CD-Tipp: Marcus Wiebusch – Konfetti
Magazin
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Marcus Wiebusch, Sänger der Band Kettcar, hat seine Band in die kreative Pause verabschiedet und sich dann vollends ausgetobt: Auf seinem ersten Soloalbum erinnert praktisch nichts mehr an Kettcar, außer die Stimme. Dafür: Hip-Hop, Elektronik, Gesellschaftskritik!
Wenn der Sänger einer seit Jahren etablierten Band sein Solodebüt vorlegt, klingt das meistens nur nach einem: der Hauptband. Marcus Wiebusch, hauptberuflich Sänger der klassischen Hamburger-Schule-Band Kettcar, widerspricht dieser These mit seinem Solodebüt „Konfetti“. Das hat mit Kettcar tatsächlich nur die Stimme gemeinsam.
Nachdem Kettcar sich nun in kreativer Pause befinden, tobt Wiebusch sich auf dem Erwachsenen-Spielplatz aus: Schon der erste Song „Off“ klingt mit Pauken und Trompeten, als hätten die Isländer Of Monsters And Men das Kettcar-Studio in Beschlag genommen. Kaum davon erholt, kommt der nächste Schock: „Der Tag Wird Kommen“, Sprechgesang zum Thema Homosexualität im Fußball. Thematisch natürlich perfektes Timing, der Song soll schon fertig gewesen sein, bevor Hitzelsperger sein Outing hatte. Zudem klingt Wiebusch überhaupt nicht peinlich, sondern wie Thomas D. in „Krieger“.
Ähnlich ungewohnt geht es auch weiter, es scheint, als wolle Wiebusch mit Absicht alle Tabus brechen, die ihm die Kettcar-Fans und Musik-Kritiker vermutlich gerne auferlegen würden. Und er schlägt sich dabei nicht schlecht: Elektro und Hip-Hop, Sprechgesang und Kettcar-Stimme, Woodkid und Casper, Piano, Funk-Bass, Synthie und Trompeten – Wiebusch traut sich endlich alles. Und klingt dabei so poppig, groovig, modern und tanzbar wie noch nie.
Auch inhaltlich gibt es einen großen Unterschied zu Kettcar: Die Texten blicken diesmal nicht nur nach innen, sondern auch außen: Wiebusch thematisiert die Zuckerbergs auf der Überholspur oder das Hipster-Phänomen („Jede Zeit Hat Ihre Pest“), die „Distinktions-Nutten“ unserer Zeit. Hier wurde auf allen Ebenen umgedacht.