„Der Babadook“: Erfrischender Horror made in Australia

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„Der Babadook“: Erfrischender Horror made in Australia

Auch in Australien beherrscht man die Kunst, gute Horrorfilme zu machen. Das beweist der Film "Der Babadook" eindrucksvoll - obwohl er einem zuletzt doch arg strapazierten Unter-Genre angehört.

Das Haunted-House-Genre wurde in den vergangenen Jahren gelinde gesagt etwas inflationär ins Kino geknüppelt. Nach dem Überraschungserfolg von „Paranormal Activity“ im Jahr 2009 merkte selbst das letzte Filmstudio, dass mit dieser Horrorgattung für wenig Geld viel Umsatz generiert werden kann. Schließlich gehört es quasi zur Prämisse dieser Streifen, dass der meiste Horror in den Köpfen der Zuschauer stattfindet – und Phantasie ist billig. Auch der australische Indie-Film „Der Babadook“ setzt auf dieses Erfolgsrezept. Ohne es sich dabei aber wie manch anderer Konkurrent zu leicht zu machen.

Die Story: Gemeinsame Einsamkeit

Der junge Samuel hatte nie das Glück, seinen Vater kennenzulernen. Denn als sich seine Mutter Amelia gerade mit ihm in den Wehen befand und die werdenden Eltern im Auto Richtung Krankenhaus rasten, wurde der freudige Anlass zum Trauertag: Ein schrecklicher Unfall kostete den werdenden Vater das Leben, Amelia und Samuel überleben wie durch ein Wunder.

Jahre sind inzwischen vergangen. Auch wenn sich Amelia alle Mühe gibt, ihrem Sohn ein liebevolles Heim zu bieten, überfordert die Situation die alleinerziehende Krankenschwester doch maßlos. Da hilft es auch nicht, dass Samuel in der Schule immer wieder durch Raufereien auffällt und große Probleme hat, sich sozial einzufügen. So fristen die zwei mehr oder weniger in gemeinsamer Isolation ihr Leben.

Wie durch Zauberhand taucht eines Tages ein seltsames Kinderbuch im Haus der beiden auf. In düsteren Klappmotiven erzählt es die morbide Geschichte des Babadooks, einer gespenstischen Gestalt, die Samuel erschreckend vertraut vorkommt. Der Junge ist davon überzeugt, dass ihn das Wesen schon des Öfteren im Schlaf heimgesucht hat. Während Amelia die Geschichte ihres Sohnes zunächst als kindliche Phantasie-Vorstellung abtut, kann auch sie bald nicht mehr die Augen davor verschließen, dass sich in ihren vier Wänden ein ungebetener Gast eingenistet hat.

Tiefgründiger Horror

Wie die anderen Genre-Vertreter setzt auch „Der Babadook“ auf das Kopfkino des Zuschauers. Anstatt aber in regelmäßigen Abständen mit lauten Geräuschen die Zuschauer aus dem Kinositz schrecken zu lassen, geht Regisseurin Jennifer Kent wesentlich raffinierter und psychologisch tiefgründiger zu Werke. Denn das Monster im Film kann auch als innerer Dämon der alleinerziehenden Mutter angesehen werden – ihre Wut auf ihren kleinen Jungen, der sie den letzten Nerv zu kosten droht, ihre noch immer nicht überwundene Depression nach dem Tod ihres Mannes, und der unaussprechliche, latente Gedanke, dass er ohne die Geburt ihres Kindes noch leben könnte.

Überzeugender Cast

Dass die Geschichte über die verzweifelte Mutter und ihren Sohn so gut funktioniert, ist den beiden wirklich sehr überzeugenden Hauptdarstellern geschuldet. Die emotionale Zerrissenheit von Amelia deutet sich zusehends durch ihr Äußeres an. Die Darbietung von Essie Davis als einerseits liebende Mutter und andererseits trauernde, überforderte Witwe fällt ungemein authentisch aus. Auch, weil Nachwuchsschauspieler Noah Wiseman einen überragenden Job abliefert, wenn es darum geht, den nervtötenden Jungen zu mimen, der auf der anderen Seite auch niemanden außer seiner Mutter hat.

Phantasie schlägt Realität

Ein Problem gibt es aber natürlich, wenn dem Zuschauer zu viel Freiraum in seiner Vorstellung gegeben wird – es ist beinahe unmöglich, ihr gerecht zu werden. Bekanntlich kann durch die Macht der Suggestion das furchteinflößendste Monster in den Köpfen der Zuschauer entstehen, und „Der Babadook“ macht eben dies meisterlich. Leidtragender bei derartigen Filmen ist aber zumeist das Finale, bei dem das Ungeheuer endlich aus den Schatten tritt und sich zu erkennen gibt. Auch dem „Babadook“ gelingt es zum Schluss nicht vollauf, mit seiner Gestalt für schlaflose Nächte zu sorgen. Das Gute ist aber, dass es am Ende des Streifens auch gar nicht mehr so sehr darum geht. Stattdessen rückt die Beziehung zwischen Mutter und Sohn in den Vordergrund – und Amelias Bereitschaft, endlich um ihren Nachwuchs zu kämpfen.

Fazit:

Wer sich auch nur annähernd für das Horror-Genre interessiert, der macht mit dem Kauf einer Kinokarte für „Der Babadook“ definitiv nichts verkehrt. Denn statt allein auf Horrorelemente zu setzen, weiß der Film auch mit der zwiespältigen Beziehung zwischen Mutter und Sohn zu überzeugen. Sehr guter Horror aus Down Under!