Dave Gahan: Heiraten erst ab 30!
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Was lange währt: Dave Gahan hat seine wilden Zeiten längst hinter sich gelassen und ist seit über 15 Jahren glücklich verheiratet - auch, wenn es drei Anläufe zum Happy End gebraucht hat. Der Musiker glaubt deshalb an eine Altersgrenze für die Ehe, wie er spot on news verrät.
Seit einigen Jahren ist Depeche-Mode-Frontmann Dave Gahan (53) auch abseits seiner Hauptband sehr aktiv. Bereits zum zweiten Mal hat er sich nun mit dem Produzententeam Soulsavers um Mastermind Rich Machin zusammengetan. „Angels & Ghosts“ knüpft an seinem Vorgänger an: dramatischer Gospel-Pop mit Soundtrack-Flair, düstere Klänge, aber auch ein alles durchdringendes Gefühl der Hoffnung. Dass Gahan seine dunklen Zeiten endgültig hinter sich gelassen und seinen Frieden gefunden hat, wird auch im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news schnell klar.
„Angels & Ghost“ ist bereits das zweite Album, das Sie mit den Soulsavers aufgenommen haben, aber jetzt erst taucht Ihr Name auch im Titel auf. Was ist der Grund dafür?
Dave Gahan: Die Soulsavers sind ein Produzententeam, bei dem viele verschiedene Musiker zum Einsatz kommen. Wir haben tatsächlich schon überlegt, ob wir diese Platte als Dave-Gahan-Soloalbum veröffentlichen, doch dann kamen wir zu dem Schluss, dass dieser Sound gleichermaßen durch mich und die Soulsavers geprägt wird, darum ergab „Dave Gahan & Soulsavers“ Sinn. Und wir wollten, dass mehr Menschen die Chance bekommen, das Album zu hören. Meinen Namen davorzusetzen, schafft mehr Aufmerksamkeit, als es unter „Soulsavers“ zu veröffentlichen. Das war eine taktische Entscheidung.
Was ist für Sie der größte Unterschied zwischen der Arbeit mit Depeche Mode und Soulsavers?
Gahan: Beim Schreiben werde ich immer davon beeinflusst, mit wem ich arbeite, mit welchen Ideen wir spielen, was für eine Atmosphäre wir schaffen wollen und ob wir mit Elektronik oder organischen Instrumenten arbeiten. Der große Unterschied ist in diesem Fall der: Wenn ich etwas für Depeche Mode schreibe und dann Martin und ich mit einem Team aus Produzenten und Programmierern ins Studio gehen, können sich der Sound und das Arrangement auf eine womöglich sehr drastische Weise verändern. Wenn ich mit Rich Machin für Soulsavers arbeite, wissen wir beide von Anfang an, wie dieser Song dann interpretiert werden wird.
Wofür stehen die „Engel“ und „Geister“ im Titel?
Gahan: Die „Geister“ repräsentieren für mich Erinnerungen aus der Vergangenheit und Gegenwart, wie sie beeinflussen, wie ich heute mich selbst und die Welt um mich herum sehe. Erinnerungen sind tatsächlich das einzige, was wir haben und womit wir diesen Planeten einmal verlassen, die guten wie die schlechten. Um ehrlich zu sein, sind sie das, wovon ich am meisten Angst habe, sie zu verlieren, da ich viele tolle Erinnerungen habe. Die „Engel“ sind für mich die Beziehungen, die ich zu Menschen oder auch Dingen habe oder auch zu Fremden.
Was planen Sie als nächstes? Hören wir vielleicht auch mal wieder etwas von Depeche Mode?
