Chakuza: „Ich bin nur dann gut, wenn ich unglücklich bin“
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Fröhlich ist Musiker Chakuza selten. Er zieht seine Inspiration aus der Melancholie. Dennoch möchte er nicht als Gangster-Rapper abgestempelt werden. Nach einer steilen Karriere, die ihn von der Restaurantküche in Bushidos Tonstudio führte, möchte Chakuza jetzt neue Wege gehen. spot on news hat mit dem Durchstarter gesprochen.
Chakuza (33, „Zodiac“) ist gerne und oft wütend. Sein Wegbegleiter ist die Melancholie und richtig gute Musik produziert er nur, wenn er traurig ist. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news ist der Österreicher allerdings ziemlich gut gelaunt. Kreativität erfordert eben Extreme – meint der Rapper. Sein Album „Exit“, das am 5. September erscheint bricht mit alten Mustern und seinem Image. Wie er den Schmerz zu seinem Freund macht und wie er sich seine Träume erfüllt, verrät er im Interview.
Chakuza, Ihr neues Album heißt „Exit“ – Ein Ausgang woraus?
Chakuza: Ich wollte einfach raus aus dem Alltagsleben. Ich bin nach Holland gefahren und habe dort neue Leute kennengelernt und Neues ausprobiert. Es geht darum mit Altem abzuschließen. Ein Album komplett mit Band einzuspielen, wie jetzt für „Exit“, habe ich vorher noch nie gemacht.
Ist das nur ein Bruch mit Ihrem alten musikalischen Stil oder steckt da noch mehr dahinter?
Chakuza: Es ist einer mit alten Weggefährten, Stilmitteln und allem drum herum. Ich wollte einfach mal ohne den Gedanken ans Business Mucke machen.
Und was ist jetzt Neu?
Chakuza: Die Musik geht immer mehr in den Indie-Bereich rein. Auch die zukünftigen Alben werden mehr Indie-Einflüsse haben.
Nach Ihrem Ende als Produzent und Rapper bei Bushidos-Plattenfirma „ersguterjunge“ mussten Sie sich als Künstler neu definieren – Wer ist Chakuza heute?
Chakuza: Ich bin eher nachdenklich und sehr verkopft. Immer ein bisschen melancholisch, aber auch starrköpfig. Ich möchte am liebsten alles alleine machen, aber das geht natürlich nicht. Ich komme ja aus Österreich und bin von einem Tag auf den anderen nach Berlin gezogen. Dort wurde ich dann schnell die Gangster-Rapper-Schublade reingesteckt. Davon wollte ich aber weg. Mein Umfeld hat mich anders wahrgenommen als ich das wollte und auch die Außendarstellung war nicht okay für mich. Deshalb hab ich damit gebrochen und mache jetzt was Neues.
Das Gangster-Rapper-Image möchten Sie also nicht an sich haften haben?
Chakuza: Niemals. Das war ich nie wirklich, aber man kommt da schnell rein. Ich hab vielleicht auch ein bisschen damit gespielt, aber das ging in die Hose.
Welches Image hätten Sie gerne stattdessen?
Chakuza: Kein Konkretes. Rap ist ja sehr vielseitig mittlerweile. Da gibt es jetzt auch Cro und Casper und natürlich den Gangster Rap. Irgendwo dazwischen suche ich meine persönliche Nische.
Stichwort Cro – Der Rap-Liebling der Nation verbreitet mit seiner Musik gute Laune. Ihre Lieder sind eher melancholisch. Da würde sich doch ein Rap-Battle anbieten. Könnten Sie sich das vorstellen?
Chakuza: Nein. Ich bin ein Fan von trauriger Musik und möchte das auch weiter machen. Ich mag keine lustige Musik. Ich höre auch nur traurige Sachen. Ich sitze gerne im Auto und höre melancholische Lieder. Im besten Fall geht dabei die Sonne gerade unter. Das ist die Stimmung in der ich mich gerne bewege.
In Ihrem Song „Drehscheibe“ singen Sie von dem Konflikt, dass man einerseits die Welt bereisen möchte, sich aber ab 30 doch nach dem Haus-Hund-Hof Prinzip sehnt. Finden Sie, dass das Leben einem die Träume nimmt?
Chakuza: Ja und nein, schließlich habe ich mir einen Traum erfüllt und zwar den des Musikers. Hat man das Eine muss man das Andere aufgeben.
Sie haben also das Spießerleben für das Musikerleben aufgegeben?
Chakuza: Naja als Musiker ist man immer viel auf Tour und es geht viel auf und ab. Allerdings habe ich schon einen Hund und das Haus kommt dann nächstes Jahr noch dazu. Das Spießerleben funktioniert aber nicht so gut, wenn man so viel unterwegs ist wie ich.
In „1000 Dinge“ singen Sie über Dinge, die Sie wütend machen. Was wäre das denn?
Chakuza: Mich machen viele Dinge wütend und wenn mich nichts wütend macht, dann suche ich mir etwas. Es reicht schon, wenn jemand seinen Einkaufswagen im Supermarkt vor dem Regal abgestellt hat und ich deshalb nicht mehr an den Käse komme. Es sind nur Kleinigkeiten, die sich dann häufen. Irgendwann muss ich das dann raus lassen.
In „Dunkel und Hell“ singen Sie von dem inneren Schweinehund. In welchen Situationen gelingt es Ihnen nie diesen zu kontrollieren?
Chakuza: Eigentlich kann ich sehr diszipliniert sein, außer wenn ich Musik mache. Dann kann ich mich nicht kontrollieren. Kreative Phasen sind bei mir sehr selbstzerstörerisch. In diesem Moment muss ich mir meine eigene Welt erschaffen, um Dinge auszusprechen, die ich sonst nicht zugeben würde. Man muss sich öffnen. Ich muss dazu immer ein bisschen schlecht gelaunt sein. Ich bin nur dann gut wenn ich unglücklich oder traurig bin.
Schmerz wird bei Ihnen also gehegt und gepflegt?!
Chakuza: Ja auf jeden Fall. Die Melancholie und Traurigkeit verfolgt mich und inspiriert mich gleichzeitig.
Woher kommt diese Melancholie?
Chakuza: Keine Ahnung, ich habe einfach schon immer traurige Sachen gefeiert.
Eigentlich haben Sie als Beruf Koch gelernt. Wie kamen Sie dann zum Rappen?
Chakuza: Jeder der den Beruf kennt weiß, dass man als Koch keine Zeit im Privatleben hat. Ich war mit 23 Jahren Küchenchef und habe unglaublich viel gearbeitet. Das war mir irgendwann zu viel und ich habe mir eine Auszeit genommen. Währenddessen hab ich den Weg zur Musik gefunden. Dann kam das Angebot von Bushido, so führte Eines zum Anderen und jetzt stehe ich hier.
Kochen Sie immer noch?
Chakuza: Ja jeden Tag. Ich liebe kochen, wenn ich es nicht als Beruf machen muss, macht es total viel Spaß.