CD-Tipp: Warpaint – Warpaint

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CD-Tipp: Warpaint – Warpaint

Eine kalifornische Girl-Band, die alles andere als sonnig klingt: Warpaint, die Traumfrauen der Indieszene, haben ihr zweites Album voll mit düsterer Poesie und Nebelschwaden gepackt. Es grenzt an ein Wunder, dass sich die ätherische Musik des Quartetts überhaupt auf CD pressen ließ...

Nebelschwaden, düstere Poesie, atmosphärische Dichte: Die vier Mädels der kalifornischen Band Warpaint klingen alles andere als nach der Sonne von L.A., stattdessen schweben sie immer scheinbar schlaftrunken ein paar Zentimeter über dem Boden. Die neueste Single „Love Is To Die“, gemixt von Radioheads Nigel Godrich, ist wieder so ein kleines Wunder: Zu kunstvollem Schlagzeugspiel und dominantem Bass hauchen die Stimmen in mehreren Lagen übereinander: „Love is to die / Love is not to die / Love is to dance / Why don’t you dance“. Im Hintergrund drehen sich Gitarrenelemente schwindelig, hallt und rauscht es, und hört sich die Welt generell an wie ein einziger Traum.

Warpaint sind schon mit ihrem ersten Album „The Fool“ (2010) zu den Traumfrauen der Indieszene aufgestiegen. Mit ihrer zweiten selbstbetitelten Platte, noch mehr Lässigkeit, Verzauberung und Melodien erobern sie gerade die „Album des Monats“-Kategorien sämtlicher Medien. Die streiten sich allerdings immer noch, wie Warpaint nun einzuordnen sind: Die Musik liegt irgendwo zwischen sehr fragilem Post-Punk, sphärischem TripHop und entrücktem Dreampop, zwischen Beach House, Portishead und The xx.

Wobei der ewige Vergleich mit The xx auch langsam ausgedient haben sollte. Einzig der präsente Bass im Nebelsound und eine gewisse Schlafmittel-Benommenheit haben beide gemein. Doch Warpaint sind immer ein bisschen verschrobener und deutlich mehr Lo-Fi. Ihre Musik klingt immer ein bisschen, als müsste sie alle Kraft aufwenden, um sich noch weiter durch diese Welt zu schleppen. Gleichzeitig aber auch so betörend feminin und so ätherisch, dass es an ein Wunder grenzt, dass man sie überhaupt auf CD pressen konnte.