Cro: „Mein Mädchen hat keine Schminke“

Magazin

Cro: „Mein Mädchen hat keine Schminke“

Er ist aktuell Deutschlands erfolgreichster Rapper: Cro. Seine neue Single "Traum" schlug ein wie eine Bombe. Am kommenden Freitag erscheint sein zweites Album "Melodie". Doch wie tickt der Rapper mit der Panda-Maske?

Mit seiner neuen Single „Traum“ führt Hip-Hop-Liebling Cro (24) aktuell die Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Am kommenden Freitag erscheint das zweite Album des Rappers mit der Panda-Maske: „Melodie“. Warum er ohne seine Maskerade längst ausgeflippt wäre, wie die Frau seiner Träume aussehen sollte und warum er eigentlich immer noch ein Idiot ist, verrät er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Am kommenden Freitag erscheint Ihr neues Album „Melodie“. Die Situation beim Album-Prelistening war Ihnen sichtlich etwas unangenehm. Waren es die neuen Songs oder die nicht deutbaren Blicke der Journalisten?

Cro: Unangenehm würde ich nicht sagen, die Situation war einfach neu für mich. Ich habe versucht, die Leute anzuschauen, aber ich war aus irgendwelchen Gründen super aufgeregt und peinlich berührt. Das nächste Mal sitze ich im Rücken von den Journalisten. Dann sehe ich genau, wer ordentlich mit dem Kopf nickt.

Sie haben sich für „Melodie“ von November bis Februar in Ihrem Keller in Stuttgart eingesperrt. Ist es nicht wahnsinnig anstrengend, auf Teufel komm raus kreativ sein zu müssen?

Cro: Kurze Zeit war es kein Leben mehr. Vor allem war es für die Leute um mich herum anstrengend, weil sie überhaupt nichts mehr von mir hatten. Aber sorry, ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Ich bekam fast stündlich einen Panikanfall: Das zweite Album sollte noch geiler werden als das erste. Und schon sitzt du wieder im Keller-Studio. Aber meine Leute verstehen das und spielen in der heißen Phase gern den Hunde-Sitter.

Unsere Gesellschaft unterliegt momentan dem „Social Media“-Wahn: Sie allerdings fordern in dem Song „Rennen“ dazu auf: „Leg dein Handy weg, relax mit mir!“ Würden Sie es schaffen, eine Woche aufs Internet zu verzichten?

Cro: Wenn man die richtige Person dabei hat, die noch nicht vom Facebook-Virus befallen ist, geht das klar. Diese ganze Jagd auf Likes bei Instagram – schade, dass Leute immer alles von sich preisgeben wollen. Ich behalte das Wichtige lieber für mich.

Wenn Sie ganz tief in Ihren Erinnerungen graben, wie hatten Sie sich als junger Teenager Ihr Leben mit Mitte 20 vorgestellt?

Cro: Ich dachte immer, ich würde später ein eigenes Designbüro haben und meine Klamotten entwerfen. Diesen Weg bin ich ja tatsächlich auch gegangen. Aber erstmal nichts von wegen Frau, Kind und Haus. Das ist alles noch weit weg.

Es hätte auch alles anders kommen können. In dem Lied „2006“ verraten Sie: „Hätte ich nicht auf mich gehört, wäre ich heut nicht so wie ich bin.“ Wie meinen Sie das?

Cro: Hätte ich auf andere Menschen mit anderen Ideen gehört, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Es gab Milliarden Vorschläge: Mal ging es um die Samples, mal um die Maske, mal sollte ich zum Frühstücksfernsehen gehen. Am Ende habe ich das gemacht, was ich für richtig gehalten habe. Es waren meine Entscheidungen.

Entscheidungen treffen, bedeutet erwachsen sein. Warum sind Sie trotzdem der „schlechteste Erwachsene“ der Welt?

Cro: Wenn es sein muss und es wirklich wichtig ist, bin ich am Start. Dann bin ich pünktlich, kümmere mich um die Finanzen, schau die Häuser an, check die Exposés und wie viel Rendite herauskommt. Aber im Großen und Ganzen bin ich immer noch ein richtiger Idiot.

Können Sie sich an den idiotischsten Moment als Cro erinnern?

Cro: Ein sehr unangenehmer Moment war als mir der Text mitten im Lied nicht mehr eingefallen ist. Ich stand da, das Lied läuft und alle schauen mich an. Der DJ zuckt nur mit den Schultern und ich wollte mal ganz kurz sterben. Und dann ruft es einfach aus der letzten Reihe: „Klingt immer noch geil!“

Es gibt mittlerweile aber auch einiges an Textmaterial zu behalten.

Cro: Inzwischen dauert eine Show um die 90 Minuten, das ist schon einiges an Substanz für das Hirn. Aber irgendwie geht es ganz von allein. Es ist, als wenn ich ein Bild im Kopf habe und die Dinge alle hintereinander aufzähle. Ein Wort macht das Nächste. Ganz einfach.

Hand aufs Herz. Gönnt sich der Typ mit der Maske noch den ein oder anderen Drink vor der Show gegen die Aufregung?

Cro: Als ich früher mit Psaiko noch unterwegs war, hat uns immer so krass die Nervosität gepackt. Ich hatte heiße glühende Ohren, weiche Knie und war des Öfteren kurz vorm Kotzen. Dann kam jemand mit einer fantastischen Erfindung um die Ecke, die Wodka hieß. Mit ein, zwei Schnäpschen waren wir echt gut drauf und sind ohne Angst auf die Bühne gesprungen. Und irgendwann habe ich gelernt, auch ohne Alkohol witzig, cool und locker zu sein. Ich würde jetzt einfach ganz dreist behaupten, dass die Menschen mich auch so mögen.

Eine Freundin von Ihnen hat diesmal die weiblichen Gesangparts auf dem Album übernommen. Wie sieht es denn mal mit einem bekannten Feature aus?

Cro: Dann nominiere ich Whitney Houston. Und wenn wir schon mal dabei sind, in der männlichen Kategorie würde The Notorious B.I.G. das Rennen machen.

Thema Frauen, die noch unter uns verweilen. Auch in Ihrer neuen Single „Traum“ geht es wieder um dieses eine besondere Mädchen. Die Frage ist, was muss sie tun, damit Sie sie hören?

Cro: Schwierig. Wahrscheinlich muss sie mich einfach mögen, weil ich Carlo bin und nicht der Typ mit der Maske. Es wäre also schon mal gut, wenn die mich gar nicht kennt. Dann möchte ich auch bitte keine Tussi mit unechten Fingernägeln. Mein Mädchen hat keine Schminke und ich brauche länger im Bad als sie. Ich muss mit ihr Pferde stehlen können. Und sie pennt selbstverständlich lieber auf der Rückbank als im Hilton.

Wie ließen sich prinzipiell Beziehung und Künstler-Dasein vereinbaren?

Cro: Keine Frage, das Leben als Cro ist mega spannend. Konzerte, Interviews und kleine nette Come-Together. Also heißt es, Maske auf und ab in die Höhle des Löwen. Trotzdem bin ich froh, den Ausweg zu haben, die Maske am nächsten Tag wieder abzusetzen und in das normale Leben zurückzukehren. Könnte ich das nicht, wäre ich wahrscheinlich schon längst ausgeflippt.