CD-Tipp: Neneh Cherry – Blank Project

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CD-Tipp: Neneh Cherry – Blank Project

18 Jahre ist die letzte Soloplatte der schwedischen Sängerin Neneh Cherry her. Auf "Blank Project" geht sie nicht noch mal das Risiko ein, einen Hit wie "7 Seconds" in die Welt zu setzen - und macht damit alles richtig. M.I.A., Moloko und Macy Gray lassen grüßen.

Um den Namen Neneh Cherry zuzuordnen, benötigt es meist nicht mehr als ein paar Sekunden – „7 Seconds“ war der Überhit ihrer Karriere. Zumindest für die breite Öffentlichkeit. Das Leben der Schwedin, Tochter von Jazz-Musiker Don Cherry, Halbschwester von Eagle-Eye Cherry und Ehefrau von Produzenten Cameron McVey (Massive Attack, Portishead) hat allerdings noch einige spannende Anekdoten zu bieten.

Das erste Soloalbum von Cherry seit 18 Jahren würde gerade nicht so große Wellen schlagen, wenn es nicht außergewöhnlich gut wäre. Erhobenen Hauptes und mit einer Stimme, die noch am ehesten an eine Mischung aus Macy Gray und Róisín Murphy erinnert, setzt Cherry sich über jegliche Genre-Grenzen hinweg. Ihr ambitionierter Avantgarde-Anspruch sorgt dafür, dass sich die Geschichte mit den unbeabsichtigten Charthits in den Neunzigern nicht wiederholt. Ironischerweise holt sie sich dafür eine Sängerin an die Seite, die genau dasselbe Schicksal teilt: Auch Robyn, die aktuelle schwedische Electropop-Prinzessin und zu hören auf der leichtfüßigen Single „Out Of The Black“, musste sich erst von ihrem Neunziger-Hit „Show Me Love“ befreien.

Wobei „leichtfüßig“ auf diesem Album auch immer etwas schwermütig klingt. Ins Studio ging Cherry überhaupt nur, um sich vom Tod ihrer Mutter abzulenken. Entsprechend dunkel ist der Grundton dieser Verbindung aus World Music, Funk, Hip-Hop und Elektronik – in der die Stille immer am lautesten klingt. Reduktion ist das große Geheimnis dieses Albums. Der Eröffnungstrack kommt nur mit Stimme und ein paar Percussions aus. So klingt „Blank Project“ trotz Experimente wie abgehakte Afrobeats oder gegurrtem Gesang immer aufgeräumt. Für diesen roten Faden und den extrem modernen Klang zeichnet der derzeit omnipräsente Four Tet verantwortlich, der Neneh Cherry damit nachträglich zu einem nicht ganz so überdrehten Vorbild für M.I.A.-Fans erhebt.