polizeimeisteranwärterin Ariane Fink (Annina Hellenthal) aufklären müssen. Anders als die einheimischen Gäste des Münchener Festivals hat Ulrike C. Tscharre (42), die im Film Jaenickes Ex-Frau spielt, keinen Bezug zu dem sagenumwobenen Monarchen. „Ehrlich gesagt komme ich über Ludwig und Sissi nicht hinaus. Ich fand den Film damals toll, aber ansonsten weiß ich nichts. Dass es auch heute noch so einen Ludwigskult gibt, war mir neu“, gesteht die Wahl-Berlinerin. Von Grafs Film ist sie allerdings entzückt. „Es ist ein sehr guter, ungewöhnlicher, schräger, humorvoller Film geworden. Und ein Film, der durchaus Abgründe hat“, sagt Tscharre über einen der laut der verantwortlichen Redakteurin, Stephanie Heckner, vorerst letzten Heimatkrimis des Bayerischen Rundfunks.

Ein ganz typischer Graf sei es, findet auch Premierengast und Schauspieler Felix Hellmann (35). „Kantig und schräg“, das sei eben die typische Handschrift des Münchner Regisseurs, weiß der „Shoppen“-Star (2007). König Ludwig II. sei eine spannende und aus künstlerischer Sicht sehr beeindruckende Persönlichkeit gewesen. „Seine visionäre Haltung hat aus ihm aber auch einen Typen gemacht, der nicht in seine Zeit gepasst hat“, sagt Hellmann. Und sein Wirken sei für die staatlichen Finanzen wahrscheinlich nicht ganz ideal gewesen.

„Der Kini wird im See gefunden“, ist der Satz gewesen, von dem ausgehend der Film entwickelt wurde, wie Graf und Drehbuchautor Sathyan Ramesh (45) auf der Premierenfeier verrieten. Danach sei man ziemlich schnell auf diese „unheimlich leidenschaftlichen und liebenden Ludwig-Forscher“ gestoßen. „Dass sich Menschen nach 130 Jahren noch so sehr einer Sache verschreiben, hat mich zutiefst berührt.“ Die echten „Guglmänner“ seien aber umbenannt worden, „weil wir ihnen im Film ja verbrecherische Aktivitäten unterstellen, die sie höchstwahrscheinlich nicht machen“, erklärt Ramesh weiter. „Aber wir fürchten ihre Rache trotzdem“, ergänzt Graf, der sich schon auch „unglaubliche Wirtshausschlägereien vorstellen“ kann mit den Ludwig-Forschern, die in seinem Film „Ludisten“ heißen.

Schauspieler und Kabarettist Eisi Gulp (58, „Dampfnudelblues“), der mit dem Kinofilm „Zuckerbaby“ 1985 zum Kult-Star wurde, spielt einen dieser Ludwig-Forscher, die meinen, sie wüssten, wie der ehemalige bayerische König 1886 im Starnberger See gestorben ist. „Ich mochte diese Rolle sofort, weil sie mit mir überhaupt nichts zu tun hat“, sagt Gulp. Auch den Text fand er sehr reizvoll, was aus dem Mund eines Kabarettisten ein echtes Kompliment ist. „Den durfte ich mir auch ein bisschen selbst bauen“, Dominik Graf habe ihm da viel Freiraum gelassen. „Es ist einfach eine Ehre mit ihm zu arbeiten“, fasst Gulp zusammen.

Obwohl er einen begeisterten Ludwig-Forscher spielt, beschäftigt sich Gulp selbst wenig mit dem Monarchen. „Er wird ja wahnsinnig verklärt, unser Kini. Was er wirklich für ein Typ war, exzentrischer Spinner oder feingeistiger Künstler, wissen wir alle nicht.“ Letztendlich sei es ihm auch ziemlich „wurscht“. „Es ist Vergangenheit, und es ist auch wichtig, dass die Monarchie abgeschafft wurde, denn mit Demokratie hatte das nichts zu tun.“ Saskia Vester (54, „Wer früher stirbt, ist länger tot“) kann den Mythos um den Monarchen ebenfalls nicht entschlüsseln: „Es ist eben unser Kini, der Wahnsinnige, der Poet. Er ist eine unglaublich spannende, schillernde Figur. Man weiß bis heute nicht, auf welchem Planeten der wirklich war. Man kann sagen, der erste Michael Jackson kam aus Bayern.“

Neben dem Kini ist Starnberg heimlicher Hauptdarsteller des Films – dabei ist der deutsch-indische Drehbuchautor Ramesh nicht einmal in Bayern ansässig. Doch „dem Ramesh ist zu Starnberg dermaßen viel eingefallen“, sagt Graf, der es „durchaus förderlich“ findet, den „klaren Blick“ eines Außenstehenden auf diesen Ort zu haben. „Ein schönes Stück Bayern“ nennt der Münchner „Tatort“-Kommissar Udo Wachtveitl (55) die edle Kreisstadt, und so stellt sich Starnberg im Film auch dar. Ramesh faszinierten allerdings vor allem die Kontraste in der bayerischen Millionärshochburg und Vorzeigeidylle, in der trotzdem die örtlichen Geschäfte pleite gehen…

Und zur überregionalen Relevanz des Stoffes verwies Hannes Jaenicke abschließend auf den Touristenmagneten „Schloss Neuschwanstein, dem Weltkulturerbe im Wartestand“ sowie den legendären Luchino-Visconti-Film „Ludwig II.“ (1972) mit Helmut Berger in der Titelrolle. „So habe ich als Rheinländer diesen König erstmals kennengelernt.“