Die besten Filme über den Ersten Weltkrieg

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Die besten Filme über den Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg ist in der Filmlandschaft längst nicht so präsent wie der Zweite. Dennoch gab es auch zu diesem Thema einige grandiose Werke. Von "Im Westen nichts Neues" bis "Merry Christmas" - hier finden Sie die besten Weltkriegsfilme aus über 80 Jahren.

Der Erste Weltkrieg führt heute eher ein Schattendasein im Bewusstsein von Filmindustrie wie Publikum. Bis auf wenige Ausnahmen sind die meisten Filme aus der Zwischenkriegszeit in Vergessenheit geraten, und nach dem Zweiten Weltkrieg beherrschte eben dieser das Kriegsfilm-Genre. Dennoch versuchten sich immer wieder Filmemacher auch an diesem Thema, und erschufen dabei einige Klassiker.

Im Westen nichts Neues (1930)

Der wohl wichtigste Streifen aus der Zwischenkriegszeit ist „Im Westen nichts Neues“ des amerikanischen Regisseurs Lewis Milestone. Die Oscarprämierte Romanverfilmung nach Erich Maria Remarque gilt bis heute als einer der besten Antikriegsfilme. „Im Westen nichts Neues“ begleitet den Gymnasiasten Paul Bäumer (Lew Ayres), der sich mit seiner Klasse freiwillig zur Armee meldet und die Grausamkeit des Grabenkriegs an der Westfront durchlebt. In Deutschland störten die Nazis immer wieder teils gewaltsam die Vorführungen, nach der Machtergreifung Hitlers wurden Film wie Buch umgehend verboten. Aber auch in Frankreich und in der Sowjetunion wanderte das pazifistische Werk in den Giftschrank, in Österreich wurde das Verbot sogar erst Anfang der 1980er aufgehoben.

In einem anderen Land (1932)

Frank Borzages „In einem anderen Land“ kommt ein ganz besonderer Platz in der Kinogeschichte zu, denn er ist die erste Verfilmung eines Werkes von Ernest Hemingway. Hollywood-Legende Gary Cooper spielt hier den Amerikaner Frederic Henry, der freiwillig als Krankenwagenfahrer bei der italienischen Armee im Krieg gegen Österreich-Ungarn dient. Frederic verliebt sich in die Krankenschwester Catherine Barkley (Helen Hayes), was die beiden vor einige Probleme stellt, da solche Beziehungen von der Armee verboten sind. Die Kinos konnten seinerzeit zwischen dem werktreuen tragischen Ende und einem Happy End wählen, bis der wütende Hemingway dies unterband. Es verwundert von daher wenig, dass der Schriftsteller mit „In einem anderen Land“ eher unzufrieden war, dennoch gilt er vielen Kritikern immer noch als die beste Verfilmung seines Romans.

African Queen (1951)

Deutsch-Ostafrika im September 1914: Deutsche Truppen zerstören das Dorf, in dem der britische Missionar Samuel Sayer (Robert Morley) mit seiner Schwester Rose (Katherine Hepburn) lebt, Samuel wird misshandelt und stirbt an den Folgen. Der raubeinige Kapitän Charlie Allnut (Humphrey Bogart) nimmt Rose auf seinem Schiff „African Queen“ mit. Das Zusammenleben zwischen der sittenstrengen Missionarin und dem trunksüchtigen Seemann gestaltet sich zunächst schwierig, dennoch lässt sich Charlie von Rose zu einem abenteuerlichen Unterfangen überreden: Sie möchte mit selbstgebauten Torpedos ein deutsches Kriegsschiff versenken. Regisseur John Hustons drehte „African Queen“ unter großem Aufwand im afrikanischen Dschungel. Die humorvolle Abenteuerromanze gilt heute als eine der besten aus dieser Ära, und brachte Bogart seinen einzigen Oscar ein. Hierzulande wurde „African Queen“ allerdings lange nur in einer um „deutschfeindliche“ Szenen bereinigte Fassung gezeigt.

Wege zum Ruhm (1957)

Das Antikriegs-Drama „Wege zum Ruhm“ war der erste kommerzielle Erfolg für Kultregisseur Stanley Kubrick. Der mit einem minimalistischen Budget von nur 900.000 Dollar in Deutschland gedrehte Film beschäftigt sich mit der harschen französischen Militärjustiz und Intrigen unter den Offizieren an der Front. Colonel Dax (Kirk Douglas) versucht drei Soldaten vor dem Erschießungskommando zu bewahren, die nach einem desaströs verlaufenen Angriff aus fragwürdigen Motiven der Feigheit vor dem Feind angeklagt werden. Kubrick hat in seiner Karriere nie eine Kontroverse gescheut, doch mit diesem Streifen wirbelte er wohl den meisten Staub auf. Die französische Regierung sorgte durch inoffiziellen Druck dafür, dass „Wege zum Ruhm“ in ihrem Land erst in den 70ern in die Kinos kam, in der Schweiz und in Israel wurde er direkt staatlich verboten. Auch der Kommandant des französischen Sektors von Berlin erließ 1958 ein Aufführungsverbot und erreichte, dass der Film aus dem Programm der Berlinale genommen wurde, indem er damit drohte, ansonsten die französischen Beiträge zurückzuziehen.

