Das steckt hinter dem sexy ESC-Auftritt der polnischen „Landfrauen“

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Das steckt hinter dem sexy ESC-Auftritt der polnischen „Landfrauen“

Der polnische ESC-Beitrag hatte eine deutliche Botschaft: "Wir sind Slavien!" Am gestrigen Samstag versuchten Sängerin Cleo und Produzent Donatan den ironischen Witz ihres erfolgreichen Musikvideos auch auf der Bühne in Kopenhagen umzusetzen. Was viele männliche Zuschauer freute, sorgte bei den weiblichen eher für Empörung.

Nach zwei Jahren Pause hat sich ESC-Teilnehmer Polen wohl gedacht, „Da muss etwas besonderes her!“. So schickte man für den Auftritt in Kopenhagen ein Duo aus Produzent Donatan (29) und Sängerin Cleo (30) mit einem Song namens „My Slowianie – We are Slavic“ ins Rennen. Die Botschaft des Songs war eindeutig und leicht zu verstehen: Slawische Frauen sind geil. Getreu dem Motto „Sex Sells“ reichte es für die polnische Beteiligung am Ende trotzdem nur für Platz 14.

Beim Auftritt gab es begeisterte Pfiffe aus dem Publikum, aber wohl eher von den männlichen Zuschauern als von den weiblichen. Der Grund war schnell ersichtlich: die wohlproportionierte blonde Bühnendarstellerin mit dem aufreizenden Dekolleté. Sie verrichtete in traditioneller polnischer Tracht und niedlicher Flechtfrisur typische Hausfrauenarbeit.

Während sie im Takt zur Musik mit laszivem Blick genüsslich Butter stampfte, beugte sich auch immer mal wieder aufreizend über einen Trog mit einem Waschbrett. Kritische Stimmen bezeichneten die Bewegungen der Dame im Vorfeld des Finales in etwa als „Moves mit Softpornoambitionen“.

Der Song an sich lässt sich als ein folkloristisch angehauchter Hip-Hop-Verschnitt bezeichnen, dessen Inhalt sich um die Schwierigkeiten im Leben einer polnischen Landfrau dreht. Eigentlich ein langweiliger Stoff, könnte man meinen und doch hat das YouTube-Video des Produzenten Donatan und der Sängerin Cleo zu dem Song inzwischen fast 43 Millionen Klicks. Denn die Hauptsensation des Musikvideos ist nicht das Spiel mit den kulturellen Klischees und Stereotypen, die es in Polen gibt, sondern einzig und allein die großbusige „Landfrau“.

Diesen wahrgewordenen Männertraum versuchten Donatan und Cleo auch in Kopenhagen auf die Bühne zu bringen, was aber nur im Ansatz funktionierte. Den Männern unter den 8,96 Millionen Zuschauern, die am Samstagabend im Ersten das Finale des Eurovision Song Contests verfolgten, dürfte die Inszenierung der butterstampfenden blonden Frau dennoch gefallen haben, den Feministinnen unter den deutschen Fernsehzuschauern wohl eher weniger.

Im Übrigen schalteten 750.000 mehr Menschen in Deutschland dieses Jahr zum Finale des Eurovision Song Contest in Kopenhagen ihr Fernsehgerät ein. Erstaunlich ist auch, dass der Wettbewerb vor allem bei der jüngeren Zielgruppe besonders erfolgreich war. Der Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen betrug 41,9 Prozent und machte damit die Hälfte aller Zuschauer aus.