CD-Tipp: Marteria – Zum Glück In Die Zukunft II

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CD-Tipp: Marteria – Zum Glück In Die Zukunft II

Beats wie Chamäleons - Texte, die Funken sprühen: Es ist keine allzu gewagte These, dass Marteria auch mit seinem neuen Album "Zum Glück In Die Zukunft II" die Charts im Wortumdrehen erobern wird.

Ja, viele Satzzeichen gleich zu Anfang schrecken den Leser ab, aber bitte machen Sie sich die Mühe für Materia, der Textzeilen wie diese schreibt: „Evolution wird mit ,R‘ geschrieben“ – „Wir leben auf einem blauen Planet, der sich um einen Feuerball dreht / mit einem Mond, der die Meere bewegt / Und du glaubst nicht an Wunder?“ – „Jeder steht jetzt auf der Liste – niemand geht mehr hin“.

Marteria, Ex-U17-Nationalspieler, Ex-Model, Ex-Schauspielschüler, Aktuell-Rapper. Nachdem er Deutschland mit dem ersten Teil von „Zum Glück In Die Zukunft“ und dem Projekt „Lila Wolken“ erobert hatte, musste er sich erst mal die Welt ansehen. Man kann sich vorstellen wo der Text für „Welt Der Wunder“ her kommt. Oder wie es sich anfühlt, wenn die Kumpels plötzlich Zahnarzt statt Gangster sind. Oder wie trübe Gedanken zum selbstzerstörerischen „Die Nacht Ist Mit Mir“ geführt haben, in dessen Refrain zum Schluss Campino einsteigt: „Ich hab den Knopf schon längst gedrückt / Auf dem Selbstzerstörung steht / Jeder Schluck macht Glück Glück Glück“.

Die Beats des in Deutschland fast schon legendären Produzententeam The Krauts lassen nicht nur den Kopf nicken sondern passen sich facettenreich an wie ein Chamäleon: Ein sanftes Piano in „Alt & Verstaubt“, Erinnerungen an Freundeskreis im entspannt funkigen „Pionier“, M.I.A.-Referenzen in der Single „Kids (2 Finger an den Kopf)“ oder das famose „Strom“: zu ein paar verschwindend geringen Computerimpulsen sprechsingt Marteria abgehakt wie ein Roboter, was im minimalistischsten Refrain der Geschichte gipfelt: „Strom“. Kraftwerk lassen grüßen. Man kann Marteria vorwerfen, dass sein Rap nur monoton und im Schrittempo voran geht. Aber sonst würde man womöglich eine Zeile verpassen.