Chefket: Glück schlägt Geld

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Chefket: Glück schlägt Geld

Chefket, auch der größte Zeigefinger Deutschlands genannt, hält sich nicht mit Schwanzvergleichen und negativem Denken auf. Auf seinem dritten Album lässt der 33-jährige Wahlberliner Rap und Soul sprechen - und präsentiert sich als glücklichster Rapper der Welt.

Mehr Rap als Clueso, mehr Gefühl als Bushido: Falls in Deutschland noch eine Lücke klaffte zwischen Rap, Blues und Soul, flowt sich Chefket genau dort hinein. Der Wahl-Berliner singt und rappt sich auf seinem neuen Album „Nachtmensch“ durch Themen wie die Unmöglichkeit von Romantik in der Hauptstadt („Ich würde ja gerne tanzen aber ich kann dich nicht mehr führen / Wie ’ne Beziehung in Berlin“), die Schönheit des Hangovers und natürlich das Leben als Nachtmensch („Stadt die nicht schläft / Jeder sucht was ihm fehlt / Soziale Kontakte zersägt / Keiner weiß was du erlebst / Das Leben wollte dich zeichnen / Aber du hast dich bewegt“).

Feine Zeilen für Berlins Häuserwände und Musik, die keine Angst vor poppigen Momenten hat. Das gab es schon oft, aber der 33-jährige Chefket schafft es auch, sich musikalisch vom Mainstream abzusetzen. Dafür sorgen Klaviereinsatz wie in „Kater“, antike Samples wie in „Träume“, der funkige Gute-Laune-Groove in „Lass Gehen“ oder das minimalistische Rhythmusgerüst im Hit „Glücklichster Rapper“.

Genau die Single bringt auch auf den Punkt, weshalb Chefket in der Szene so gefeiert wird: Anstatt der Geilste, Reichste oder Krasseste zu sein, freut er sich einfach, der glücklichste Rapper der Welt zu sein: „Alle prahlen die ganze Zeit und sagen sie hätten viel Geld / Aber Chefket ist der glücklichste Rapper der Welt / Sie sehen traurig aus und machen, was der Presse gefällt / Aber Chefket ist der glücklichste Rapper der Welt / Alle wollen Geld und wenn sie es haben, wollen sie mehr /Ich hab alles was ich brauche, Geld rennt mir hinterher“.

Und man nimmt ihm den Songtitel sogar ab. Bis auf eine äußerst gelungene Ausnahme („Vernichtung“) widmet sich der Rapper auf „Nachtmensch“ fast ausschließlich den angenehmen Seiten des Lebens. Selbst verkatert freut sich Chefket noch auf den nächsten Kater. Aber wir haben es hier ja auch mit dem glücklichsten Rapper der Welt zu tun.