CD-Tipp: Sharon Van Etten – Are We There
Magazin
Schwarzer Audioverstärker
Zwischen Feist, Cat Power und PJ Harvey hat sich die Amerikanerin Sharon Van Etten platziert. Sie macht Singer/Songwriterpop der Gegensätze: leicht und schwer zugleich, herzzerreißend und unkitschig, pompös und reduziert. Sollte man gehört haben.
Zwischen Feist, Cat Power und P. J. Harvey ist noch ein Plätzchen frei – für Sharon Van Etten. Die 33-jährige Amerikanerin verpackt ihre Gefühle in pompös obwohl reduzierten Singer/Songwriter-Pop, der emotional klingt, ohne die Boxen mit Kitsch zu verkleben. Auf ihrem vierten Album experimentiert Van Etten mehr denn je mit Beats und Geräuschen aus dem Computer, was die geerdet-organische Grundstimmung ihrer Musik aber niemals angreift.
Van Etten ist der Typ schüchternes Mädchen, das Liebeskummer für seine Musik und Whisky auf der Bühne braucht, um die im Schlafzimmer begonnene Therapie auch öffentlich vorzutragen. Ihre Musik liegt im traurig-schönem Bereich von The National, mit denen sie auch auf Tour ist, und gefühlsechter Unmittelbarkeit, wie sie Frauen vorbehalten ist. Eine ziemlich gute Mischung. Dabei ist jeder Satz, den man über diese herzzerreißenden Songs schreiben könnte, kitschiger und unangebrachter als die Musik selbst.
Van Etten schafft es, alles an ihren Kompositionen warm klingen zu lassen, wie ein Feuer im Kamin: ihre Stimme, ihre Harmonien, ihre Instrumente. Letztere sind mit Piano, Gitarre, einem schüchternen Schlagzeug zwar spärlich gesät, aber umso wirkungsvoller eingesetzt. Auch die Produktion von Dave Hartley, der als Bassist mit seiner Band War On Drugs bereits eins der besten Alben des Jahres abgeliefert hat, trägt zum vollmundigen Klang bei. Im Grunde klingt „Are We There“ wie sich ein nachdenklicher Abend mit einem Glas Rotwein zum Ende hin anfühlt: melancholisch, sinnlich und trotz aller Zweifel zuversichtlich: „Everytime the sun comes up I’m in trouble“.