Lawrence von Arabien (1962)

In eindrucksvollen Bildern erzählt Regisseur David Lean in „Lawrence von Arabien“ die Geschichte des britischen Poeten und Offiziers T. E. Lawrence (Peter O’Toole), der die Kämpfer des arabischen Prinzen Faisal (Alec Guinness) in ihrem Aufstand gegen das Osmanische Reich anführt und dabei in einen Gewissenskonflikt gerät, da die britische Regierung in Wahrheit nicht vorhat, den Arabern die versprochene Unabhängigkeit zu gewähren. Das monumentale Epos wird vollkommen zu Recht zu den ganz großen Hollywood-Klassikern gezählt und räumte 1963 sieben Oscars ab.

Der blaue Max (1966)

Im von zermürbenden Stellungskämpfen geprägten Weltkrieg galten die Flieger immer als „Ritter der Lüfte“. Dieser Mythos war natürlich auch ein gefundenes Fressen für die Filmindustrie. In „Der blaue Max“ von John Guillermin wetteifern zwei deutsche Piloten, der bürgerliche Bruno Stachel (George Peppard) und der adelige Willi von Klugermann (Jeremy Kemp) um den nach 20 Abschüssen verliehenen Orden Pour le Mérite (auch bekannt als „Der blaue Max“) und die Liebe der Baronin Käti von Klugermann (Ursula Andress), Willis angeheirateter Tante. Der Film wurde vor allem für seine perfektionistisch inszenierten Luftkampfszenen berühmt, für die einige der historischen Flugzeuge nachgebaut wurden. Einige dieser Maschinen stehen heute übrigens in der Sammlung von Filmemacher Peter Jackson und sind immer noch flugtauglich.

Johnny zieht in den Krieg (1971)

Sicher einer der beklemmendsten Antikriegsfilme ist „Johnny zieht in den Krieg“, bei dem der Schriftsteller und Drehbuchautor Dalton Trumbo einen eigenen Roman verfilmte. Der junge Amerikaner Johnny (Timothy Bottoms) verliert in der Schlacht Arme und Beine sowie sämtliche Sinne außer dem Tastsinn, wird jedoch in einem Militärkrankenhaus am Leben erhalten. Gefangen im eigenen Körper flieht er in Erinnerungen an sein früheres Leben und bizarre Traumwelten. In seinen wachen Momenten sucht Johnny nach Wegen, seiner Umwelt seinen Todeswunsch mitzuteilen. In der Spätphase des Vietnamkriegs traf der Film voll den Nerv der Zeit und verlor auch danach nichts von seiner Wirkung. Der nächsten Generation blieb er vor allem durch die Band Metallica im Gedächtnis, die sich von Trumbos Roman zu ihrem Hit „One“ inspirieren ließ und für den Videoclip zum Song Ausschnitte aus „Johnny zieht in den Krieg“ verwendete.

Gallipoli (1981)

Der australische Kultregisseur Peter Weir setzte mit „Gallipoli“ den Truppen des Australia and New Zealand Army Corps ein Denkmal. Der Film begleitet die Sprinter Archy (Mark Lee) und Frank (Mel Gibson), die nach einem Rennen beschließen, sich zur Armee zu melden. Die beiden werden in die so verlustreichen wie vergeblichen Kämpfe gegen die Osmanen um die Kontrolle der Dardanellen geworfen. „Gallipoli war die Geburt einer Nation. Und es war die Zerschlagung eines australischen Traumes“, beschrieb Gibson einmal die Bedeutung der damaligen Ereignisse. Der Streifen wird bis heute in der Türkei in zahlreichen Hotels an den Originalschauplätzen gezeigt.

Mathilde – Eine große Liebe (2004)

Wie gewohnt wirft Jean-Pierre Jeunet in „Mathilde – Eine große Liebe“ auch auf den Weltkrieg seinen ganz eigenen Blick. Die Französin Mathilde (Audrey Tautou) sucht nach ihrem Verlobten Manech (Gaspard Ulliel), der mit einigen Kameraden wegen Selbstverletzung im Niemandsland zwischen den Fronten ausgesetzt worden war. Eigentlich ein Todesurteil, doch Mathilde ist davon überzeugt, dass Manech noch lebt. Auf ihrer Suche lernt sie allerlei skurrile Gestalten sowie die Abgründe aber auch die Höhen der menschlichen Seele kennen. „Mathilde“ war ein ausgesprochener Kritikerliebling und half nach „Die fabelhafte Welt der Amelie“, die steile Karriere Tautous zu festigen.

Merry Christmas (2005)

Ein besonders berührendes Thema aus dem ersten Kriegswinter greift „Merry Christmas“ auf. Gegen den Willen ihrer Vorgesetzten riefen die Soldaten zu Weihnachten 1914 an einigen Frontabschnitten einen inoffiziellen Waffenstillstand aus und feierten teilweise sogar gemeinsam. Wenn sich im Film die Truppen der jungen Leutnants Horstmayer (Daniel Brühl), Gordon (Alex Ferns) und Audebert (Guillaume Canet) mit viel Musik verbrüdern, wirkt das gelegentlich arg rührselig, und ohne Liebesgeschichte kam Regisseur Christian Carion offenbar auch nicht aus, dennoch bleibt unterm Strich ein guter Film, den man sich gerade kommendes Weihnachten gerne mal wieder ansehen kann.