Clueso: „Ich habe einen wahnsinnig bescheuerten Humor“

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Clueso: „Ich habe einen wahnsinnig bescheuerten Humor“

Nach knapp drei Jahren Pause erscheinen nun die "Stadtrandlichter" am Horizont: Singer/Songwriter Clueso veröffentlicht am 19. September sein neues Album. Im Interview sprach er über den Entstehungsprozess und was sein Großvater dazu beigetragen hat.

Lange war es still um den sympathischen Musiker aus Erfurt. Jetzt sendet Clueso (34, „So sehr dabei“) endlich wieder ein Lebenszeichen in die große weite Welt. Sein neues Album „Stadtrandlichter“ hat er komplett selbst produziert und mit seiner ganz eigenen Handschrift versehen. Die Nachrichtenagentur spot on news traf Clueso zum Interview in München und sprach mit ihm über seinen Opa, warum ihm zu viel Lärm peinlich ist und wieso man im Leben nie auslernt.

Ihr neues Album „Stadtrandlichter“ ist in völliger Eigenregie entstanden. Fühlt sich die Veröffentlichung anders an?

Clueso: Ich habe vor allem den Machprozess anders empfunden, weil ich dabei meine eigene Handschrift entwickelt habe. Vorher hatte ich immer einen Produzenten und musste dem in einer Fantasiesprache erklären, was ich gerne hätte. Bei „Stadtrandlichter“ wollte ich die gleiche Sprache sprechen. Schlussendlich macht mich die Veröffentlichung stolz, weil ich bei der Entstehung so viel dazugelernt habe.

Bereuen Sie es manchmal, Ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben?

Clueso: Überhaupt nicht oder nur sehr selten – in Phasen, in denen ich Raubbau mit meiner Energie betreibe. Wenn man Dinge, die man mag, mit sehr viel Leidenschaft ausübt, kann es eben passieren, dass man in die Reserve geht, wenn man sich zu viel zumutet. Ich lerne aber gerade, das in den Griff zu bekommen. Obwohl ich für eine Sache brenne, möchte ich mich daran nicht verbrennen.

Sind Sie mit 34 endlich angekommen?

Clueso: Nein. Und ich kann auch erklären, warum das so ist. Ich habe unglaublich viel mit meinem Großvater zu tun. Er hat mir mitgegeben, dass das Leben immer eine Suche bleibt. Man findet sich immer wieder neu und auch mein Großvater findet sich in seinem hohen Alter immer wieder neu.

Was hat er zum Beispiel in letzter Zeit Neues an sich entdeckt?

Clueso: Ich habe mit ihm eine eigene Platte aufgenommen – lustige Arbeitersongs, mein Opa macht Musik wie Johnny Cash. Er spielt diese Songs seit Jahrzehnten auf Geburtstagen oder in den Kneipen seiner Umgebung. Mein Opa ist dort wie ein kleiner Star. Aber im Studio war er noch nicht und deswegen war das für ihn eine völlig neue Erfahrung. Wir haben festgestellt, dass er heutzutage der gleiche Typ wäre wie ich es bin. Und dadurch hat er sich wieder ein Stück gefunden. Diese Erkenntnis zeigt mir, dass die Suche nicht aufhört. Ein Album ist wie ein Zeitdokument einer Phase, in der man sich befindet und an deren Ende man wieder anfängt zu suchen.

Sehen Sie Ihren Großvater denn als Vorbild?

Clueso: Ich bin Fan von meinem Opa und ich bin nicht von vielen Sachen Fan. Er ist ein wahnsinnig entspannter und witziger Mensch. Ab und zu redet er erst zwei Stunden lang mit dem Publikum, bevor er anfängt zu singen. Und diese Verspieltheit, den Charakter so sehr in die Musik mit einfließen zu lassen, finde ich unglaublich toll. Clueso hatte immer das Image eines nachdenklichen Künstlers, aber eigentlich bin ich ein sehr lebensfroher Mensch und habe einen wahnsinnig bescheuerten Humor.

In einem früheren Interview sprachen Sie einmal von professionellen und unprofessionellen Fans. Was ist der Unterschied?

Clueso: Wenn jemand ein Foto mit mir machen möchte, dann will er in erster Linie etwas von mir. Wenn man höflich fragt, bin ich dazu gerne bereit. Aber leider gibt es Menschen, die keinen Sinn für Situationen haben. Wenn ich beispielsweise sage „Tut mir leid, ich bin gerade privat hier. Wenn ich dir jetzt ein Foto gebe, bedeutet das für mich, dass ich auch mit allen anderen ein Foto machen muss. Also gibt’s für niemanden eins“ – ich finde das ist eine verständliche Absage. Aber manche sind regelrecht begriffsstutzig. Oder laut. Es ist mir peinlich, wenn wegen meiner Person zu viel Lärm herrscht.

Was bedeutet es für Sie, Musik zu machen?

Clueso: Musik hat für mich wahnsinnig viele Facetten und Aspekte, die in meinem Leben eine große Rolle spielen. Einerseits ist Musik eine große Reflektion – es macht Spaß über die Dinge in der Welt nachzudenken. Und gleichzeitig geht es darum, vergessen zu können. Für mich ist es Spiegel und Flucht in Einem. Ich finde es super, in die Musik zu fliehen und mich wegzuträumen.

Ist das der Grund, warum Sie in einer Künstler-WG wohnen?

Clueso: Ja. Ich bin gerne von anderen Kreativen umgeben, weil es kreativen Menschen besser gelingt, den Moment zu leben. In einer WG zu wohnen, bedeutet jeden Moment zu einem lustigen Moment zu machen. Wir geigeln den ganzen Tag. Wir spielen aber auch Tischtennis oder Basketball, machen viel Sport und in dieser Energie fühle ich mich zuhause – ich bleibe sozusagen an.

Wann sind Sie aus?

Clueso: Ich bin wie ein hyperaktives Kind. Ich bin aus, wenn ich umfalle und einfach einschlafe. Ich lege mich selten hin, um zu schlafen, sondern ich falle einfach um und bin müde. Buff!