Der Soundtrack des Sommers: Angus & Julia Stone

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Der Soundtrack des Sommers: Angus & Julia Stone

Eigentlich wollten die Folkpop-Geschwister Angus & Julia Stone nach zwei gefeierten Alben getrennte Wege gehen. Doch dann mischte sich Produzentenlegende Rick Rubin ein und brachte die beiden wieder zusammen. Und die Welt bekam ein hinreißendes Sommeralbum.

Angus & Julia Stone sind das Gegenteil von Innovation – und das ist ihr Erfolgsgeheimnis. Die beiden Geschwister haben zwei gefühlvolle Folkpop-Alben aufgenommen, bevor sie beschlossen, sich Solokarrieren zu widmen. Bis eines Tages Musikmogul Rick Rubin höchstpersönlich das Geschwisterpaar überredete, ein weiteres Album gemeinsamen aufzunehmen.

Und hier ist es nun: „Angus & Julia Stone“, sogar selbstbetitelt, was in der Welt der Künste mit der totalen Selbstfindung gleichzusetzen ist. Dieses dritte Album ist wie ein guter, verständnisvoller Freund, eine Schulter zum Anlehnen, eine Gelegenheit zum Durchatmen. Es wurde geschrieben für lange Roadtrips oder laue Abende auf dem Balkon, am See oder dem Lagerfeuer. Ihre Stimmen klingen nach vertonter Unschuld, ihre Akustikgitarren wie perlendes Wasser, ihre Melodien nach ganz viel Verständnis und Träumerei. Die kompakten und durchaus radiotauglichen Songs schaffen dabei die Meisterprüfung: Nicht zu experimentell für den Durchschnittshörer, nicht zu langweilig für den Kenner. Und vor allem: Niemals kitschig.

Mit der schenkelklopfenden Banjo-Musik der Folk-Überflieger Mumford And Sons haben die zarten Stones nichts gemeinsam. Stattdessen regieren die ruhigen Töne – in friedlicher Koalition mit einer Prise Hymnenhaftigkeit, ein kleines bisschen Post-Rock und Hitpotenzial a la Of Monsters And Men. Und trotzdem übertreten die Australier nicht die Schwelle von der Melancholie zur Traurigkeit. Dass Julia ihre Lolita-Stimme auch klingen lassen kann, wie Kate Moss zu Doherty-Zeiten, gibt dem relativ glatten Soundbild ein bisschen Verruchtheit. Besonders, wenn die Gitarre wie in „Death Defying Acts“ dazu bluesig bis psychedelisch für eine betörende Stimmung sorgt.

Vor allem aber klingt „Angus & Julia Stone“ nicht nach dilettantisch aufgenommener Lagerfeuermusik, was heutzutage in diesem Genre auch gerne mit Kunst gleichgesetzt wird. Hier kommt Rick Rubin ins Spiel, ein Produzenten-Urgestein, der sein Genie schon mit Künstlern wie Lana del Rey, Red Hot Chili Peppers oder Kanye West beweisen durfte. Er brachte die Geschwister wieder zusammen und überredete sie dazu, erstmals gemeinsam an ihren Songs zu arbeiten.

Nebenbei ermöglichte Rubin den Geschwistern ihre bisher professionellste Studioerfahrung, wie Julia erzählt: „Du drehst Dich um und stellst fest, dass Deine Gitarre bereits gestimmt ist, es gibt jemanden speziell für die Verstärker, jemanden für den Kaffee – teilweise war es echt überwältigend. Manchmal war es so: ‚Nee, danke, im Moment brauch ich keinen weiteren Smoothie, danke.'“ So lässt Rubin „Angus & Julia Stone“ hochprofessionell klingen, ohne ihnen die Wärme aus der Musik zu nehmen. Aber vermutlich wäre das bei den beiden auch gar nicht möglich.