CD-Tipp: Skrillex – Recess
Magazin
DJ mischt Musik
2012 gehörte Skrillex zu den ganz großen Hoffnungen im Musikbiz: Er räumte Preise ab, ließ Dubstep aufleben und brachte den Frisurentrend des Undercut in Mode. Mittlerweile sind all diese Trends Vergangenheit - und Skrillex bringt sein Debütalbum heraus.
Die Veröffentlichungsstrategie von Skrillex gleicht seiner Musik: ohne Vorwarnung und sofort auf die Zwölf! Skrillex, der nachweislich momentan größte Dubstep-Musiker unserer Zeit, ließ sich von der Tatsache, dass praktisch die ganze Welt seit seinem Grammy-Durchbruch 2012 auf sein Debütalbum wartet, nicht unter Druck setzen. Das Album ist jetzt fertig, aber anstatt es professionell mit einem Promo-Rundumschlag in Radio, Fernsehen, Kinosälen und auf dem Time Square zu bewerben, ließ Skrillex sein Label lediglich eine kleine Rundmail schreiben.
Ab einem gewissen Bekanntheitsgrad ist mehr auch gar nicht nötig, wie wir im vergangenen Jahr an Beyoncé sehen konnten. Die arbeitet allerdings seit „Destiny’s Child“ an ihrem Erfolg, während Skrillex sich in drei Jahren seinen Namen aufgebaut, sechs Grammy gewonnen und den Frisurentrend Undercut populär gemacht hat. Er ist aktuell der bekannteste Vertreter seiner Dubstep-Gattung, datete Ellie Goulding und arbeitete schon mit Korn, Boys Noize und Lady Gaga. Trotzdem hat sein Debütalbum ein Problem: Es kommt zu spät. 2012, als Skrillex seine EP „Bangarang“ herausbrachte und vom BBC auf die „Sound of“-Liste gehievt wurde, befand sich der Trend schon auf seinem Zenith. Dieses Album wäre vermutlich eines der kommerziell erfolgreichsten geworden.
Aber mittlerweile ist das Ding mit den Maschinengewehrbeats, den aggressiven Laptop-Geräuschen und Tamagotchi-Stimmen nur noch für Dorfdiskos und auf Schlagertechno-Partys relevant. Denn für alle anderen Bedürfnisse außerhalb von Hardcorepartys hat der Amerikaner nicht viel zu bieten. Trotz einer gehörigen Gästeliste hört sich „Recess“ wie ein einziger Song an – bis auf „Coast Is Clear“, auf dem er Bläser und Chance The Rapper gegeneinander antreten lässt. Damit dürfte Skrillex der erste Musiker sein, der seinen eigenen Musiktrend verpasst hat.