Das macht Comic-Großmaul „Deadpool“ so besonders

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Das macht Comic-Großmaul „Deadpool“ so besonders

Aufrechte, bildhübsche Superhelden gibt es schon genug. Da kommt Schandmaul Deadpool gerade recht, um der eingefahrenen Comic-Welt auch im Kino frischen Wind zu verleihen.

Unsterblich, tödlich und dabei ungemein frech. Marvels Deadpool ist eher ein Maul- denn ein Superheld. Trotzdem, oder gerade deshalb erfreut sich der „Söldner mit der großen Klappe“ („The Merc with a Mouth“) bei den Fans der Comic-Vorlage zum anstehenden Film größter Beliebtheit. Doch was unterscheidet den rotgekleideten Frechdachs von Iron Man und Co.?

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Zugegeben, gerade die Marvel-Helden haben im Vergleich zu den Recken der ungleich düstereren DC-Comics recht viel zu lachen. Doch kein Mitglied der „Avengers“, nicht einmal der Exzentriker Tony Stark (Robert Downey Jr.), kann mit dem pechschwarzen Humor von Deadpool mithalten. Mit einer infantilen Heiterkeit knallt dieser nämlich seine Widersacher über den Haufen, nur um sich kurz darauf auch noch über deren Ableben lustig zu machen. Da ist es kein Wunder, dass der Film hierzulande wohl erst ab 18 Jahren freigegeben sein wird – wie noch kein anderer Marvel-Film zuvor.

Sex-Appeal gleich Null

Ob Playboy-Milliardär Stark, der nordische Muskelprotz Thor (Chris Hemsworth) oder die laszive Black Widow (Scarlett Johansson) – während die Avengers die Welt retten, sehen sie grundsätzlich verdammt gut dabei aus. Nun wurde mit Ryan Reynolds zwar auch kein ganz hässliches Entlein für die Rolle des Deadpools engagiert, 2010 wurde der Mime schleißlich zum Sexist Man Alive gekürt. Doch von diesem Sex-Appeal haben ihm die Maskenbilder des Streifens nicht viel übrig gelassen. Sein Körper ist von oben bis unten mit Narben übersäht, der Rübe kahl und nicht minder entstellt. Eine Figur im Trailer drückt Deadpools Aussehen mit der gebührenden Offenheit aus: „Du siehst aus, als hätte eine Avocado Sex mit einer noch älteren Avocado gehabt.“ Im Rennen um die „Sexiest Fruit Alive“ ist Reynolds also noch.

Gestatten, der Antiheld

Durch die psychischen Probleme, seiner Unberechenbarkeit und sein Aussehen ist Deadpool definitiv nicht der klassische Kino-Held. Menschen in Not rennen wohl eher vor ihm davon als ihn um Hilfe zu bitten. Auch wenn der Söldner hinter all den Unzulänglichkeiten ein aufrechtes Herz verbirgt, zum „Avengers“-tauglichen Teamplayer macht ihn das noch lange nicht. Der Eigenbrötler ist viel lieber alleine und kann seine Freunde quasi an einem Finger abzählen.

Nur nicht den Kopf verlieren

Dieser Ratschlag ist für Deadpool eigentlich egal. Denn der Comic-Held verfügt nach einer Spezialbehandlung über unglaubliche Selbstheilungskräfte. Sogar abhanden gekommene Gliedmaßen kann Deadpool ohne größerem Aufhebens regenerieren. Am ehesten ist seine Form der Unsterblichkeit mit der von X-Man Wolverine zu vergleichen, der sich ebenfalls blitzschnell regenerieren kann. Und selbst der Hirntumor, unter dem er leidet, hält noch etwas Gutes für ihn ihm Petto: Durch die Erkrankung ist er immun gegen Telepathie – bei ihm gibt es also nichts zu holen, Professor X!

Welche vierte Wand?

Die größte Besonderheit von Deadpool ist aber die Art, wie er mit dem Zuschauer kommuniziert. Schon im Comic reißt er ein ums andere Mal die vierte Wand zwischen sich und dem Publikum ein und spricht die Leser direkt an. Diese Meta-Ebene ist auch im Umgang mit den anderen Charakteren allzu deutlich. Deadpool weiß, dass er nur eine Comic-Figur ist und versucht, auch die anderen Figuren darüber aufzuklären – natürlich ohne Erfolg, schließlich hält in die ganze Welt für wahnsinnig. Dieser Kunstgriff ist im Comic-Universum absolut einmalig. Im Trailer zur Film-Adaption gibt uns Reynolds bereits einen Vorgeschmack darauf, wie diese Form der Selbstreflexion auf der Leinwand aussehen wird. Als er kurz davor ist, seine Persona Deadpool zu werden, fleht er die Ärzte an: „Bitte macht meinen Superhelden-Anzug nicht grün – oder animiert!“, und spielt dabei natürlich auf seine einstige Rolle als „Green Lantern“ an, die von Zuschauern und Kritikern gleichermaßen komplett zerrissen wurde.