Die besten Alben 2014: Das muss man gehört haben
Magazin
Band Session im Proberaum
The Notwist machen Bayern stolz, The War On Drugs durchbrechen endlich die Geheimtipp-Mauer, die Elfen von Warpaint lösen sich in ätherische Töne auf, Damon Albarn ist zum ersten Mal alleine im Studio und aus Wien begeistert ein Engländer mit einer neuen Version von eiskaltem R'n'B.
Teil zwei des musikalischen Rückblicks: The Notwist aus Bayern frickeln sich durch die eigene Geschichte, The War On Drugs durchbrechen die Geheimtipp-Mauer, Warpaint klingen, als würden sich Elfen in ätherische Töne auflösen, Damon Albarn (Blur, Gorillaz,…) wagt sich an sein erstes Soloalbum und aus Wien begeistert ein Engländer mit einer neuen Version von eiskaltem, höchst elektronischem R’n’B.
The Notwist – Close To The Glass
/City Slang
Alle paar Jahre geht durch bayerische Redaktionen die Schnappatmung: Neues von The Notwist! Dass der ganze Stolz Weilheims am laufenden Band Gold produziert, ist spätestens seit „Neon Golden“ klar. Auf „Close To The Glass“ aber spazieren The Notwist einmal unaufgeregt durch ihre eigene Musikgeschichte und perfektionieren sie dabei sogar noch: Indiehits mit epischen Gitarren, verschrobene Frickler-Lieblingsstücke, Zitate von Portishead bis My Bloody Valentine und melancholische Electronica wie einst bei „Off The Rails“. Schon beim ersten Durchlauf wusste man, dass dieses Album 2014 begleiten würde. Und so war es.
The War On Drugs – Lost In The Dream
Foto:Cargo Records
Alle guten Dinge sind drei: The War On Drugs schafften 2014 mit ihrem dritten Album endlich den langersehnten Durchbruch. Mit verschwurbelten Rock zwischen Psychedelic, New Wave und Dreampop erkämpfte sich die Band aus Pennsylvania einen Geheimtipp-Status. Seit 2014 ist der Vergangenheit. Mit dem ausgereiften „Lost In The Dream“ ist die Band, deren einzige Konstante eigentlich nur Sänger Adam Granduciel ist, zum Liebling der Jahresbestenlisten aufgestiegen. Komplex, sphärisch, melodisch, ausufernd – ohne Frage ist „Lost In The Dream“ das Gitarren-Album zum Fallenlassen und Drin-Verlieren des Jahres.
Warpaint – Warpaint
Foto:Rough Trade
Warpaint sind schon mit ihrem ersten Album „The Fool“ (2010) zu den Traumfrauen der Indieszene aufgestiegen. Mit ihrem zweiten, selbstbetitelten Werk untermauern die vier düstersten Mädels Kaliforniens ihren Status nochmals: Nebelschwaden, dunkle Poesie, atmosphärische Dichte. Irgendwo zwischen sehr fragilem Post-Punk, sphärischem TripHop und entrücktem Dreampop, zwischen Beach House, Portishead und The xx schwebt diese Musik schlaftrunken ein paar Zentimeter über dem Boden. Das klingt immer ein bisschen, als müsste sie alle Kraft aufwenden, um sich noch weiter durch diese Welt zu schleppen. Gleichzeitig aber auch so betörend feminin und ätherisch, dass es an ein Wunder grenzt, dass man sie überhaupt auf CD pressen konnte.
Damon Albarn – Everyday Robots
Nach Blur, den Gorillaz und der Supergroup The Good, The Bad & The Queen hat Britpop-Genie Damon Albarn 2014 endlich die einzige noch ausbleibende Königsdisziplin gewagt: sein erstes Soloalbum. „Everyday Robots“ klingt introvertiert, entschleunigt, auch ein bisschen traurig, vor allem aber nach einem der talentiertesten Songwriter unserer Zeit, der zu hundert Prozent bei sich angekommen ist. Albarn hetzt seine Musik nicht, lässt elektronische Beats und Computer-Knistern mit akustischer Gitarre oder perlendem Piano tanzen. Es ist eine höchst intime und persönliche Platte geworden, mit Klängen aus der Vergangenheit, wie seiner alten Schulglocke oder abfahrenden Zügen auf den Gleisen seiner Jugend. Höhepunkt aber ist das siebenminütige „You & Me“ – in dem er seine Heroinabhängigkeit in den Neunzigern aufs Eindringlichste besingt.
SOHN – Tremors
Foto:4ad
Die Musikgemeinde war sofort hypnotisiert: mysteriöser Post-Dubstep mit warmen Melodien, stoischem Drumcomputer, gehäckselten Samples, sphärischen Synthesizerschichten und einer eindringlichen Falsett-Stimme. Und ganz viel Platz zwischen all diesen isolierten Soundelementen. In bester Tradition von Burial, James Blake oder How To Dress Well lässt der Wahlwiener SOHN auf seinem ersten Album „Tremors“ („Erschütterungen“) die leisen Klänge sprechen und erschafft eiskalte Romantik. Das ist das Neue an diesem R’n’Beats: Er strahlt keine wohlige „Baby, come a little closer“-Atmosphäre aus wie noch zu R’n’B-Zeiten, sondern handelt meist von der eisigen Seite der Medaille. Die gut versteckten und gern dekonstruierten Melodien legen dabei nahe, dass Sohn auch die ersten Plätze der Charts mit Hits bespielen könnte. Der Rest, dass ihm das zu einfach wäre.