Detlev Buck: „Der Mann wird immer mehr zum Pfau“

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Detlev Buck: „Der Mann wird immer mehr zum Pfau“

Im Kinofilm "Männerhort" ziehen sich Detlev Buck, Elyas M'Barek und Christoph Maria Herbst in ihr persönliches Refugium zurück, um ganz ungestört Mann sein zu können. Was ein echter Mann ist und warum er keine Angst vor starken Frauen hat, erklärt Buck im Interview.

Wenn eine Bundeskanzlerin das Land regiert und es aus jeder Ecke „Frauenquote“ schallt, was bleibt den Männern da noch übrig, als sich in ihre eigene Welt zurückzuziehen, in der sie ungestört Bier trinken und Fußball schauen können? So zumindest empfinden es die Charaktere aus „Männerhort“ (Kinostart: 2. Oktober). Aber was macht einen richtigen Mann eigentlich aus? Ab wann ist er ein Gentleman und ab wann verweichlicht? Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit Filmemacher Detlev Buck (51, „Die Vermessung der Welt“) über diese Fragen gesprochen:

In „Männerhort“ fliehen die drei Freunde Eroll (Elyas M’Barek), Lars (Christoph Maria Herbst) und Helmut (Detlev Buck) in ihre „letzte Bastion der Männlichkeit“. Ist es wirklich so schlimm, dass nur noch ein Kellerloch übrig bleibt, um Männlichkeit zu zelebrieren?

Detlev Buck: Das wäre ja ziemlich traurig. Es ist eher so, dass die Männer vor diesem ganzen Shopping-Wahn fliehen. Das geht mir oft auch so im Einkaufszentrum. Mich nervt dieses riesige Angebot und diese Berieselung, da wünsche ich mir schon manchmal ein Refugium.

Der Film spielt mit den Klischees von Männern und Frauen. Was ist denn typisch männlich?

Buck: Ich bin nicht typisch männlich, da kann ich gar nicht mitreden. Auf jeden Fall nicht, wenn es um dieses Klischee vom Fitness-Studio geht. Ich finde es übertrieben, wenn Männer denken, sie müssten immer ins Gym gehen, um sich riesige Muskeln anzutrainieren, weil die Frauen darauf stehen. Dass man ein Six-Pack haben muss, scheint so ein Männlichkeitswahn zu sein.

Wie wird Männlichkeit noch ausgedrückt?

Buck: Sehr viel Männlichkeit wird komischerweise auch über Uhren ausgedrückt. Ich bekomme immer diese ganzen Uhren-Zeitschriften geschickt – an dieser Stelle möchte ich sagen: Bitte lasst das! Ich trage keine Uhren, das macht mich nervös. Aber der Mann zeigt damit wohl eben gerne, dass er sich eine Uhr für 25.000 Euro leisten kann. Mit Schuhen oder Düften ist das genauso. Die Männerabteilung bei Douglas ist ja fast so groß wie die Frauenabteilung. Der Mann wird immer mehr zum Pfau.

Wann können Männer noch richtige Männer sein?

Buck: Wenn sie Manager sind vielleicht. In den deutschen Dax-Unternehmen gibt es beispielsweise nur fünf Prozent Frauen. In Sachen Gehalt lassen sich die Männer noch nicht die Kohle wegnehmen. Da wird ihnen angst und bange.

Geht es Ihnen genauso?

Buck: Ich habe keine Probleme damit. Ein normaler Mann hat keine Angst vor starken Frauen – im Gegenteil. Die Charaktere im Film haben das allerdings schon. Sie sind Einfallspinsel.

Warum verweichlichen die Männer angeblich?

Buck: Wenn ihr Äußeres einen Schaden nimmt, werden sie ganz unsicher, weil sie nur versuchen, äußerlich gut dazustehen. Ich finde, es ist ein Zeichen für eine emanzipierte Männlichkeit, wenn Männer wie die Jungs im Film für ihre Frauen Pakete zurückbringen und dergleichen. Das ist doch lässig. Alles andere ist meiner Ansicht nach veraltet.

Der heutige Mann darf also weich sein?

Buck: Es gibt so viele Männerzeitschriften, die uns vorschreiben, wie das Ideal auszusehen hat. Das interessiert mich aber alles gar nicht. Das langweilt mich so sehr, ich kann das gar nicht ernst nehmen. Dahingehend trifft der Film den Nerv der Zeit. Jeder kümmert sich nur um Oberflächlichkeiten – aber das sind doch alles fucking Luxusprobleme. Ich finde das ist Verweichlichung hoch 80!

Was interessiert Sie denn?

Buck: Ich beschäftige mich gerne mit den Dingen, die die Welt zusammenhalten. Ich bin bestimmt kein Weltpolitiker oder muss eine Rede vor der UNO halten, um mich zu profilieren. Aber wir haben doch ganz andere Probleme.

Gibt es auch bei Ihnen manchmal Männerabende?

Buck: Absolut. Mit guten Freunden schaue ich gerne Filme und diskutiere darüber. Wir treffen uns auch einfach mal zum Kaffeetrinken und Quatschen. Vor kurzen war ich auf einem Geburtstag von einem Freund, der sogar richtig zauberhaft und romantisch war.

Sie selbst sind Schauspieler und Regisseur. Was sagt Ihnen mehr zu?

Buck: Ich mag die Abwechslung. Ich bin aber auch ganz froh, wenn ich nicht die Verantwortung habe. Franziska Meyer Price führte bei „Männerhort“ die Regie und das war super. Sonst hätte es zu viel Testosteron gegeben.

Wie war die Zusammenarbeit mit Elyas M’Barek, Christoph Maria Herbst und Serkan Çetinkaya?

Buck: Sehr gut. Wir sind alle so unterschiedlich. Da hat jeder sein Refugium und keiner nimmt dem anderen etwas weg. Es wird ja erst spannend unter Männern, wenn man in denselben Jagdgründen jagt. Deshalb funktionieren auch die Freundschaften gut, wo jeder andere Interessen hat.

Was nervt Sie an Frauen besonders?

Buck: Ich finde, das kommt immer auf die Situation an. Manchmal hat man mehr Verständnis und manchmal weniger. Manchmal knallt es auch einfach. Ich finde, man muss sich auch nicht immer entschuldigen. Ich bin schon oft grummelig, aber das hat mit dem Gegenüber oft gar nichts zu tun. Man ist, wie man ist. Ein gutes Zeichen ist es, wenn man zusammen schweigen kann.

Also darf Frau auch gerne typisch Frau sein?

Buck: Klar, sonst wäre das Leben ja langweilig. So entstehen Sexualität und Beischlaf und Kinder. Das bringt die Welt voran. Wenn wir uns jetzt nur noch über den Dax aufregen würden oder Filme darüber machen würden, anstatt über die Beziehung zwischen Mann und Frau, was hätten wir dann noch?