Gahan: Es kommt darauf an, was sich für mich ergibt. Ich arbeite mich immer von einem Projekt zum nächsten vor. In den vergangenen 15 Jahren hatte ich Projekte mit verschiedenen Leuten, an denen ich wirklich viel Spaß hatte. So kann ich mich weiterentwickeln und ich finde es aufregend, dass ich mich nach all diesen Jahren als Musiker noch so fühlen kann. Ich bin mir sicher, dass ich mich noch dieses Jahr mit Martin zusammensetzen werde, um über die Idee, ein weiteres Depeche-Mode-Album zu machen, zu reden. Aber jetzt gerade sind wir noch nicht so weit, zumal Martin auch vor kurzem ein Solo-Album veröffentlicht hat. Wir haben im Moment keine Pläne für ein weiteres Depeche-Mode-Album, aber ich bin mir sicher, dass das noch passiert.
In den Interviews zu Ihren letzten Veröffentlichungen mussten Sie immer auch über ernste gesundheitliche Probleme sprechen. In letzter Zeit wurden Sie von solchen Dingen verschont – wie fühlt sich das an, so zur Abwechslung?
Gahan: Sehr gut! (lacht) Das sind einfach Dinge, die einen manchmal im Leben treffen und mit denen man fertigwerden muss. Was auch immer sonst so in deinem Leben los ist, spielt auf einmal keine Rolle mehr, vor allem wenn es um lebensbedrohliche Dinge geht. Dann erkennt man plötzlich, was wirklich wichtig im Leben ist. Seit ein paar Jahren fühle ich mich aber sehr gesund, stark und zuversichtlich, auch wenn es um das Songs schreiben geht.
Sie hatten früher mit schweren Drogenproblemen zu kämpfen, sind jetzt aber seit vielen Jahren clean. Haben Sie noch Angst vor einem Rückfall?
Gahan: Ehrlich gesagt, denke ich darüber nicht mehr viel nach. In den vergangenen 20 Jahren hat sich bei mir alles positiv entwickelt, ob es nun um Beziehungen zu anderen Menschen oder um meine Arbeit geht. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich etwas entkommen müsste. Als junger Mann fühlte ich mich, als ob mir die Dinge entgleiten würden und ich diesen Prozess irgendwie verlangsamen müsste. Ich bin dann in einer schwierigen Situation gelandet, aber das ist wirklich lange her. Diese Gefühle, die man lieber auslöschen würde, sind immer noch da, aber heute stellen sie für mich nicht mehr so eine Einbahnstraße dar. Normalerweise finde ich einen Ausweg, und es ist oft das Erschaffen von Musik, das mir aus diesen dunklen Orten hilft.
Ihr Sohn Jack hat im vergangenen Jahr geheiratet. Haben Sie ihm davor irgendeinen Rat gegeben? Nachdem Sie selbst zum dritten Mal verheiratet sind, haben Sie zu dem Thema sicher einiges zu sagen…
Gahan: Ich bin vermutlich der schlechteste Ratgeber überhaupt, wenn es um die Ehe geht! (lacht) Ich bin jetzt zwar seit 20 Jahren in einer Beziehung mit derselben Person, aber ich denke, Männer sollten das nicht versuchen, bevor sie mindestens 30 Jahre alt sind. (lacht) Das habe ich tatsächlich auch Jack gesagt: „Warte, bis du 30 bist, um sicher zu sein!“ Aber er hat Glück, er hat eine tolle Beziehung zu seiner Frau und sie haben vor der Heirat schon fünf Jahre zusammengelebt. Sie scheinen wirklich gut zusammenzupassen, ich spreche da also nur von meinen eigenen Erfahrungen…
Vor der Hochzeit mit Ihrer jetzigen Frau Jennifer sind Sie zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertiert. Wie sehen Sie diese Entscheidung heute?
Gahan: Das war eine Sache, von der ich damals glaubte, dass ich sie tun müsste, aber heute denke ich, dass das nicht wirklich notwendig war. Ich praktiziere keine Religion und versuche, von Kirchen den größtmöglichen Abstand zu halten. Ich glaube, dass es etwas Größeres als uns selbst gibt, aber ich denke, das steckt in uns drin. Wir wissen, was richtig und was falsch ist, und ob unsere Taten schlechte oder gute Folgen haben werden. Ich denke nicht, dass wir uns mit religiösen Symbolen trösten müssen, aber das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Für mich funktioniert das nicht wirklich.