„Das ewige Leben“: Kult-Ermittler Brenner am Ende

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„Das ewige Leben“: Kult-Ermittler Brenner am Ende

Immer am Rande des Abgrunds und diesmal auch darüber hinaus: Josef Hader kehrt in "Das ewige Leben" als Kult-Ermittler Simon Brenner auf die Leinwand zurück. In der Verfilmung des gleichnamigen Krimis von Wolf Haas ist der beliebte Anti-Held ganz unten angekommen.

Jetzt ist natürlich schon wieder was passiert. Simon Brenner, zum vierten Mal verkörpert von Josef Hader (53), ist am Ende. Laut Arbeitsamt gibt es nicht einmal einen Nachweis für seine Existenz. „Sie sind ein U-Boot“, offenbart ihm eine Beamtin. Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als in seine Heimatstadt Graz zurückzukehren.

Dort steht das heruntergekommene Haus seiner verstorbenen Eltern im Stadtbezirk Puntigam: „When I Was Young“ von The Animals auf einem leiernden Plattenspieler, Schmerzmittel gegen die Migräne, eine Flasche Bier und Dosenfleisch, das er sich mit der Katze Erika teilen muss. Die Tristesse in „Das ewige Leben“ ist nicht nur äußerlich perfekt. Der Ex-Polizist/Ex-Sanitäter/Ex-Detektiv Brenner steht am Rande des Abgrunds, und als eine Kugel in seinem Kopf landet, ist er sogar noch einen Schritt weiter.

Als der Brenner aus dem Koma aufwacht, macht er sich auf die Suche nach seinem Mörder – obwohl seine schöne Therapeutin Dr. Irrsiegler (Nora von Waldstätten, 33) ihm einzureden versucht, er sei es selbst gewesen. Das hält der Brenner schon alleine deswegen für Unsinn, weil ein missglückter Suizid seine Kernkompetenz in Frage stellt. „Wenn I mi umbring, dann bin i hi!“ Er ist sich sicher, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet.

Tobias Moretti als Brenners Gegenspieler

In Frage kommen seine beiden Ex-Freunde Köck (Roland Düringer, 51), mittlerweile ein gaunerhafter Trödelhändler, und Aschenbrenner (Tobias Moretti, 55), der es zum Polizeichef von Graz gebracht hat. Beide will der Brenner eigentlich nicht wiedersehen, verbindet die drei doch eine tragische Jugendsünde, die sie nun einzuholen droht.

Tobias Moretti, der in einem früheren Leben mal Inspektor bei „Kommissar Rex“ war, gibt einen hinreißend schmierigen Filmbösewicht. Hinter seiner glatten Fassade steckt ein gebrochener Mensch, noch kaputter als der Brenner – die Namensähnlichkeit der Widersacher ist natürlich kein Zufall. Und so läuft alles auf das große und tragisch-komische Finale zwischen den beiden auf dem Grazer Schlossberg hinaus, wobei die Kontrahenten nach einer Verfolgungsjagd im Schneckentempo zu kaputt sind, um sich gegenseitig umzubringen. Trotzdem: Vier Menschen müssen sterben, bis die Brenner-Welt wieder einigermaßen geordnet ist.

Ernster und melancholischer als seine Vorgänger

„Das ewige Leben“ ist nach „Komm, süßer Tod“ (2000), „Silentium“ (2004) und „Der Knochenmann“ (2009) der vierte Brenner-Krimi, der auch diesmal auf dem gleichnamigen Roman von Wolf Haas basiert. Auf den ersten Blick ist es nicht ganz nachvollziehbar, warum sich das eingespielte Dreigespann Hader/Haas/Murnberger (Regie) ausgerechnet diese Vorlage ausgesucht hat, markiert der Roman doch eigentlich den ursprünglichen Schlusspunkt der literarischen Brenner-Reihe und ist inhaltlich besonders schwer zu fassen.

Im Interview mit spot on news sagte Hader dazu, dass „wir uns nicht wiederholen wollten und uns für die Geschichte entschieden haben, weil der Stoff sehr anders ist als bei den Vorgängern“. Tatsächlich ist „Das ewige Leben“ mehr groteske Milieu-Studie als Krimi-Komödie, das Drama um den Brenner und seine ehemaligen Jugendfreunde steht im Vordergrund. So nah wie hier war man der Hauptfigur bisher nicht. Der brillante Hader/Haas-Humor driftet dabei meist ins Pechschwarze ab.

Fazit

„Das ewige Leben“ ist die abgründigste und melancholischste Verfilmung um den Anti-Helden Simon Brenner. Kleinere dramaturgische Schönheitsfehler im Drehbuch machen die durchweg hervorragenden Schauspieler – allen voran natürlich Hader und Moretti – sowie die bitterbösen Dialoge mehr als wett. Sehenswert Hilfsausdruck.