Die Kino-Tipps im Januar

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Die Kino-Tipps im Januar

Zweimal Zweiter Weltkrieg, ein abgehalfterter Superheld namens Birdman und Bill Murray als kauziges Ekel mit großem Herzen: Das neue Kino-Jahr beginnt gleich mit einigen Pflichtterminen für eingefleischte Cineasten.

Das neue Kino-Jahr wird gleich mit einigen vielversprechenden Filmen und Oscar-Anwärtern eröffnet. Egal ob Brad Pitt („Herz aus Stahl“), Benedict Cumberbatch („The Imitation Game“), Bill Murray (St. Vincent“) oder Michael Keaton („Birdman“) – sie alle können sich berechtigte Hoffnungen auf einen Goldjungen machen.

„Herz aus Stahl“, 01. Januar

April 1945: Nach sechs langen Jahren Krieg starten die Alliierten ihre finale Offensive gegen Deutschland, die endlich Frieden in Europa bringen soll. Stets an vorderster Front ist ein Panzer, von seiner Crew mit dem Namen „Fury“ versehen. Der fünfköpfige Trupp um den charismatischen Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt), hat schon viele Schlachten geschlagen und kennt die Schrecken des Krieges – mit einer Ausnahme: Weil ein Schütze der Crew bei einem Gefecht ums Leben kam, wird der eingeschworenen Besatzung ein blutiger Anfänger zugeteilt: Von seinen Kameraden äußerst argwöhnisch behandelt, muss sich der junge Norman Ellison (Logan Lerman) in ihren Augen erst noch beweisen. Doch lange muss er nicht auf seine erste Bewährungsprobe warten.

Einschätzung:

Die Schrecken des Krieges, eine eingeschworene Gruppe und jede Menge Pathos – auch „Herz aus Stahl“ setzt auf alle gängigen Genre-Stilmittel, die 1998 schon Steven Spielbergs „Der Soldat James Ryan“ zum Welterfolg werden ließen. Doch besteht auch stets die Gefahr der Übertreibung – mancher Zuschauer könnte sich an der zeitweise überspitzten Heldenhaftigkeit der fünfköpfigen Panzerbesetzung um Brad Pitt stören. Wer aber meinte, der Zweite Weltkrieg sei filmisch bereits von all seinen grausamen Facetten beleuchtet worden, der irrt: Große Teile des Films finden im Mikro-Kosmos des Panzers statt, nicht selten erinnert „Herz aus Stahl“ so an ein Kammerspiel und verdeutlicht die Klaustrophobie der Schlacht wie noch kein anderer Weltkriegsfilm.

„The Imitation Game“, 22. Januar

Nach einer tragischen Jugend beginnt der ebenso brillante wie introvertierte Mathematiker Alan Turing (Benedict Cumberbatch) an der Cambridge-Universität, sein volles Potenzial zu entfalten. Schnell gehört er zu den klügsten Köpfen des Landes, auch wenn seine mitunter arrogante Art auf wenig Gegenliebe stößt. Seine immensen Kenntnisse im Bereich der Rechenmaschinen lassen schließlich den britischen Geheimdienst MI6 an seine Tür klopfen. Gemeinsam mit weiteren Meistern ihres Fachs soll Turing einer streng geheimen Mission nachgehen: Den als unentschlüsselbar geltenden Enigma-Code der Deutschen knacken und so den Zweiten Weltkrieg quasi im Alleingang beenden.

Einschätzung:

Ein Film, der wie „Herz aus Stahl“ während des Zweiten Weltkriegs angesiedelt ist, unterschiedlicher aber nicht sein könnte. Keine Sekunde wird der Zuschauer ins Schlachtgetümmel geworfen, stattdessen zeigt „The Imitation Game“, wie England von zu Hause aus versuchte, den Krieg zu entscheiden. Gefahr laufend, aus Alan Turings wahrer Geschichte eine Art „Sherlock Holmes gegen das Dritte Reich“ zu machen, haucht Cumberbatch dem Charakter schnell eigenes Leben ein, ohne zu sehr an seine Rolle als genialer Detektiv zu erinnern. Weniger erfreut sind dagegen manche Kritiker über die ein oder andere künstlerische Freiheit, die sich Regisseur Morten Tyldum genommen hat.

„Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“, 29. Januar

Die einst glorreiche Karriere von Riggan Thomson (Michael Keaton) ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Früher verkörperte er den schillernden Superhelden Birdman, hatte Fans auf der ganzen Welt. Von diesem Ruhm ist aber nichts übrig geblieben, vielmehr gehört er zu den abgehalfterten Alt-Stars und wird von den Kollegen und Kritikern gleichermaßen belächelt. In seiner Verzweiflung versucht er, ein ambitioniertes Broadway-Stück auf die Beine zu stellen, um allen Spöttern und in erster Linie sich selbst zu beweisen, dass er es noch immer drauf hat.

Einschätzung:

Im Fall von Michael Keaton und „Birdman“ könnte ein Film wohl nicht selbstreferenzieller sein. Der einstige Superhelden-Darsteller, der nach der großen Karriere um Aufmerksamkeit buhlt und an alte Erfolge anknüpfen will – „Birdman“ schildert Keatons Kampf mit der Berühmtheit nach seinem Durchbruch als Comic-Held Batman. Das ist an manchen Stellen tragisch, an anderen rührend, und an den meisten urkomisch. Mit diesem Streifen könnte sich der betagte Keaton tatsächlich in der Riege der Hollywood-Größen zurückmelden.

„John Wick“, 29. Januar

John Wick (Keanu Reeves) verbringt seinen verfrühten Ruhestand in einer verschlafenen Vorstadt. Als seine Frau (Bridget Moynahan) an den Folgen einer Erkrankung stirbt, verfällt er in tiefe Depressionen. Sein letzter Gefährte auf der Welt, sein treuer Hund, wird kurz darauf von drei Gangstern getötet, während sie versuchen, seinen Mustang zu stehlen. Dieser weitere Schicksalsschlag ist zu viel für Wick, schließlich schlummert in ihm ein dunkles Geheimnis: Denn er ist nicht irgendwer, sondern einer der besten Auftragskiller des Landes – und er sinnt auf Rache.

Einschätzung:

Mit „John Wick“ könnte Reeves seinen durch „47 Ronin“ zuletzt etwas angeknackstes Action-Ruf wieder aufpolieren. Der „Racheengel-Plot“ ist aktuell schließlich eine sehr beliebte Filmgattung, wie nicht nur Liam Neeson mit inzwischen drei Teilen von „Taken“ oder zuletzt Denzel Washington mit „The Equalizer“ demonstrierte. Einzig die Frage bleibt, ob der Streifen angesichts der zahlreichen vergleichbaren Werke für eingefleischte Action-Fans genug Neues bieten kann.

Geheimtipp: „St. Vincent“, 08. Januar

Der etwas eigenwillige Junge Oliver (Jaeden Lieberher) bezieht mit seiner alleinerziehenden Mutter Maggie (Melissa McCarthy) ein neues Haus in Brooklyn. Gleich bei der ersten Begegnung gerät sie mit ihrem launischen Nachbarn Vincent (Bill Murray) aneinander. Weil sie jedoch durch ihren Job als Krankenschwester häufig Überstunden schieben muss und Vincent chronisch pleite ist, nimmt er den Job als Babysitter für den 12-jährigen Oliver an. Doch seine pädagogischen Fähigkeiten halten sich gelinde gesagt in Grenzen: Er raucht, trinkt und schleppt Oliver mit in Bars, Nachtclubs und auf die Rennbahn. Trotz oder gerade wegen der ungewöhnlichen Erziehungsmaßnahmen beginnen die beiden schnell, einander zu mögen.

Einschätzung:

Die Rolle des kauzigen Ekels mit eigentlich großem Herzen scheint Bill Murray wie auf den Leib geschneidert. Dazu eine rührende Mentor-Schüler-Geschichte, angereichert mit jeder Menge schräger Charaktere, fertig ist die charmante Komödie „St. Vincent“. Dass sie in vielen Situationen an „About a Boy“ erinnert, daran dürften sich die wenigsten Zuschauer stören, dafür sorgen der bestens aufgelegte Murray und nicht zu vergessen Naomi Watts als russische Prostituierte.