Die Orsons: „Wir nehmen uns manchmal zu wenig ernst“

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Die Orsons: „Wir nehmen uns manchmal zu wenig ernst“

Seit 2007 machen die Orsons gemeinsam Musik, deren spezieller Sound in der deutschen Rap-Landschaft schnell seine Anhänger gefunden hat. In diesen Tagen erscheint das neue Album "What's Goes?". Im Interview spricht spot on news mit den vier Jungs unter anderem über das neue musikalische Glanzstück und das Thema Weltherrschaft.

Dass die Orsons sich selbst manchmal nicht allzu ernst nehmen, das merkt man nicht nur in vielen Texten bisheriger Songs, sondern auch in ihren Interviews. Doch neben all den Witzen wissen Tua, Maeckes, Kaas und Bartek sehr genau, was sie wollen – und noch viel wichtiger, was sie nicht wollen. Im Zuge der Veröffentlichung des neuen Albums „What’s Goes?“ am 20. März traf spot on news die Rapper und plauderte mit ihnen unter anderem über Beziehungskrisen und Selbstironie.

Auf Ihrem Album „What’s goes“ haben Sie alles, was Sie am letzten Album gestört hat, über Bord geworfen. Was war das genau?

Bartek: Was sich grundlegend geändert hat: Wir haben uns bei diesem Album fest vorgenommen, uns nicht groß reinreden zu lassen, sondern zunächst für uns allein zu arbeiten. Das hat auch ausgezeichnet funktioniert, denn wir sind mit dem Ergebnis super happy und es gibt keine Nummer wie beim vorherigen Album, hinter der wir nicht hundertprozentig stehen. Das liegt aber auch daran, dass wir dieses Mal niemand Fremdes zum Produzieren ins Boot geholt haben, sondern Tua seine eigene klare Vision gehabt und die Beats federführend allein gebastelt hat. Wo wir bei der letzten Platte noch in verschiedene Genres hineingeschaut haben, hat „What’s Goes?“ seinen ganz individuellen geilen Sound.

Wenn man sich die Tracklist anschaut, ist alles Mögliche an Themen dabei. Gibt es hier eine insgeheime Story, die das Album erzählt?

Tua: Es gibt immer wieder einzelne Themen, welche wiederholt auftauchen und einen besonderen Fokus erhalten haben. Es geht zum Beispiel vermehrt um Abschied und der Frage danach, ob das nicht auch ein neuer Anfang sein kann. Auf uns bezogen macht das enorm viel Sinn, da wahrscheinlich im Anschluss wieder Solo-Sachen kommen werden und jeder einzelne von uns dabei mit großer Sicherheit diese Zeit Revue passieren lassen wird.

Darum geht es auch in Ihrem Song „Abschiedsparty“. Sind Sie ein Fan davon, alles ständig im Leben verändern zu müssen oder schlagen Sie sich eher auf die Seite der Gewohnheit?

Tua: Ich muss Sachen generell verändern, im besten Fall optimieren, denn wenn irgendwas still steht, geht mir das sehr schnell auf den Sack.

Bartek: Ich tue mir damit ehrlich gesagt ein wenig schwer. Klar, dass sich gewisse Dinge weiterentwickeln müssen, aber für Phasen in denen alles perfekt scheint, würde ich gern ab und an mal den Pause-Knopf drücken. Wiederum ist es aber auch toll, sich der Veränderung zu stellen und so zu verhindern, dass alles vor sich hin stagniert.

Man könnte hieraus schließen, dass Sie Vier schon recht verschiedene Typen sind. Macht sich das auch in der Zusammenarbeit bemerkbar?

Bartek: Gerade was die Songauswahl betrifft, werden wir uns doch sehr schnell einig. Schwieriger wird es bei den Solo-Projekten auf dem Orsons-Album, wo definitiv mehr Diskussionsbedarf besteht. Tua muss im Endeffekt alle Visionen von uns umsetzen und hat sich bei diesem Album auch sehr zurückgenommen und nicht gleich alle Ideen zerstampft wie noch in den letzten Jahren.

Tua: Ich versuche es immer in einem größeren Kontext, sagen wir, die Songs nicht als Pflanze, sondern als ganzes Blumenbeet zu sehen. Und wenn ich mitten in das Beet ein neongrünes Pflänzchen packe, sieht danach unser Blumenbeet scheiße aus. Und da ich hierbei schon die ein oder andere Idee eines wunderschönen neongrünen Songs zerstört habe, gebe ich den Pflanzen jetzt mehr Zeit zum Wachsen. Die Visionen der Jungs vom Soll in den Ist-Zustand zu bringen, ist manchmal gar nicht so einfach und dabei ist leider schon der ein oder andere Track gestorben.

Sie haben sich selbst mal als „Rap-Band der Liebe“ bezeichnet. Gibt es denn nach acht Jahren Band-Ehe trotzdem noch Beziehungskrisen im Hause Orsons?

Bartek: Ja klar, wie in jeder anderen Ehe auch. Wir lieben uns, wir hassen uns, wir umarmen uns, gehen uns aus dem Weg und schlafen wild miteinander.

Man hat bei Ihnen das Gefühl, dass mit jedem Album auch Ihre Medienpräsenz wächst. Wie viel bedeutet Ihnen diese Aufmerksamkeit?

Tua: Wow, eine gute Frage. Ich finde, es ist eine Bühne und je größer diese ist, desto mehr kann man geile oder scheiß Theaterstücke aufführen oder Mist erzählen wie wir es auch machen. Nein, mal ehrlich, diese Aufmerksamkeit ist in gewissen Maßen ein Mittel zum Zweck: Dass das, was wir sagen wollen und unsere Songs und Konzerte in erster Linie nach vorn kommen. Wir sind ja keine Band, welche bezüglich politischer Themen einen krassen Rededrang hat und in Interviews auf Missstände hinweisen möchte.

Bartek: Aber es freut uns natürlich sehr, denn wir möchten ja auch unser neues Werk auf die Welt loslassen und deswegen gehören Pressetermine einfach dazu.

Was wäre denn die größte Anerkennung, die man Ihnen geben könnte?

Tua & Kaas: Die Weltherrschaft und 100.000 Euro. Obwohl die Weltherrschaft wirklich eines der angemessensten Dinge wäre, was man uns überreichen könnte. Aber warte mal, 100.000 Euro wären eigentlich völlig unter unserem Wert. Wir erhöhen auf 300.000 Euro. Du siehst, wir wären keine guten Bahnhofsstricher.

Wie wichtig ist es in diesem Business, eine gute Portion Selbstironie mitzubringen?

Bartek: Keine Ahnung, was du meinst. Nee, total wichtig. Wenn man über sich nicht lachen kann, ist das peinlich. Und wer sich selbst nicht wenigstens ein bisschen peinlich findet, der sollte sich wirklich schämen. Wahrscheinlich nehmen wir uns aber sogar manchmal etwas zu wenig ernst, zumindest ein Teil der Band.

Bartek, im Videoclip zur ersten Single „What’s Goes?“ schwingen Sie gekonnt Ihre Hüften. Wo haben Sie denn so Tanzen gelernt?

Tua: Viele Frauen können das doch oder?

Bartek: Ich habe viele Stunden in Nachtclubs verbracht, mich dem Groove hingegeben und an der Stange trainiert. Dazu bin ich noch ein großer Beyoncé-Fan, schaue immer ihre Videoclips an und laufe tanzend durch die Wohnung.

Ehrlich?

Bartek: Nein.