CD-Tipp: Mando Diao – Aelita

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CD-Tipp: Mando Diao – Aelita

Mando Diao haben einen alten Synthesizer geschenkt bekommen, der ihre gesamte Welt umgekrempelt hat. Vom Augenkrebs-Cover zur Bad-Taste-Musik: Die Schweden probieren sich in neuen Welten aus. Das ist verstörend bis spannend, kann unter Umständen aber auch Spaß machen.

Das Albumcover lässt Böses ahnen: Sind die Schweden von Mando Diao jetzt etwa auch auf dem Achtziger-Jahre-Synthie-Trip? Kurz: Ja. Sind sie. Vollkommen hängengeblieben. Zuerst die gute Nachricht: Man kann mit diesem, sogar nach einem Synthie benannten Album, sehr viel Spaß haben. Die schlechte: Gewisse Sympathien für Bad-Taste-Partys und die Achtziger sind Voraussetzung.

Die ersten Töne des neuen Albums bestätigen die schlimmsten Befürchtungen. Mit den Gitarren setzt der Synthesizer ein. Dass der gleich so prominent platziert wurde, ist kein Zufall. Alleine dieses Instrument hat die Boyband für die Frau ab 20 angeblich dazu inspiriert, ihren bereits fertigen Songs noch eine elektronische Ebene hinzuzufügen. An dieser Stelle schlagen die Indierocker die Hände über dem Kopf zusammen – und der Mainstream klatscht. Denn wenn eine Band mit Melodien umgehen kann, dann sind das Mando Diao. Sobald die Stimmen von Gustav Norén und Björn Dixgard ins Spiel kommen und der Refrain von „Black Saturday“ einsetzt, fühlt man sich sofort wieder auf gutem, alten Mando-Diao-Terrain zu „Dance With Somebody“-Zeiten.

Mando Diao klingen im Gesang immer noch so überheblich, wie es bisher nur die Oasis-Brüder geschafft haben. Die neue Synthie-Ebene fügt dem Ganzen aber einen Neon-Style hinzu, der die ganze Coolness ad absurdum führt. „Rooftop“ – als Positiv-Beispiel – klingt mit den neuen Maschinenklängen und einer tänzelnden Geige wie ein lasziver Quickie zwischen Daft Punk und Mando Diao. Im Vocoder-Rappart (!) von „If I Don’t Have You“ lässt sogar Kanye West grüßen.

In anderen Liedern dagegen klingt das Ganze nach Pet Shop Boys, Neuer Deutscher Welle oder sogar 90er-Eurodance. Das ist spannend bis verstörend – vor allem aber wundert man sich, wie gerade die trendbewussten Schweden den Synthie-Boom so lang verschlafen konnten. Viele Freunde werden sie sich mit „Aelita“ außerhalb des Radios nicht machen. Dass die beiden herausragende Songwriter sind, mit einem unverschämten Gespür für Hits, daran ändert „Aelita“ aber auch nichts. Es unterstreicht es eher noch.